Weltweites Netz von Auslands- und Partnerschulen
Fünfzig Jahre ‚Zentralstelle für das Auslandsschulwesen‘ (ZfA), fünfzehn Jahre ‚Weltverband Deutscher Auslandsschulen‘ (WDA) und zehnjähriges Bestehen der Initiative ‚Schulen: Partner der Zukunft‘ (PASCH) wurden beim Weltkongress Deutscher Auslandsschulen vom 6. – 9. Juni 2018 in Berlin mit einem Festakt gefeiert. Der Einladung von Auswärtigem Amt, ZfA und WDA waren mehr als 500 Personen aus aller Welt gefolgt: Schulleitungen, Schulvorstände und Verwaltungsleitungen der 140 Deutschen Auslandsschulen und ehemalige und aktuelle Schülerinnen und Schüler, Fachberaterinnen und Fachberater, die rund 1.100 Schulen mit Deutschem Sprachdiplom im Ausland betreuen sowie zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Für die GEW, die rund 600 Mitglieder an Auslandsschulen vertritt, nahmen der Vorsitzende der Arbeitsgruppe AuslandslehrerInnen (AGAL), Günther Fecht, seine zwei StellvertreterInnen Marina Melber und Wolfgang Reinert und der GEW-Referent für Internationales, Manfred Brinkmann, am Kongress teil.
Auslandsschulen sollen zu kritischem Denken erziehen
Als wichtiger denn je bezeichnete Außenminister Heiko Maas in seiner Festrede zur Eröffnung des Kongresses die deutsche auswärtige Bildungspolitik. Die Welt befinde sich „in einem gewaltigen tektonischen Umbruch“, in dem vermeintliche Selbstverständlichkeiten sich auflösten. Autoritäre Ideologien und Regierungen erhielten weltweit Zulauf. Maas forderte dazu auf, Farbe zu bekennen und demokratische Errungenschaften zu verteidigen: „Gegen Populismus hilft Bildung!“ Ziel des Unterrichts müsse es sein, junge Menschen „zu kritischem Denken und Nachfragen“ zu ermutigen. Als großen Erfolg der deutschen Auslandsschularbeit hob Maas die von seinem Amtsvorgänger, dem heutigen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier im Jahr 2008 ins Leben gerufene Partnerschulinitiative hervor: „Wer hätte damals gedacht, dass PASCH in nur zehn Jahren 600.000 Schülerinnen und Schüler erreichen würde, dass sich die Zahl geförderter Schulen in den zehn Jahren nahezu verdreifacht?“ Mehrere Schülerinnen und Schüler aus Auslandschulen wurden von Maas anschließend für ihre Beiträge zum internationalen Wettbewerb ‚Wie Deutsch mein Leben verändert hat‘ mit einer Urkunde ausgezeichnet.
Welchen Beitrag zur Wertschöpfung leisten Deutsche Auslandsschulen?
In zahlreichen Podien, Foren und Workshops wurde u.a. über Lehren und Lernen, innovativer Unterricht, Digitalisierung, Diversity Management, Schulinfrastruktur, Schulverpflegung oder Sicherheit und Krisenmanagement diskutiert. Dennis Ostwald von der WifOR Wirtschaftsforschung GmbH präsentierte seine vom WDA in Auftrag gegebene Studie „Weltweite Wertschöpfung: Quantifizierung des Wertbeitrags Deutscher Auslandsschulen“ zum wirtschaftlichen Nutzen der Auslandsschulen. Danach werden Deutsche Auslandsschulen zwar öffentlich aus Deutschland gefördert, tragen jedoch durch Schulgebühren, Spenden und andere Einnahmen mit mehr als siebzig Prozent zur Finanzierung ihrer Kosten selbst bei. Die Auslandsschulen seien „Impulsgeber für 1,2 Milliarden Euro Wertschöpfung“, was ungefähr der des saarländischen Bildungswesens entspräche. Besonders hervor hob Ostwald das ehrenamtliche Engagement der Vorstandsmitglieder in den Schulvereinen Deutscher Auslandsschulen, dem rechnerische Arbeitskosten von jährlich 13,4 Mio Euro entsprächen.
Qualität, Wertschätzung und Werte im Auslandsschuldienst
Vom aktuellen Lehrkräftemangel in Deutschland bleiben auch die Auslandsschulen nicht verschont. Für sie wird es zunehmend schwieriger, LehrerInnen und SchulleiterInnen aus Deutschland für die Arbeit im Ausland zu gewinnen. Der Mangel an SchulleiterInnen und deren hohe Arbeitsbelastung wurden daher von den anwesenden Schulleitungskräften immer wieder thematisiert. Angesichts der Abwesenheit „normaler“ Lehrkräfte beim Weltkongress Deutscher Auslandsschulen blieb es jedoch VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik vorbehalten, in einem Podiumsgespräch zum Thema ‚Wie können die Auslandsschulen gestärkt werden?‘ auf die Bedeutung der Lehrerinnen und Lehrer für den Erfolg der Auslandsschulen hinzuweisen. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir aus Deutschland gut ausgebildete Lehrkräfte für unsere Deutsche Schule in Györ bekommen“, lobte Dr. Elisabeth Knab, Personalleiterin bei Audi in Ungarn, die Arbeit der LehrerInnen. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Barbara Motschmann und ihre SPD-Kollegin Barbara Hendricks betonten, wie wichtig die Qualität der Bildung für die Auslandsschulen sei, und dass es dafür gute Lehrkräfte braucht, die gute Gehälter, sichere Arbeitsbedingungen und Wertschätzung bei ihrer Rückkehr benötigen. ZfA-Leiterin Heike Toledo plädierte dafür, dass nicht nur deutsche Maschinen und Autos, sondern auch Bildung aus Deutschland ein Siegel „Made in Germany“ verdiene. Der Leiter der Kulturabteilung im Auswärtigen Amt, Andreas Görgen, warnte zum Abschluss, die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten. Angesichts der Zunahme autoritärer Systeme weltweit käme es darauf an, in den Deutschen Auslandsschulen demokratische Werte zu vermitteln.