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Frühkindliche Bildung - (K)ein Thema für die Entwicklungszusammenarbeit

Nicht nur in Deutschland findet frühkindliche Bildung zunehmend mehr Beachtung. Auch in armen Ländern gibt es vielfältige Ansätze und Erfahrungen zur Förderung frühkindlicher Entwicklung, wie eine Tagung der Kindernothilfe in Berlin deutlich machte.

Vorausschauend aktueller hätte die Kindernothilfe (KNH) den Zeitpunkt für die Präsentation der von ihr in Auftrag gegebenen Studie zur frühkindlichen Bildung in Entwicklungsländern nicht wählen können. Am 23. September 2015, zwei Tage vor der UN-Konferenz zu den bis 2030 geltenden Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals = SDG) hatte die Kindernothilfe Prof.  Reinhard Merkowitz von der Ludwig Maximilian Universität München eingeladen, die Ergebnisse der Untersuchung zu den von der KNH geförderten Projekten zu frühkindlicher Bildung in Asien, Afrika und Lateinamerika einem Fachpublikum vorzustellen.

Kaum Geld für frühkindliche Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit


Wie grundlegend es ist, frühkindliche Bildung explizit in die SDGs  aufzunehmen wurde im Laufe der Fachkonferenz von allen Seiten untermauert. Katrin Weidemann, die Vorsitzende der KNH, machte deutlich, warum das Jahresprogramm 2014/15 der KNH unter dem Titel 'Bildung ändert alles - von Anfang an'  für die Fachkonferenz auf frühkindliche Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zugespitzt wurde. So muss frühkindliche Bildung erstens ein höherer Stellenwert beigemessen werden, der sich auch in einer Erhöhung der Mittelzuweisung aus dem EZ-Bildungsetat von derzeit zwei auf zehn Prozent bemerkbar macht. Zweitens muss der frühkindliche Bereich ein stärkeres Gewicht in den Gesprächen mit den Projektpartnern erhalten und drittens muss die frühkindliche Bildung auf UN-Ebene mit auf die Agenda genommen werden.  

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Thomas Silberhorn, wies auf die Ausgaben des Ministeriums im Bildungsbereich und auf die Herausforderung hin, zwei Millionen Kindern auf der Flucht den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und trug dem Fachpublikum bekannte Zahlen vor. Konkrete Zusagen oder gar die Erwähnung, dass Deutschland mit 0,41 Prozent noch weit hinter den zugesagten 0,7 Prozent des BIP für die  EZ zurückliegt fehlten. Als die GEW Vorsitzende Marlis Tepe später in der Podiumsdiskussion auf diese Finanzierungslücke hinwies, war der Staatssekretär leider nicht mehr anwesend. (Anmerkung:  Angela Merkel versicherte zwei Tage später in ihrer Rede in New York vor der UN, dass Deutschland zu den 0,7 Prozent des BIP für die EZ stehe. Auch sie nannte keinen Zeitpunkt)  

Erste Lebensjahre sind entscheidend für die kindliche Entwicklung


Wie wichtig aus neurologischer und gesundheitsvorsorglicher Sicht die ersten Lebensmonate und die Zeit bis zum  Erreichen des dritten Lebensjahres für die Entwicklung eines Kindes sind, zeigten Reinhard Markowetz und Klaus Jahn sehr nachdrücklich in ihrer Studie. Sie bescheinigten  den[1] 15 von  ihnen untersuchten KNH-Projekten weitgehend  eine qualitativ gute Arbeit. und hoben besonders lobend hervor, dass sich eine Organisation einer wissenschaftlichen Evaluation ihrer Arbeit gestellt habe. Mit den zahlreichen Mitarbeiter_innen der KNH und von NROs, BMZ und GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), Wissenschaftler_innen, Vertreter_innen der Globalen Bildungskampagne, Bundestagsabgeordneten und Gibson Nkanaunena, dem Direktor von Word Relief Malawi,  nahmen an der Tagung rund fünfzig Fürsprecher_innen für das Recht von Kindern auf Bildung von Geburt an teil.

Es war gut, dass die GEW Vorsitzende als Vertreterin der in der Praxis für Bildung Verantwortlichen, hier die Verbindung zu der Situation der Erzieher_innen in frühkindlichen Einrichtungen in Deutschland und in Entwicklungsländern herstellen konnte. Zu wünschen ist, dass die KNH mit dieser Studie einen nachhaltigen Einfluss auf die Arbeit und die  Entscheidungen des BMZ zu frühkindlicher Bildung nimmt.