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Frauenkongress in Burkina Faso

Die GEW unterstützt die Frauenarbeit der Bildungsgewerkschaft F-SYNTER im westafrikanischen Burkina Faso. Am vierten Frauenkongress der Gewerkschaft Ende Januar in Ouagadougou hat die GEW-Kollegin Sabine Tölke-Rückert teilgenommen.

Fotos: Sabine Tölke-Rückert

Typisch afrikanisch und für Europäer sehr gewöhnungsbedürftig: der Umgang mit Zeit. Die Vorbereitung geschieht in letzter Minute und unter Aufbietung aller vorhandenen Kraftreserven. Der Kongress beginnt schließlich erst mit mehr als einstündiger Verspätung. Aber dann wird intensiv und konzentriert gearbeitet. Fast fünfzig Frauen waren am 26. Januar 2013 in die Hauptstadt Ouagadougou gekommen, um am vierten Frauenkongress der F-SYNTER teilzunehmen, der größten Bildungsgewerkschaft in Burkina Faso.

Bedeutung von Mitgliedsbeiträgen

Neben dem Rechenschaftsbericht und der Neuwahl des Frauenkomitees standen das Thema ‚Leadership‘ und die geplante Umstellung beim Einzug der Gewerkschaftsbeiträge auf ein bargeldloses Verfahren auf dem Programm. Anfangs begrüßten die Frauenverantwortliche Fati Ilboudo und der stellvertretende Vorsitzende Souleymane Badiel die anwesenden Frauen, die aus allen Teilen des Landes angereist waren. Die GEW-Kollegin Sabine Tölke-Rückert, die als Gast am Kongress teilnahm, übermittelte Grüße und beste Wünsche der GEW für einen guten Verlauf der Veranstaltung. Nicht nur menschliche, sondern auch finanzielle Ressourcen seien notwendig, damit eine Gewerkschaft schlagkräftig ist und erfolgreich für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung kämpfen kann.

In seiner Rede hob Souleymane Badiel die Bedeutung von Mitgliedsbeiträgen hervor und ging ausführlich auf das neue „check-off“ Verfahren zum Einzug der Gewerkschaftsbeiträge ein. Bisher wurden die Gewerkschaftsbeiträge mehr oder minder erfolgreich in bar bei den Mitgliedern eingesammelt. Um die finanzielle Basis von F-SYNTER zu verbessern, hatte der letzte Gewerkschaftskongress 2011 das sogenannte „check-off“ beschlossen: den bargeldlosen Einzug von 0,5 Prozent des Jahresgehalts vom Konto eines Mitglieds. Da vierzig Prozent der Gewerkschaftsbeiträge an den Gewerkschaftsdachverband CGTB und weitere 18 Prozent an die F-SYNTER Regionalverbände abgeführt werden, bleiben dem Gewerkschaftsvorstand für seine Arbeit nur 42 Prozent der Gelder übrig, was bei gut 3.000 Mitgliedern (trotzdem größte Bildungsgewerkschaft des Landes!) ein Jahresbudget von etwa 11.500 Euro bedeutet. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden Bedenken geäußert, dass der Staat bei Einführung des „check-off“ im Falle einer Beteiligung am Streik dann leichter das Geld für die nichtgeleistete Arbeit einbehalten kann. Da der Staat das auch ohne "check-off"- Anwendung macht, hilft dagegen nur eine starke gewerkschaftliche Mobilisierung.

Frauen diskutieren über ‚Leadership‘

Das Einführungsreferat zum Thema hielt die Fati Ilboudo, die im F-SYNTER Vorstand für Frauenarbeit zuständig ist. Anschließend hatten die Frauen die Möglichkeit in fünf Gruppen zu je zehn Personen in Rollenspielen ihre Führungsqualitäten zu erproben. Jeweils zwei Frauen simulierten eine Gruppensitzung zum Thema „check-off“ und einem anderen gewerkschaftlichen Thema. Den Frauen machte das Rollenspiel sichtlich Spaß. Es dauerte viel länger als geplant, bis sie zum Ende kamen, um dann noch im Plenum über ihre Erfahrungen zu berichten. Den Rechenschaftsbericht des Frauenkomitees präsentierte dessen Vorsitzende Marguerite Tougma. Inzwischen existieren sieben regionale Frauenkomitees der F-SYNTER in Burkina Faso, was die gewerkschaftliche Mobilisierung der Frauen deutlich erhöht hat. Erfreulich war die große Zahl junge Lehrerinnen, die erstmalig an einem Frauenkongress teilnahmen. Dass es den Frauen ernst ist mit ihrem Engagement für die Gewerkschaft zeigt sich auch darin, dass sie an einem Samstag an dem Kongress teilnahmen und damit auf Einkommen verzichten, da viele auch am Wochenende arbeiten müssen, um zusätzlich Geld zu verdienen. Bei den Wahlen zum Vorstand des Frauenkomitees wurde Marguerite Tougma als Vorsitzende im Amt bestätigt. Fünf Frauen wurden neu ins Komitee gewählt.F-SYNTER ist bisher die einzige Gewerkschaft im Dachverband CGTB, die ein nationales Frauenkomitee mit regionalen Vertretungen hat. Insgesamt war der fünfte Kongress der SYNTER-Frauen, der von der GEW finanziell unterstützt wurde, ein großer Erfolg für die gewerkschaftliche Frauenarbeit in Burkina Faso!