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Kita-Qualitätsbündnis

Forsa-Umfrage zeigt Missstände in der frühkindlichen Bildung auf

Das Kita-Qualitätsbündnis, dem auch die GEW angehört, hat den Bund erneut aufgefordert, mehr Geld für die frühkindliche Bildung auszugeben. Eine Forsa-Umfrage des Bündnisses zeigt, dass auch die Bürgerinnen und Bürger Probleme sehen.

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Foto: GEW/Shutterstock

Nicht nur die Beschäftigten, auch die Bürgerinnen und Bürger sehen die frühkindliche Bildung in der Krise. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage sagen 53 Prozent der Befragten, es gelinge dem System der Kindertagesbetreuung derzeit schlecht oder sehr schlecht, dass Familien mit kleinen Kindern Familie und Beruf oder andere Verpflichtungen vereinbaren könnten. 

Es fehlt am Personal

Als größtes Problem wird mit 87 Prozent zu wenig Personal bzw. der zu schlechte Personalschlüssel benannt. Aber auch zu wenige Plätze bzw. keine passenden Angebote (79 Prozent) in den Kitas und zu wenig Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern (73 Prozent) werden als sehr große bzw. eher große Probleme wahrgenommen.

Die Forsa-Umfrage hatte das Kita-Qualitätsbündnis aus Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Katholischer Tageseinrichtungen (KTK) - Bundesverband in Auftrag gegeben. Befragt wurden Ende August 2024 bundesweit rund 1.000 Menschen über 18 Jahren. 

"Angesichts der großen Herausforderungen hat der Bund viel zu wenig Geld eingeplant.“ (Maike Finnern) 

Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern sagte: “Das geplante dritte Kita-Qualitätsgesetz kann nur ein Zwischenschritt sein. Es braucht deutlich mehr als die angekündigten und erneut nur befristet bereitgestellten zwei Milliarden Euro, die 2025 in die Kindertagesbetreuung fließen sollen.” Die ersten Beratungen über den Bundeshaushalt in dieser Woche im Parlament müssten genutzt werden, um die Mittel für das Kita-System zu erhöhen. "Angesichts der großen Herausforderungen hat der Bund viel zu wenig Geld eingeplant.“ 

Verbindliche Qualitätsstandards

Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums des AWO Bundesverbandes, forderte, Verbesserungen müssten schnell erfolgen, um das Wohl der Kinder und ihre Teilhabe an frühkindlicher Bildung zu sichern. “Die Forderungen von AWO, GEW und KTK-Bundesverband nach verbindlichen Qualitätsstandards müssen dringend vorangetrieben werden”, betonte sie. 

Trotz erneuter Deklaration und einem “Schulterschluss für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung” zwischen Bund und Ländern sei es noch immer nicht gelungen, den Bund ausreichend und verlässlich an einer guten Kindertagesbetreuung zu beteiligen, fügte Mirja Wolfs, Vorsitzende KTK- Bundesverband, hinzu.

“Es ist an der Zeit, für eine Entlastung zu sorgen und Strukturen zu schaffen, die den pädagogischen Fachkräften und vor allem den Kindern gerecht werden.” (Kita-Qualitätsbündnis)

Trotz der Probleme sind fast drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass Kinder in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung gut aufgehoben seien. 98 Prozent der Befragten betonen die Bedeutung eines gut funktionierenden Systems der Kindertagesbetreuung für die gesamte Gesellschaft, aber auch für die Wirtschaft. Weniger als die Hälfte der Befragten (44 Prozent) ist derweil der Auffassung, dass die Kindertagesbetreuung ihrem gesetzlichen Bildungsauftrag nachkomme – ebenso viele äußern sich negativ.

Noch gelinge es, eine positive Wahrnehmung und das Vertrauen in die Kindertagesbetreuung zu wahren, erklärte das Bündnis. Das klappe aber nur, weil die Fachkräfte über das Maß hinaus engagiert seien. “Es ist an der Zeit, für eine Entlastung zu sorgen und Strukturen zu schaffen, die den pädagogischen Fachkräften und vor allem den Kindern gerecht werden”, hieß es.

Vorstellung der Forsa-Umfrage bei Dialogabend

Das Kita-Qualitätsbündnis setzt sich seit mehr als zehn Jahren für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung ein. Kernforderungen sind 

  • bundesweit verbindliche Standards,
  • u.a. gute Personalschlüssel,
  • Leitungsfreistellung sowie
  • mehr Zeit für Fort- und Weiterbildung,
  • Fachberatung und
  • die Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeitszeit. 

Die aktuelle Forsa-Umfrage wurde am Dienstag in Berlin bei einem Dialogabend vorgestellt. Die Soziologin Prof. Jutta Allmendinger sprach dabei in einer Keynote über die gesamtgesellschaftliche Bedeutung einer guten Kindertagesbetreuung. Die Berliner Erziehungswissenschaftlerin Prof. Rahel Dreyer präsentierte den jüngst veröffentlichen Aufruf der Wissenschaft “Überlastung, Stress und Erschöpfung in vielen Kitas – Wissenschaftler*innen schlagen Alarm und fordern die Politik zum schnellen Handeln auf”.