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Digitalpakt Schule

„Focus“-Umfrage: Bundesländer rufen kaum Fördergelder ab

Die Milliarden aus dem Digitalpakt Schule fließen weiter nur langsam ab. Für die GEW zeigt dies auch: An vielen Schulen fehlte wegen des Lehrkräftemangels die Zeit, ein Medienkonzept zu entwickeln.

Rund ein Jahr nach Inkrafttreten des Digitalpakts Schule haben die Bundesländer einem Medienbericht zufolge kaum Geld aus dem fünf Milliarden Euro schweren Fördertopf abgerufen. Bisher wurden lediglich Anträge im Umfang von rund 125 Millionen Euro bewilligt, wie eine Umfrage des Magazins „Focus“ unter allen 16 Kultusministerien ergab. Das entspricht gerade einmal 2,5 Prozent des Budgets. Insgesamt belaufen sich die von den Schulträgern eingereichten Förderanträge auf rund 284 Millionen Euro (5,7 Prozent).  

Niedersachsen vorn, Bayern Schlusslicht

Das meiste Interesse gebe es bisher in Niedersachsen, wo das Kultusministerium 740 Anträge im Volumen von insgesamt 28 Millionen Euro genehmigt habe. Es folgten Sachsen mit 156 genehmigten Anträgen (65,2 Millionen Euro) und Baden-Württemberg mit 63 Anträgen (sieben Millionen Euro). Schlusslicht ist Bayern.

Die Gründe für die niedrigen Zahlen sind dem Bericht zufolge vielfältig. So habe das bayerische Kultusministerium erklärt, die Richtlinie für die Förderung sei erst am 10. Dezember 2019 veröffentlicht worden. Erst danach hätten Schulen Anträge einreichen können. In anderen Bundesländern hieß es, die Bedingungen für eine Förderung seien hoch: Jede Schule, die sich bewerbe, müsse ein Medienkonzept vorstellen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte dem „Focus“, Qualität gehe vor Schnelligkeit.

„Wer gute Konzepte will, muss den Schulen Zeit, Freiräume und Unterstützung durch Fortbildung geben.“ (Ilka Hoffmann)

GEW-Schulexpertin Ilka Hoffmann sagte: „Der langsame Mittelabruf zeigt die Versäumnisse der Schulpolitik der letzten Jahre. Aufgrund von Personalmangel und gestiegenen Anforderungen fehlte an vielen Schulen die Zeit für die Konzeptentwicklung. Auch hat die GEW-Studie zum Digitalpakt ergeben, dass es zu wenig passende Fortbildungsmaßnahmen zum Umgang mit digitalen Medien im Unterricht gab. Wer gute Konzepte will, muss den Schulen Zeit, Freiräume und Unterstützung durch Fortbildung geben.“

Der Digitalpakt war am 17. Mai 2019 in Kraft getreten. Über das Förderprogramm stellt der Bund den Schulen fünf Milliarden Euro für Investitionen in digitale Tafeln, Schul-WLAN, Onlinelernplattformen und mobile Geräte zur Verfügung. Von den Ländern kommen insgesamt weitere 500 Millionen dazu. Die Mehrheit der Lehrkräfte (59 Prozent) gab jüngst in der GEW-Digitalstudie an, dass ihre Schule inzwischen Mittel aus dem Digitalpakt für Investitionen eingeplant habe oder diese bereits beantragt oder bewilligt worden seien.