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Faire Weihnachten!

Ob Schoko-Nikolaus, Smartphone oder Schmuck – vieles, was wir an Weihnachten verschenken oder essen, ist ein Produkt von Kinderarbeit oder unter gefährlichen Arbeitsbedingungen hergestellt worden. Es gibt jedoch faire Alternativen.

Foto: Pixabay / CC0
  • Weihnachtsstern

Rund 40 Millionen Christsterne werden jedes Jahr bundesweit verkauft, viele davon zu Dumpingpreisen im Super- und Baumarkt. Geerntet werden die Setzlinge für den Export überwiegend in Guatemala, El Salvador, Uganda oder Äthiopien. Die Arbeiterinnen und Arbeiter dort bekommen nur Saisonverträge, sie müssen häufig Chemikalien ohne Schutzkleidung versprühen und dürfen keine Gewerkschaften bilden. Dies berichtet die Christliche Initiative Romero e.V.

Faire Alternativen: Weihnachtssterne mit dem Fairtrade-Siegel gibt es unter anderem bei Kaufland, Rewe, Penny, Edeka, Toom und Knauber, Bio-Weihnachtsterne aus Deutschland etwa bei Dehner.

  • Weihnachtsbaum

Jedes Jahr werden im Advent bundesweit 45 Millionen Tannenbäume verkauft. Über 90 Prozent der Tannensamen für die westeuropäische Weihnachtsbaumproduktion stammen aus Georgien. Doch die Pflücker der Samen – allesamt Saisonarbeiter, darunter viele Minderjährige, die zur Erntezeit im Herbst keine Schule besuchen – bekommen umgerechnet 15 bis 60 Cent pro Kilo geernteter Zapfen. Dabei ist der Job sehr gefährlich: Die Pflücker müssen bis zu 60 Meter hohe Bäume erklimmen – mangels Geld oft ohne Gurte, gute Seile oder Helme. Es kommt immer wieder  zu tödlichen Unfällen.

Faire Alternative: Nordmanntannen der dänischen Baumschule Bols Forstplanteskole findet man bei Händlern, die in der erweiterten Händlerliste bei Fairtrees.de gelistet snind. Fair Trees ist Mitglied der World Fair Trade Organization. Die Pflücker erhalten 1,60 Euro pro Kilo Zapfen, Sicherheitskurse und Equipment sowie eine Arbeits- und Gesundheitsversicherung für die Familie.

  • Schokolade

In Westafrika sollen immer weniger Kinder im Kakaoanbau arbeiten – das versprechen Konzerne und Regierungen seit vielen Jahren. Doch eine Studie der Tulane University in New Orleans (USA) von Ende 2015 belegt: Die Zahl der arbeitenden Kinder ist sogar gestiegen. Laut der Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit“ sind die meisten gerade einmal fünf bis 14 Jahre alt, kaum eines von ihnen geht zur Schule. Der aktuelle Preisverfall bei Rohkakao verschärft die Situation noch.

Faire Alternativen: Fair gehandelte Schokolade mit dem Fairtrade-Siegel, von Gepa, dwp, El Puente, Ethiquable gibt es unter anderem im Supermarkt (auch Discounter), Bio-und Weltladen.

  • Nüsse

„Apfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern“, sagt Theodor Storms Knecht Ruprecht – leider stecken in ihnen häufig Ausbeutung und Kinderarbeit. Etwa in der Türkei, dem größten Lieferanten von Haselnüssen: Hier ernten Minderjährige, oft Kinder kurdischer Wanderarbeiter und syrischer Flüchtlinge, die Nüsse an steilen Hängen, wie auch die GEW seit langem kritisiert. Weltweit leiden Nusssammler unter niedrigen Löhnen, schlechten Arbeitsbedingungen und fehlenden Verarbeitungsanlagen.

Faire Alternative: Nüsse aus fairem Handel mit dem Fairtrade-Siegel im Supermarkt sowie im Weltladen, von dwp, El Puente, Gepa und Rapunzel.

  • Schmuck und Kunsthandwerk

Unter welchen Bedingungen der Rohstoff für die Goldkette oder den Silberreif beschafft oder verarbeitet wurde, ist für viele Schenkende kein Thema. Doch für Edelmetalle werden Menschen ausgebeutet, in Kriege verwickelt, wird ihre Natur zerstört. Im bolivianischen Potosí wühlen Kinderarbeiter in Gestein, um Silber zu gewinnen; ihre Lebenserwartung liegt bei weniger als 40 Jahren. In Peru hat die Goldwäsche zahlreiche Flüsse mit Quecksilber und Zyanid verseucht. Laut Human Rights Watch schuften mehr als 20.000 Kinder in Kleinminen in Mali, dem drittgrößten afrikanischen Goldproduzenten. Weiterverarbeitet wird das Gold überwiegend in China und Indien – unter teils katastrophalen Bedingungen, ähnlich denen der Textilbranche.

Faire Alternativen: im Weltladen, in Filialen der Fair-Handelskette Contigo oder in Webshops wie Faire Edelsteine, Jan Spille, Thomas Becker und Südsinn.

  • Elektronik

Hersteller von Akkus für Smartphones und Laptops profitierten von Kinderarbeit, kritisiert nicht nur Amnesty International. Minderjährige, manche gerade einmal sieben Jahre alt, schuften in Kobaltminen im Süden des Kongo ungesichert und für einen Hungerlohn. Auch in der Produktion der Geräte können die Hersteller Kinderarbeit nicht ausschließen. Der Apple-Konzern etwa hat in seinem Fortschrittsbericht 2017 einen Fall von Kinderarbeit in China und Schuldknechtschaft eingeräumt.

Faire Alternativen: das Fairphone, die Maus von NagerIT, das Siegel TCO certified.

Urlaub

Viele Deutsche reisen übers Fest in die Ferne oder verschenken einen Reisegutschein. Die Schattenseite: Besonders bei Fernreisen bleibt vom Geld der Urlauber nur wenig im Land. Die meisten Jobs im Tourismus sind zudem mies bezahlt, saisonal, voller Überstunden. Auch Minderjährige sind betroffen: Millionen Kinder putzen Touristen die Schuhe, bedienen sie, führen sie zu Sehenswürdigkeiten, stellen Souvenirs her, waschen Teller – und werden auch sexuell ausgebeutet. Allein auf den Philippinen arbeiten laut UNICEF rund 60.000 Minderjährige als Prostituierte.

Faire Alternativen: Wer seine Reise bei einem Anbieter des forum anders reisen bucht, kann Kinderarbeit ausschließen. Dafür steht auch das TourCert-Siegel. Konkrete Reisetipps: Frank Herrmann: „FAIRreisen“, oekom Verlag 2017 (ITB-Award).

Feuerwerkskörper

133 Millionen Euro verpulverten die Deutschen Silvester 2016; auch 2017 wird wohl wieder kräftig geballert. Die Feuerwerkskörper stammen meist aus Indien, China und Osteuropa. In Indien sind nach Schätzungen rund 6.000 Kinder an der lebensgefährlichen Produktion beteiligt.

Die Alternative: Seit 1982 gibt es die Aktion „Brot statt Böller“. Der Erlös kommt Straßenkindern in Simbabwe und Kenia zugute.