Kommentar
Faire Weihnachten!
Die GEW setzt sich mit dem DGB und vielen weiteren Organisationen für ein Lieferkettengesetz ein, das deutsche Unternehmen verpflichtet, entlang ihrer gesamten Produktlinie menschenrechtliche Standards sicherzustellen und Kinderarbeit auszuschließen.
Augen auf beim Geschenkekauf – nicht nur zu Weihnachten. Kakao und Nüsse ernten für unsere Schokolade, seltene Erden schürfen für unsere Smartphones, das geschieht viel zu oft mit ausbeuterischer Kinderarbeit. Bildung statt Kinderarbeit – das hat sich die GEW seit langem auf die Fahnen geschrieben. Nicht nur zur Weihnachtszeit fordern wir die Gesellschaft und unsere Mitglieder auf, aktiv gegen ausbeuterische Kinderarbeit aufzutreten, achtsam beim Einkauf zu sein und mit einer Spende an unsere fair-childhood-Stiftung Projekte in Entwicklungsländern zu unterstützen.
Unsere Arbeit hat auch in die Bundespolitik gewirkt. Mit „Kinder weltweit schützen – Ausbeuterische Kinderarbeit verhindern“ ist ein Antrag der Regierungsfraktionen überschrieben, der Mitte November im Bundestag zu später Stunde diskutiert und beschlossen wurde. Für die Anregung zu diesem Antrag bedankte sich die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), ausdrücklich bei „Brot für die Welt“ und der GEW, die zusammen mit Schüler*innen auf der Besuchertribüne des Plenarsaals vertreten waren.
Das also hätten wir geschafft: Der Bundestag debattiert über dieses Thema. Alle Fraktionen erkennen an, dass Kinderarbeit ein Problem ist, das dringendes Handeln erfordert. Die Lösungswege sind jedoch sehr unterschiedlich. Beschlossen wurde die Aufforderung an die Bundesregierung, „den Schutz von Kindern weltweit als wichtigen Bestandteil der Außen-, Menschenrechts- und Entwicklungspolitik sowie der humanitären Hilfe weiter zu stärken“. Außerdem fordern die Abgeordneten von der Regierung, dass diese „national gesetzlich tätig wird und sich für eine EU-weite Regelung einsetzt, falls die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen nicht ausreicht“.
Freiwillige Vereinbarungen und Gütesiegel können zwar zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Gesetzliche Regelungen aber wären ein besseres Umsetzungsinstrument.
Das weist in die richtige Richtung, auch wenn wir uns mehr Verbindlichkeit gewünscht hätten. Der Beschluss ist ein weiterer Schritt – 100 Jahre nach Gründung der International Labour Organisation (ILO), 70 Jahre nach Verkündigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, 30 Jahre nach Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention und vier Jahre nach der Veröffentlichung der UN-Nachhaltigkeitsziele. Doch solche Vereinbarungen dürfen nicht nur auf dem Papier stehen. Sie müssen umgesetzt werden.
Es müssen Konsequenzen in der Wirtschaftspolitik gezogen werden. Freiwillige Vereinbarungen und Gütesiegel können zwar zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Gesetzliche Regelungen aber wären ein besseres Umsetzungsinstrument. Deshalb setzen wir uns mit dem DGB und vielen Organisationen der Zivilgesellschaft für ein Lieferkettengesetz ein, das deutsche Unternehmen verpflichtet, entlang ihrer gesamten Produktlinie menschenrechtliche Standards sicherzustellen und Kinderarbeit auszuschließen.
„Bildung statt Kinderarbeit“: Für dieses Ziel treten wir als GEW auch in der Bildungsinternationale ein. Mit unserer Stiftung fair childhood unterstützen wir Programme von Bildungsgewerkschaften in Burkina Faso, Mali, Tansania, Uganda und Zimbabwe, wir helfen, kinderarbeitsfreie Zonen zu schaffen. Lehrkräfte werden sensibilisiert für die Folgen von Kinderarbeit, sie bilden Schulclubs und wirken auf die Dorfgemeinschaften ein, damit Bildung für alle möglich wird. Zusammen mit „Brot für die Welt“ unterstützen wir die „100 Million“-Kampagne des indischen Friedensnobelpreisträgers Kailash Satyarthi, machen politisch Druck und fordern zum Handeln auf.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind bereits aktiv und klären in Kita und Schule über Kinderarbeit und deren Ursachen auf. So entsteht Bewusstsein in der Gesellschaft, das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Es knüpft an unseren Einsatz für Bildung für nachhaltige Entwicklung an.
Faire Weihnachten und alles Gute für 2020!