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Fair Play: Gute Arbeit bei Sportgroßereignissen

Zum Welttag für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober 2015 hatten DGB und Friedrich-Ebert-Stiftung nach Berlin eingeladen, um den Blick auf die Arbeitsbedingungen bei internationalen sportlichen Großveranstaltungen zu lenken.

Fotos: Barbara Geier

Prekäre Arbeitsbedingungen nehmen zu

Michael Sommer, stellvertretender Vorsitzender der gastgebenden Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), wird wohl noch einige Zeit brauchen, um mit seiner neuen Funktion identifiziert zu werden. Auch wenn er als Hausherr in den Räumen der Stiftung die überwiegend internationalen Gäste zu der Gemeinschaftsveranstaltung von DGB und FES in Berlin zum Welttag für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober begrüßte, wurde er von vielen wohl doch noch mehr in seiner früheren Aufgabe als Vorsitzender des deutschen und des internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) wahrgenommen. Gleich zu Beginn räumte Michael Sommer mit der vielfach vertretenen Vorstellung auf, dass prekäre Arbeitsbedingungen nur ein Problem des Südens seien. Die Arbeitsbedingungen weltweit gleichen sich immer mehr nach unten an. Zwanzig Prozent der Arbeitnehmer_innen in Deutschland leben in prekärer Beschäftigung.

Für fairen Sport und faire Arbeitsbedingungen


Der diesjährige Fokus von DGB und FES anlässlich des Welttags für menschenwürdige Arbeit auf sportliche Großereignisse knüpft an das Verhältnis von Sport und Arbeiterbewegung an. Viele Spitzensportler waren früher Arbeiter. Im Sport begegnen sich Menschen auf einer Ebene, es ist ein Thema, das Menschen bündelt.  Das bedeutet, dass man sich gleichermaßen für fairen Sport und faire Arbeitsbedingungen engagieren kann. Allianzen können in kleinen Schritten geschaffen werden, um schon in Bewerbungs- und später in Ausschreibungsverfahren die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) festzulegen.

Tos Anonuevo, von der Internationalen der Bauarbeiter (BWI)  legte beeindruckend die ungeheure Diskrepanz zwischen den Investitionen in Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften wie in Brasilien, Russland oder Qatar und den Löhnen der Arbeiter und dem Nutzen für die Bevölkerung dar. Multinationale Baukonzerne eifern mit hohen Schmiergeldzahlungen um den Zuschlag bei diesen Großprojekten, die sie mit lokalen Arbeitern gar nicht durchführen können. Die Präsenz, Dokumentation und Kampagnenarbeit des IGB und des BWI hat schon in  kleinen Schritten eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen erreicht.

Chance für Wandel bei sportlichen Großereignissen


Die Chance, dass Sportler_innen sich an einem Boykott beteiligen, wenn Sportstätten unter menschenunwürdigen Bedingungen errichtet werden, schätzt Johannes Herber von UNI World Athletes als sehr unwahrscheinlich ein. Sportler_innen werden von Anfang an auf Einzelhöchstleistungen und zum Einhalten strenger Regeln getrimmt. Da sei kein Raum für einen Blick jenseits des Erfolges. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Uwe Polkaehn, Vorsitzende des DGB Nord, waren sich sehr einig, dass die Hamburger Olympiabewerbung für 2024 eine große Chance für einen Wandel darstellt. Es sei das erste Mal, dass z.B. Arbeitsbedingungen, ILO Normen, transparente Zuliefererketten, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und eine nachhaltige Infrastruktur Grundlage für eine Bewerbung seien.
Insgesamt wurde der augenblickliche Zeitpunkt, wo FIFA und Qatar mit ihren Machenschaften so sehr in der Öffentlichkeit stehen, als günstig erachtet, Arbeits- und Menschenrechte zusammenzubringen.

Langer Atem bringt Erfolg

Michael Sommer gab in seinem Schlusswort Mut mit auf den Weg. Der Erfolg beim Mindestlohn habe gezeigt, dass sich langer Atem lohnt. Seit dem Unglück 2013 in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh kommen die großen Textil- und Handelsketten nicht mehr von dem Thema runter. Gewerkschaften und Menschenrechtsaktivisten betreiben hartnäckig Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit. Mit kleinen Schritten, dem Fokus auf ein Land, einen Schwerpunkt können wir zum Ziel kommen. Wie wäre es, einen der Sponsoren von Sportgroßereignissen für die gewerkschaftlichen Forderungen nach menschenwürdiger Arbeit zu gewinnen oder wie Tos Anonuevo vorschlug, das IOC oder die FIFA mit dem Slogan herausfordern: 'When will the tragedies of your games end?'

Mirko Herberg (Mitte), Gewerkschaftskoordinator der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Gewerkschaftern aus Asien