IAQ-Report 04/2025
Fachkräfte im Ganztag sind engagiert - und erschöpft
Viele Beschäftigte in der Ganztagsförderung von Grundschulkindern sehen laut IAQ-Report eine hohe Sinnhaftigkeit in ihrer Tätigkeit. Personalmangel, fehlende Räume und zunehmender Zeitdruck erschweren die Arbeit jedoch zunehmend.
Fachkräfte im Ganztag empfinden ihre Tätigkeit zwar als sinnvoll und schätzen die kollegiale Zusammenarbeit, stehen jedoch zugleich unter großem Druck: Ungünstige Personalschlüssel, unzureichende Räumlichkeiten, eine hohe Lärmbelastung und zunehmender Zeitdruck prägen vielerorts den Arbeitsalltag.
Das geht aus dem aktuellen IAQ-Report mit dem Titel „Zwischen Engagement und Erschöpfung – Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten in der Ganztagsförderung für Grundschulkinder“ des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hervor, der auf einer Onlinebefragung in vier Bundesländern basiert.
„Die Ganztagsförderung für Grundschulkinder, auf die ab 2026 ein Rechtsanspruch besteht, steht damit vor großen Herausforderungen.“ (Chantal Mose und Iris Nieding)
Ein Großteil der Befragten will den Angaben zufolge zwar auch zukünftig in dem Arbeitsfeld bleiben. Allerdings führten der hohe Druck und dauerhafte Stress bei einem nicht zu unterschätzenden Anteil auch zu Unschlüssigkeit oder einer negativen Bilanz hinsichtlich der weiteren beruflichen Laufbahn in der Ganztagsförderung. „Die Ganztagsförderung für Grundschulkinder, auf die ab 2026 ein Rechtsanspruch besteht, steht damit vor großen Herausforderungen“, bilanzieren die Autorinnen Chantal Mose und Iris Nieding.
„Die hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Arbeit ist keine Einladung zur Ausbeutung.“ (Doreen Siebernik)
Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für den Bereich Jugendhilfe und Sozialarbeit, mahnte angesichts der Befragung: „Ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 ist nur dann realisierbar, wenn wir jetzt in Personal, Räume und Arbeitsbedingungen investieren. Die hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Arbeit ist keine Einladung zur Ausbeutung. Bleiben die Investitionen aus, drohen der gute Wille und das professionelle Handeln der Beschäftigten unter der Last der Anforderungen zu zerbrechen.“
Bis zu 40.000 Fachkräfte fehlen
Der Bedarf an zusätzlichen Plätzen im Ganztag liegt Prognosen zufolge bei rund 600.000, damit verbunden ist ein zusätzlicher Personalbedarf von 20.000 bis 40.000 Fachkräften.
„Es ist höchste Zeit, dass Politik handelt und für bessere Rahmenbedingungen sorgt.“ (Anja Bensinger-Stolze)
„Die Beschäftigten im Ganztag leisten tagtäglich einen unverzichtbaren Beitrag zur Entwicklung unserer Kinder. Doch ohne angemessene Arbeitsbedingungen riskieren wir, dieses Engagement zu verlieren. Es ist höchste Zeit, dass Politik handelt und für bessere Rahmenbedingungen sorgt“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Schule, Anja Bensinger-Stolze.
Die GEW war Kooperationspartnerin der Untersuchung: Sie fördert diese durch die Max-Träger-Stiftung und wirkte aktiv an der Umsetzung mit. In mehreren Bundesländern unterstützten GEW-Landesverbände die Erhebung.