"Sie nehmen die Religion in Haftung, um die Kontrolle zu behalten und das Patriarchat zu legitimieren. Dazu gehört auch, dass im Namen der Religion Sexualität tabuisiert wird, und Männer Frauen nicht als gleichberechtigt akzeptiert werden", sagt Akgün, die von 2002 bis 2009 für die SPD im Deutschen Bundestag saß und Mitgründerin der Muslimischen Gemeinde Rheinland ist. Solche Haltungen veränderten sich jedoch nicht, wenn der Koran "schlechtgeredet" werde. Der Koran sage immer das, was derjenige, der ihn lese, verstehe.
Die sexuellen Übergriffe in Köln in der Silvesternacht erklärt die Autorin mit einem Unterlegenheitsgefühl: "Sie entstehen vor allem in sozial benachteiligten Milieus, in denen junge Menschen das Gefühl haben, nichts wert zu sein. Dort wird Männlichkeit häufig mit Macht gleichgesetzt – wenn sie Männern nicht zuteil wird, neigen viele dazu, sich andere Wege der Beachtung zu suchen. Ein befreundeter Lehrer hat es einmal so formuliert: 'Wenn du sonst nichts mehr hast, hast du immer noch einen Schwanz!'"
Das vollständige Interview von Jeannette Goddar ist in der Märzausgabe der "E&W" abgedruckt.