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E&W 5/2016: Kita-Qualität

Das System der frühkindlichen Bildung und Betreuung befindet sich seit Jahren im Umbau. Die Zahl der Einrichtungen wächst ständig. Bei der Qualität der Betreuung sind die Unterschiede jedoch weiter groß – unser Thema in der Maiausgabe der "E&W".

Der Leiter des GEW-Organisationsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit, Norbert Hocke, fordert ein Bundesgesetz, das verbindliche Standards für die frühkindliche Bildung und Betreuung festlege. „Das Kita-System mit seinen rund 53.000 Einrichtungen und über 750.000 Beschäftigten kann nicht mehr wie vor 40 Jahren von den Kommunen allein geregelt werden“, kritisiert er.

Nur ein Bundesqualitätsgesetz schaffe die Voraussetzungen dafür, dass sich der Bund an der Finanzierung der Kindertagesbetreuung beteiligen kann, sagt auch Georg Cremer, Generalsekretär und Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes. Um die Arbeitsbedingungen in den Kindertagesstätten auf das fachlich gebotene Niveau zu heben, wären nach groben Schätzungen zusätzlich neun Milliarden Euro pro Jahr notwendig. "Es ist nicht realistisch, dass Länder und Kommunen diese Kosten allein stemmen."

Wie genau Kitas eigentlich finanziert werden – dieses komplexe Geflecht aus Bundes-, Landes- und kommunalen Mitteln, Elternbeiträgen und Trägerausgaben entwirrt in einem Gastbeitrag Detlef Diskowski, Ex-Leiter des Referats „Kindertagesbetreuung“ im Brandenburger Bildungsministerium.

Traumapädagogische Konzepte gefragt

Drei Jahre nach dem Unglück von Rana Plaza mit mehr als 1.000 Toten kommt derweil das Fairtrade-Siegel für Kleidung. Der neue Standard verlangt existenzsichernde Löhne und verbietet Kinderarbeit. Erstmals müssen die Lebens- und Jobbedingungen aller ArbeiterInnen in der gesamten Lieferkette eines T-Shirts verbessert werden – also die der Näherinnen ebenso wie die der Baumwollpflücker, Färber, Gerber und Konfektionäre. Sechs Jahre haben die beteiligten Firmen Zeit, die Löhne anzuheben. Die Markenunternehmen werden zu langfristigen Einkaufspraktiken verpflichtet.

In unserer Serie "Willkommen in Deutschland" beleuchten wir dieses Mal das Thema Sprachkurse. Für die meisten Flüchtlinge ist das Ziel klar: Deutsch lernen und arbeiten. Doch der Weg dorthin führt über einen Flickenteppich aus Kursen, die nur selten ineinander greifen. Für viele wird es zudem schwierig, mit den mitgebrachten beruflichen Qualifikationen auf dem deutschen Arbeitsmarkt Anschluss zu finden. „Auch die Deutschkenntnisse reichen bei den meisten Teilnehmern noch nicht aus, um sich auf einen Arbeitsplatz oder eine Qualifizierung zu bewerben“, sagt Sozialpädagogin Antje Hansen.

Unterdessen stehen Lehrkräfte vor der großen Herausforderung, traumatisierte Kinder zu unterrichten. Deren Verhaltensweisen werden oft nicht verstanden und falsch interpretiert. An den Schulen sind daher Hintergrundwissen und traumapädagogische Konzepte gefragt. „Etwa ein Drittel unserer Schülerinnen und Schüler ist traumatisiert“, sagt beispielsweise Jürgen Peters, Schulleiter an der Astrid-Lindgren-Schule Schule im niedersächsischen Bohmte.

VertretungslehrerInnen übernehmen jede zehnte Stunde

Ein Rechtsgutachten der GEW zeigt: Die schlechtere Besoldung von Grundschullehrkräften gegenüber anderen LehrerInnen diskriminiert Frauen. Die Juristin Eva Kocher fordert, gleichwertige Arbeit gleich zu bezahlen. Bundesweit würden Grundschullehrkräfte in der Regel in die geringer entlohnte Besoldungsgruppe A 12 eingestuft, während ihre Kolleginnen und Kollegen an anderen Lehramtstypen – etwa der Sekundarstufe I und II – nach A 13 bezahlt würden, klagt Kocher.

Für die Europa-Universität Viadrina gabe es derweil den Deutschen Personalräte-Preis in Gold: Ausgezeichnet wurde der wissenschaftliche Personalrat für eine Dienstvereinbarung gegen das Befristungsunwesen. An der Hochschule in Frankfurt/Oder gilt unter anderem eine Mindestvertragsdauer von drei Jahren bei Erstverträgen, generell muss die Arbeitszeit mindestens 50 Prozent einer Vollzeitstelle betragen. Angestellten mit minderjährigen Kindern steht eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre pro Kind zu.

In Berlin wird unterdessen rund jede zehnte Unterrichtsstunde von VertretungslehrerInnen erteilt. Diese erhalten oft extrem kurz befristete Arbeitsverträge und werden deutlich schlechter bezahlt als andere Lehrkräfte. Laut Senatsverwaltung wurden im vergangenen Jahr rund 3.700 Vertretungsverträge mit einem Umfang von 458.000 Unterrichtstunden abgeschlossen. Von einer „belastenden Situation für die Beschäftigten“ spricht Christoph Wälz vom Schulpersonalrat des Bezirks Pankow. Vereinzelt seien KollegInnen sechs oder sieben Jahre lang als Vertretungskraft eingesetzt worden.

E&W Diesmal – „Nur wir können das Menschliche wiederbeleben“

Auf das etwas andere „Diesmal“ in der April-Ausgabe der E&W hat die Redaktion viele spannende Zuschriften bekommen. Dafür einen ganz herzlichen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen, die Ihre Gedanken zum Thema Rechtsradikalismus/Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD) zu Papier gebracht und uns zugeschickt haben. Das Thema bewegt die Mitglieder der GEW, aber auch weit über die Gewerkschaft(en) hinaus die Menschen in der ganzen Republik. Die Redaktion der E&W hat die Briefe der Leserinnen und Leser ein wenig thematisch geordnet und publiziert die Texte online im vollen Wortlaut.