Jungen wählen oft technische, Mädchen häufig soziale und kommunikative Berufe: Trotz Initiativen wie dem 2001 gestarteten Girls'Day oder dem 2008 ins Leben gerufenen Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen setzt sich eine geschlechtsstereotype Berufswahl beharrlich fort. Dafür gibt es viele Gründe: "Es ist ein Zusammenspiel von Präferenzen und Persönlichkeit, biologischen Faktoren und Sozialisation", sagt die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Bublitz vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI).
Die Berufsbildungsexpertin Angelika Puhlmann plädiert für mehr "Grenzüberschreitungen" bei der Berufswahl. Mädchen und Jungen sollten schon frühzeitig Einblick in ein breites - auch für sie "untypisches" - Berufsspektrum erhalten. Für eine gendersensible Berufsorientierung sind Lehrkräfte mit Genderkompetenz notwendig. Die meisten Klassenlehrkräfte seien dagegen oft nicht speziell ausgebildet, kritisiert die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland. 2016 nahmen rund 100.000 Mädchen am Girls' Day und 30.000 Jungen am Boys' Day teil. Rund 50 Prozent der befragten Mädchen und etwa 43 Prozent der Jungen gaben nachher einen geschlechtsuntypischen Wunschberuf an.