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E&W 3/2018: Tarifrunde Bund und Kommunen 2018

Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fordern in der kommenden Tarifrunde sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro. Die „E&W“ erklärt, warum dies gerechtfertigt und gemeinsamer Protest notwendig ist.

Warum sollten die Beschäftigten bescheiden sein, wenn die Wirtschaft brummt und die Steuereinnahmen sprudeln? In der Tarifrunde im öffentlichen Dienst kommt es Experten zufolge darauf an, dass der Abstand zu den Industriebeschäftigten nicht wieder größer wird. „Wir sind Teil des öffentlichen Dienstes – und dieser öffentliche Dienst ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass unsere Gesellschaft funktioniert", sagt Erzieher Alessandro Novellino – und fordert bessere Arbeitsbedingungen. Ohne Druck und Mut zur Auseinandersetzung gehe es derweil nicht – das zeige ein Blick in die Tarifgeschichte des öffentlichen Dienstes, kommentiert GEW-Tarifpolitikexperte Daniel Merbitz. Dazu gehören auch engagierte Praktikerinnen wie Erni Schaaf-Peitz, die seit 39 Jahren eine Kita leitet und in der Großen Tarifkommission der GEW sitzt.

 

Den möglichen Regierungspartnern CDU, CSU und SPD zufolge gehört der Bildungsbereich zu den Gewinnern der Koalitionsverhandlungen. Doch wie viel Bildung steckt tatsächlich im Koalitionsvertrag? Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe sieht kleine Schritte in die richtige Richtung, aber nicht die angekündigte „Offensive“. Die Herausgeberinnen der Studie „Die Bildungssysteme der erfolgreichsten PISA-Länder“ haben festgestellt: Spezielle Förderung ist in den Spitzennationen der Normal- und nicht der Sonderfall. Außerdem setzt die „E&W“ ihre Serie zum Lehrkräftemangel fort: In Hamburg fehlen 200 Lehrkräfte in Vollzeit, vor allem in sozial belasteten Stadtvierteln und Grundschulen. Unterstützen Eltern bei den Hausaufgaben kann das derweil sinnvoll sein – aber auch Schaden anrichten.

In der schulischen Medienbildung wird nach Ansicht von Experten zu wenig über die gesellschaftlichen Folgen der digitalisierten Welt aufgeklärt: Auch die KMK-Digitalstrategie gehe nicht genug auf das Erlernen einer kritischen Mediennutzung ein. Inklusion andersherum findet in der Kletter-AG der Edith-Stein-Schule in Hochheim statt: Dort kraxeln Jugendliche mit Behinderung hoch hinauf, aber auch Schülerinnen und Schüler ohne Handicap sind willkommen. Und im Circus Waldoni im Darmstädter Brennpunktviertel Eberstadt lernen Schülerinnen und Schüler Einradfahren oder auf dem Seil zu balancieren. Das stärkt auch das Selbstbewusstsein. Fair handeln lernen Schülerinnen und Schüler in Schülerunternehmen. Doch wie gründet man eine faire Firma?

Mit sogenannten Science Slams hat sich eine neue wissenschaftliche Popkultur etabliert: Doktoranden und Studierende stellen sich auf die Bühne und erklären ihre Projekte in zehn Minuten witzig und verständlich. In Karlsruhe qualifiziert unterdessen ein Masterstudiengang für die Bildungsarbeit mit älteren Menschen. Doch der jungen Disziplin Geragogik fehlt es an Bekanntheit – und somit an Studierenden. Zudem grift die „E&W“ nochmal die Debatte um die Ärztin Kristina Hänel auf, die auf ihrer Webseite über einen Schwangerschaftsabbruch informierte – und damit als Straftäterin galt. 

Abschließend ein Kinotipp: Lars Kraumes Drama „Das schweigende Klassenzimmer“ erzählt die wahre Geschichte von der stillen Revolte einer Abiturklasse in der DDR, die ungeplant in den Widerstand schlittert. Und von einer Elterngeneration, die auf ihre Weise ebenfalls schweigt.

Kommentare
Name: Guido Bley
e&w 03-2018---Seite 23---"Gesamtpaket"
Frau Prof. Wittek ignoriert komplett die Struktur des deutschen Bildungswesens. Unser Grundgesetz schreibt in Artikel 6 Absatz 2 die Verantwortung der Eltern für die Bildung ihrer Kinder fest. Bildung ist, wenn die Kinder eine Schule besuchen, gemeinsame Sache von Schule UND Eltern. Dies ist in allen Landes-Schulgesetzen nachzulesen. Vor der Schule ist die Bildung zu 100% Elternsache. Kein Wunder, dass dies bei vielen Eltern nicht klappt - sie können oder wollen ihre Kinder nicht angemessen bilden. Hier hat das Jugendamt einzugreifen - nicht die Schule. Eine Kita-Pflicht wäre hilfreich - Sprache und Sozialverhalten lernen und Vorschulbildung. ---------- Frau Wittek streift diese fundamentalen Fakten mit keinem Wort. Typisch. Leider. ------ Wer "Individuelle Förderung" erwähnt und dann Mängel der deutschen Schulen konstatiert, muß vergleichen - auch mit Zahlen. Betreuungsquoten, Klassenstärken (Finnland: 16er Klassen!), Unterrichtszeit usw. In den asiatischen Staaten sind die Eltern massiv mit im Boot - teilweise mit Vorschulen und massivem Druck. Die haben auch - oh Wunder! - so gut wie keine Migranten. Diese Fakten sollte eine Professorin erwähnen. ----- Die Pauschalierung ganzer Staaten ist ebenfalls unangemessen - so sind die Eltern in Deutschland wie bekannt sehr verschieden - grob gesagt, die Bildungsorientierten und die Bildungsverlierer. Gemäß Grundgesetz ist klar, dass die einen in der Regel gut klar kommen in der Schule - die anderen scheitern öfter. Dies findet das Grundgesetz im Sinne eines starken Elternrechts in Ordnung. Chancengleichheit steht nicht im GG. Dies muß man nicht nur wissen - man muß es nennen. Sonst beschreibt man unser Land nicht korrekt. Der „Stellenwert der Bildung“ ist in Deutschland in den Familien völlig verschieden – sofern die Eltern überhaupt Deutsch können und ihre Mitbildungs-Aufgabe wahrnehmen können.-------- Den Föderalismus zu geißeln als Ursache von Bildungsmängeln in Deutschland ist völlig unangemessen. Bildung ist Schule plus Eltern (bei Schulkindern) – und da gibt es überall gute Schulen. Übrigens wählen die Eltern die Schule aus – Eignung vorausgesetzt. „Konzepte“ unterrichten keine Kinder und beheben auch nicht den Lehrkräftemangel. Und zu den „Beteiligten“ gehören gemäß GG auch die Eltern. Typisch, dass dies mal wieder nicht erwähnt wird. -------Mein Fazit: Kita-Pflicht und massive Überwachung der Eltern, dass diese schulfähige Kinder einschulen. Und die Belastung der Lehrkräfte in Deutschland ist viel zu hoch. Immerhin dies deutet Frau Wittek an. Man wird ja bescheiden.
13.03.2018 - 21:10
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