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E&W 10/2017: Individuelle Wertschätzung - Berufliche Bildung

In der Beruflichen Bildung liegt vieles im argen: Nach wie vor gibt es zu wenige Ausbildungsplätze, zu viele Abbrecher und mangelnde Aufstiegsperspektiven. Reformen sind notwendig - wie die "E&W" im Oktober schwerpunktmäßig beleuchtet.

Immer mehr junge Menschen studieren – auch dem Wunsch nach gesellschaftlichem Aufstieg geschuldet. Arbeitgeber seien gefordert, statt über einen Fachkräftemangel zu klagen, die berufliche Ausbildung und spätere Perspektiven attraktiver zu gestalten, verlangt Ansgar Klinger, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung. In der dualen Berufsausbildung ist das Ausbildungsplatzangebot nach Ansicht von Experten zudem weiter zu gering. Das treffe vor allem geringqualifizierte Jugendliche. Reformen im Dualen System und der Beruflichen Bildung sind überfällig. Jeder vierte Ausbildungsvertrag wird vorzeitig aufgelöst.

Die Beruflichen Schulen sollen in den Fokus der Bildungspolitik rücken: Auf dem Kongress der Kultusministerkonferenz zur Berufsbildung legten die Bildungsministerinnen und -minister, die Arbeitgeberverbände und der DGB die Erklärung "Gemeinsam für starke Berufsschulen in der digitalen Welt" vor. Auch inklusiver Unterricht soll an Berufsschulen möglich sein – wenn Räume und Lernmaterialien angepasst werden und Lehrkräfte die entsprechenden Kapazitäten bekommen. Die Gesellschaft wird derweil immer digitaler: In Modellprojekten gibt es bereits Tablet- oder Smartphone-Klassen. Lehrkräfte müssen nun lernen, mit digitalem Wissen umzugehen.

Auch das Thema Migration beschäftigt die „E&W“ weiter: An Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern aus Einwandererfamilien ist das Engagement der Eltern oft gering – ein Frankfurter Modellprojekt will das ändern. Der Beschluss des Gewerkschaftstages zur Inklusion löste unterdessen vor allem in Baden-Württemberg eine hitzige Debatte aus: Lehrkräfte an Förderschulen empfinden schon den Titel "Es gibt keine Alternative zur Inklusion" als mangelnde Wertschätzung ihrer pädagogischen Arbeit. In welchen Schritten und welchem Zeitrahmen das Parallelsystem aufgehoben werde, sei in jedem Bundesland individuell zu diskutieren, kündigte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe als Reaktion auf die Kritik an.

Der letzte Teil der Reihe „Wirtschaftsmythen contra Fakten“ klärt über die Vermögenssteuer auf: Bis zu 20 Milliarden Euro pro Jahr könnte ihre Wiedereinführung bringen, in die Pflicht nimmt das Modell dabei nur die, die mindestens eine Million Euro besitzen. In der Rubrik Internationales schauen wir nach Ägypten: Dort spielten unabhängige Gewerkschaften eine große Rolle bei den Streiks und Protesten, die im Arabischen Frühling gipfelten. Nun will die autoritäre Regierung sie jedoch zum Schweigen bringen.

Und schließlich der Blick zurück zum sogenannten Radikalenerlass: Vor 40 Jahren wurde jede und jeder im öffentlichen Dienst vom Verfassungsschutz überprüft. Für ein Berufsverbot reichte es, einer angeblich linken Organisation anzugehören. Heute leiden viele Betroffene unter Altersarmut, eine Initiative sammelt Spenden für sie.