Zum Inhalt springen

Klimawandel

Es geht nur langsam voran

Teil der globalen Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen (UN) ist das Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Bis 2030 sollen alle Lernenden die Kenntnisse erwerben, die zur Förderung nachhaltiger Entwicklung nötig sind.

Im Herbst 2015 verabschiedete die UN die globale Nachhaltigkeitsagenda und verankerte 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. (Grafik: UN/Trollbäck + Company)

In Kitas an allen Ecken der Republik gehen kleine Forscherinnen und Forscher immer häufiger auf Spurensuche. „Kinder erleben, wie wichtig die Natur ist und dass unser aller Verhalten Auswirkungen auf das Klima hat“, sagt Ute Krümmel von der Stiftung Haus der Kleinen Forscher. „So lernen sie, dass auch sie etwas ändern können.“

Seit 2016 trägt die Stiftung nicht nur Naturwissenschaften und Technik, sondern auch Nachhaltigkeitsthemen in die Kindergärten: BNE nennt sich das. Etwa 200 Trainerinnen und Trainer schulen Fachkräfte bundesweit, wie sie die Kleinsten in Punkto Ökologie und Co. sensibilisieren können. Zunehmend werden speziell die Angebote zur nachhaltigen Entwicklung gebucht.

Die Fortbildungen sind Teil des BNE-Programms der UN. Im Herbst 2015 hatte die UN die globale Nachhaltigkeitsagenda verabschiedet und 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung verankert. Von Biodiversität bis zu Bildung. Bis 2030 sollen nun alle Lernenden die Kenntnisse erwerben, die zur Förderung nachhaltiger Entwicklung nötig sind. „Dazu gehört etwa, weltoffen und vorausschauend denken zu können, sich kritisch mit Zielkonflikten auseinanderzusetzen und die eigene Gestaltungskompetenz zu erkennen“, sagt Bianca Bilgram, Leiterin der Geschäftsstelle BNE bei der deutschen UNESCO-Kommission. Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht?

Mehr BNE-Bezüge im Lernalltag gewünscht

Für die Umsetzung des Programms ist unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Nationale Plattform BNE zuständig. 2017 wurde ein Nationaler Aktionsplan verabschiedet. Mittlerweile gibt es bundesweit viele Tausend Akteure, die nachhaltige Bildung in den Ländern umsetzen.

Wie das konkret aussieht, untersucht das Institut Futur der Freien Universität Berlin. 2018 wurden 2.500 Menschen zwischen 14 und 24 Jahren aus Schule, Studium und Ausbildung sowie 500 Lehrende befragt, ergänzend gab es Interviews mit Experten aus Wissenschaft und Verwaltung und eine Analyse von 4.500 Bildungsdokumenten. Ergebnis: BNE gewinnt zwar sichtbar an Bedeutung, allerdings hängt das Thema immer noch vom Engagement Einzelner ab. Zudem spielt es vor allem in verwandten Wahlpflichtfächern wie Biologie, Geografie und Sozialkunde eine Rolle, weniger in den Hauptfächern.

„BNE müsste in Lehramtsstudium, Fortbildung und Curricula mehr berücksichtigt werden.“ (Antje Brock)

„Dabei hätten alle gerne mehr BNE-Bezüge im Lernalltag“, so Antje Brock, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Futur. Schülerinnen und Schüler wünschen sich ebenso wie Lehrkräfte, dass Nachhaltigkeit dreimal so oft im Unterricht aufgegriffen wird wie bisher. „Vollzugsdefizit“ nennt das Brock. Lehrkräfte benötigen nach eigener Einschätzung für die Umsetzung vor allem Wissen und eine stärkere Verankerung im Lehrplan. Brock: „BNE müsste in Lehramtsstudium, Fortbildung und Curricula mehr berücksichtigt werden.“ Bislang ist BNE nur in wenigen Bundesländern – wie Baden-Württemberg, Hamburg oder Nordrhein-Westfalen – umfassend im Lehrplan verankert. Für 2021 plant das Institut Futur eine neue Erhebung.

Das Konzept für die BNE-Dekade bis 2030 setzt daher neue Akzente: Nachhaltige Entwicklung soll fächerübergreifend und strukturell in der Bildungslandschaft verankert werden, im Zentrum steht die Förderung der Handlungskompetenz, neue Themenschwerpunkte kommen hinzu wie „Technologie und Nachhaltigkeit“. Auch in den Kitas wird das Konzept weiterentwickelt. „Wir beziehen jetzt die ganze Einrichtung mit ein – von der Leitung bis zur Küche“, sagt Krümmel vom Haus der kleinen Forscher. „Whole Institution Approach“ nennt sich das und erwächst aus der Erkenntnis, dass Bildung für Nachhaltigkeit überall passieren muss, bei allen in der Gesellschaft – damit sich tatsächlich etwas ändert.