Wollte man den gegenwärtigen Erziehungstrend einer Definition zuführen, müsste dieser wohl Attribute wie hilflos, mutlos oder ratlos beinhalten. Erziehungsmuster folgen gegenwärtig keinen allgemeingültig verbindlichen Regeln und spiegeln letztendlich die kultivierte Unverbindlichkeit unseres Gesellschaftssystems wider.
So wie wir heute bestürzt erkennen, welche gravierenden Fehlentwicklungen es in den Erziehungsanstalten vor 50 oder 60 Jahren gegeben hat, so fassungslos werden wir - die wir gegenwärtig in sozial- und bildungspolitischen Bereichen untätig tätig sind - uns in den nächs ten Jahrzehnten den Vorwurf gefallen lassen müssen, unsere Kinder alleingelassen beziehungsweise sich selbst überlassen zu haben.
Und was noch schwerer wiegt: Wir werden uns in den nachfolgenden Jahrzehnten jenen Konsequenzen stellen müssen, die ein unbetreutes Erwachsenwerden unserer Nachfolgegeneration mit sich bringt, wenn wir nicht rechtzeitig die Reißleine ziehen und einen Schutzschirm in Richtung Fürsorge, Verantwortung und Disziplin öffnen.
Kurt Gallé: Erziehungsalarm. Weckruf für Eltern und Bildungsverantwortliche, Braumüller Verlag, 144 Seiten, 18,90 Euro