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Sozial- und Erziehungsdienst

Warnstreiks in Idar-Oberstein und Sachsen

In Rheinland-Pfalz haben Beschäftigte aus Kitas und anderen Einrichtungen erneut für eine bessere Eingruppierung und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt. Auch in Sachsen folgten hunderte Erzieherinnen und Erzieher dem GEW-Warnstreikaufruf.

Der Tarifstreit zwischen den Gewerkschaften und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hat in der Woche vor Ostern erneut Warnstreiks provoziert. In Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz brachten rund 200 Streikende aus Kitas und anderen Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes ihren Unmut über die festgefahrenen Verhandlungen zum Ausdruck. Auch in Sachsen folgten am 14. April hunderte Erzieherinnen und Erzieher in Dresden, angrenzenden Gemeinden und Chemnitz dem GEW-Warnstreikaufruf und legten ihre Arbeit nieder.

„Das System Kita mit den anderen Bildungseinrichtungen der Jugendhilfe und Sozialarbeit steht mit dem Rücken an der Wand.“ (Doreen Siebernik)

Bei der Abschlusskundgebung in Idar-Oberstein sagte GEW-Vorstandsmitglied Doreen Siebernik: „Das System Kita mit den anderen Bildungseinrichtungen der Jugendhilfe und Sozialarbeit steht mit dem Rücken an der Wand. Jedoch ducken sich die Arbeitgeber weg und stehlen sich aus ihrer Verantwortung.“ Die Aufwertung der Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst sowie deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen seien überfällig. „Wenn nicht endlich gehandelt wird, wird sich die Situation für alle auf unzumutbare Weise verschärfen“, betonte die Expertin für Jugendhilfe und Sozialarbeit.

Verweis auf Fachkräftemangel

Die stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz, Kathrin Gröning, die selbst als Erzieherin in einer Kita tätig ist, ergänzte: „Im gesamten Sozial- und Erziehungsdienst haben wir einen erheblichen Fachkräftemangel. Im Bereich der Kindertagesstätten wird dieser besonders sichtbar, wenn Betreuungsplätze nicht belegt werden können und Öffnungszeiten gekürzt werden müssen. Ohne eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung bleiben diese Berufe unattraktiv und wir werden auf lange Sicht mit eingeschränkten und qualitativ fragwürdigen Angeboten leben müssen.“

„Menschen in sozialen Berufen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, werden deutlich benachteiligt.“ (Klaus-Peter Hammer)

Der Vorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz, Klaus-Peter Hammer, wies darauf hin, dass es mit der Tarifrunde um die Eingruppierung im Sozial- und Erziehungsdienst um die Korrektur eines ungerechten Lohngefüges gehe. „Menschen in sozialen Berufen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, werden deutlich benachteiligt. Daran muss sich dringend etwas ändern, sonst gehen die systemrelevanten Bildungsbereiche demnächst sinnbildlich den Bach runter.“

Große Resonanz auch in Sachsen

Auch in Sachsen folgten am 14. April hunderte Erzieherinnen und Erzieher in Dresden, angrenzenden Gemeinden und Chemnitz dem GEW-Warnstreikaufruf und legten ihre Arbeit nieder. Mehr als 500 pädagogische Fachkräfte versammelten sich allein auf dem Dresdner Altmarkt.

„Die große Resonanz auf unseren Aufruf zeigt deutlich, dass die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ein Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen erwarten, das ihr Engagement würdigt und gleichzeitig die Rolle der Kindertageseinrichtungen für unsere Gesellschaft ernsthaft anerkennt“, sagte Uschi Kruse, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen.

„Auf der einen Seite erwarten die Arbeitgeber, dass Erzieherinnen flexibel auf gesellschaftliche Herausforderungen und persönliche Anforderungen der Kinder und Eltern reagieren. Auf der anderen Seite ducken sie sich jedes Mal weg, wenn es darum geht, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, Leistungen anzuerkennen und Rahmenbedingungen zu verbessern”, so Kruse weiter.

Hintergrund

Die Gewerkschaften verhandeln seit 25. Februar 2022 mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über die Weiterentwicklung der Sonderregelungen und der Tätigkeitsmerkmale für den Sozial- und Erziehungsdienst im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Auch die zweite Tarifverhandlungsrunde für die rund 330.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ging am 22. März ohne Ergebnis zu Ende. 

Die dritte Verhandlungsrunde findet am 16. und 17. Mai in Potsdam statt.