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Corona-Krise

Kita-Betrieb? Viele Fragen offen!

Eine schrittweise Öffnung der Kitas ist aus pädagogischer Sicht sinnvoll, wenn sie unter bestimmten Voraussetzungen stattfindet. Dazu gehören ausreichend Fachkräfte, um Abstands- und Hygienevorgaben sicherzustellen.

Angesichts der geplanten Ausweitung der Notdienste in den Kitas plädiert die GEW dafür, frühzeitig zu beraten und zu organisieren, wie der Kitabetrieb schrittweise und zum Wohl der Kinder wieder aufgenommen werden könne. „Gerade Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren lernen im sozialen Miteinander. Diese Möglichkeiten sind durch Ausgangssperren, geschlossene Spielplätze und das Ruhen des Vereinslebens derzeit erheblich eingeschränkt. Umso wichtiger ist es aus pädagogischer Sicht, Kindern aller Altersstufen wieder ein Mindestmaß an sozialen Kontakten mit anderen Kindern zu ermöglichen“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Björn Köhler.  

Dabei sei der Infektionsschutz für die einzelnen Kinder und die eingesetzten Erziehrinnen und Erzieher vorrangig. Auch eine Beratung und Begleitung durch die Gesundheitsbehörden sei unerlässlich. Eltern dürften keine Kinder in die Einrichtung bringen, die Erkältungs- oder Krankheitssymptome hätten oder in deren Umfeld es einen Corona-Verdachtsfall gebe.

„Wir stehen bereit, um an möglichen Lösungen mitzuarbeiten.“ (Björn Köhler)

Die Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) wird von der Bundesregierung beauftragt, Wege aufzuzeigen, die mehr Kindern den Besuch einer Kita ermöglichten. Die GEW erwartet, dass auch die betroffenen Fachkräfte und ihre gewerkschaftlichen Interessenvertretungen als Bildungsexpertinnen und -experten an dem Prozess beteiligt werden. „Wir stehen bereit, um an möglichen Lösungen mitzuarbeiten“, betonte Köhler.

Lokale Lösungen

Wegen der unterschiedlichen Situationen in den Bundesländern und Einrichtungen könne es aktuell nur lokale Lösungen in Abstimmung zwischen Ministerien, Kommunen, Trägern, Kitaleitungen, Jugendämtern, Gesundheitsbehörden und Elternvertretungen geben, fügte der Experte für Jugendhilfe und Sozialarbeit hinzu. 

Die Gewerkschaft weist zudem darauf hin, dass es zwar leichter sei, ältere Kita-Kinder zwischen fünf und sechs Jahren an die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln heranzuführen. Nur mit diesen Kindern zu starten, sei jedoch aus pädagogischer Sicht fragwürdig: „Entscheidend für Bildungsprozesse in Kitas ist auch die Altersdurchmischung der Kinder. So können Kinder voneinander und miteinander lernen – auch in kleineren Gruppen“, sagte Köhler.

Kooperation mit Gesundheitsämtern

Mit Blick auf die Räumlichkeiten sei zu bedenken, dass nur mit viel Personal sichergestellt werden könne, dass die Kinder sich in den Einrichtungen nicht zu nahekämen, um Infektionsketten zu vermeiden. Je Kindergruppe müssten jeweils mindestens zwei Fachkräfte zur Verfügung stehen, um Aufsicht und Sicherheit zu gewährleisten oder Kinder beim Gang auf die Toilette und beim Händewaschen zu unterstützen.

Die GEW empfiehlt, in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern einzuschätzen, ob die Räume und Ausstattung jeder einzelnen Kita geeignet seien, einen ausreichenden Schutz aller und damit eine teilweise Öffnung zu ermöglichen. Die notwendigen Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten müssten sichergestellt sein und dürften nicht zusätzlich den Fachkräften aufgebürdet werden.

Viele Erzieherinnen und Erzieher in den Risikogruppen

Laut Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 sind 29 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher derzeit älter als 50 Jahre – und zählen damit zu den Risikogruppen. In 22 Prozent der Kita-Teams ist mindestens die Hälfte des Personals in dieser Altersgruppe. Hinzu kommen Kolleginnen und Kollegen mit Vorerkrankungen oder Risikopersonen im familiären Umfeld. Diese könnten nicht zur Betreuung herangezogen werden.

Eine mögliche Lösung könnte nach Einschätzung der Gewerkschaft ein reduzierter Betrieb mit deutlich weniger Kindern sein – zum Beispiel anfangs zehn Prozent der laut Betriebserlaubnis genehmigten Plätze, wenn dies von allen Beteiligten für vertretbar gehalten werde. Dabei sollte nicht, wie von der Wissenschaftsakademie Leopoldina empfohlen, nach dem Alter der Kinder, sondern nach der Notwendigkeit mit Blick auf Entwicklung, Bildung und Betreuung entschieden werden. Die Kriterien für die Auswahl müssten transparent sein. „Insgesamt sind viele Fragen offen“, sagte Köhler. Deswegen sei es jetzt notwendig, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten am Mittwoch angekündigt, dass Schulen ab 4. Mai schrittweise wieder öffnen sollten. Kitas bleiben vorerst weiter geschlossen – mit Ausnahme des Notbetriebs, der ausgeweitet wird, weil nun mehr Berufsgruppen ein Recht auf Notbetreuung haben.