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Ausbildungsgarantie

„Eine echte Perspektive“

Die GEW setzt sich für eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen nach österreichischem Muster ein. Jetzt gibt es mit der rot-grün-gelben Regierung eine Umsetzungschance. Wie aber funktioniert das Konzept im Nachbarland?

Österreich hat schon lange, was in Deutschland noch ein Versprechen der Ampelkoalition ist: eine Ausbildungsgarantie. (Foto: IMAGO/CHROMORANGE)

Für viele Bildungspolitikerinnen und -politiker war es eine deftige Überraschung, dass die Ausbildungsgarantie nach österreichischem Vorbild im Koalitionsvertrag der rot-grün-gelben Koalitionäre steht. Die SPD-Bildungspolitikerin Yasmin Fahimi bezeichnete den Schritt allerdings als folgerichtig. „Zu viele junge Menschen finden in Deutschland nach ihrem Schulabschluss immer noch keinen Ausbildungsplatz. In 25 Prozent der Arbeitsamtsbezirke ist das Ausbildungsplatzangebot niedriger als 90 Prozent. Diese weißen Flecken müssen wir mit einem Ausbau des Angebots endlich füllen“, erläutert die Bundestagsabgeordnete und Gewerkschafterin, die gerade auf dem Sprung ist, DGB-Vorsitzende zu werden, gegenüber E&W.

Und weiter: „Wir wollen der jungen Generation ein umfassendes Ausbildungsversprechen geben: die Ausbildungsgarantie! Dafür müssen wir betriebliche Ausbildungsplatzangebote ausbauen, Verbundausbildung weiter fördern. Und im Zweifel eben auch außerbetriebliche Angebote schaffen.“

Fachkräftebedarf sichern

Und so sieht die Praxis in der Alpenrepublik aus: Die Ausbildungsgarantie, als Antwort auf Jugendarbeitslosigkeit, gibt es seit 2008 für Menschen, die jünger als 18 Jahre sind. Seit 2017 gilt sie bis zum 25. Lebensjahr. Martin Kocher, Arbeitsminister in Österreich, erläuterte die Vorteile jüngst in einer gemeinsamen Videokonferenz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): Die Garantie stärke die betriebliche Ausbildung, trage dazu bei, den Fachkräfte-bedarf zu sichern und ermögliche Jugendlichen mit einem schlechteren Schulabschluss den Zugang in die berufliche Bildung. 8 Prozent der Jugendlichen in einem Jahrgang (13.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Jahr) nutzen Kochers Angaben zufolge das Instrument.

Hohe Übergangsquote

Die Ausbildung, organisiert vom Arbeitsmarktservice, vergleichbar mit der deutschen Agentur für Arbeit, starte zwar oft außerbetrieblich, viele wechselten dann aber schnell in eine betriebliche Lehre, berichtete Kocher. Und tatsächlich ist die Übergangsquote durch die feste Einbindung der Kooperationsbetriebe mit 42 Prozent im ersten Jahr ausgesprochen hoch.

Im Angebot sind zwei überbetriebliche Varianten der Lehrausbildung. Diese unterscheiden sich nur im Grad der Einbindung der Betriebe: Entweder bieten die Unternehmen einen Praktikumsplatz an oder sie sind fester Kooperationspartner, der den Beruf aussucht und dann nach einer Einstiegsphase junge Menschen einstellt.

Startpunkt ist immer ein mindestens zehnwöchiger Vorbereitungskurs, der mit dem Abschluss des Ausbildungsvertrags mit dem Träger endet. Die individuelle sozialpädagogische Begleitung ist Standard. Der Wechsel in einen Betrieb ist jederzeit möglich. Klappt er nicht, lernen die Jugendlichen außerbetrieblich bei einem Träger weiter.

„Egal, wer ihr seid, woher ihr kommt, der Ausbildungsmarkt gibt euch eine echte Perspektive.“  (Bernd Fitzenberger)

Die Garantie untergräbt nicht das Engagement der Betriebe. Die Jugendlichen müssen nachweisen, dass sie sich mehrfach erfolglos beworben haben, bevor sie den Vorbereitungskurs antreten können. Und die Vermittlungsbemühungen des Arbeitsmarktservices und des Trägers laufen weiter, auch während der Zeit in der außerbetrieblichen Ausbildung. Allerdings wird unterschiedlich bezahlt: Beim Träger gibt es weniger Geld als in der betrieblichen Variante.

Für IAB-Chef Bernd Fitzenberger ist die Ausbildungsgarantie eine starke Ansage an die Schulabgängerinnen und -abgänger: „Egal, wer ihr seid, woher ihr kommt, der Ausbildungsmarkt gibt euch eine echte Perspektive.“