„Es ist toll, dass hier nicht alles runtergerattert wird“, antwortet Samuel. Marlis Tepe hat ihn gefragt, was ihn an dieser Schule besonders gefällt. Der neben ihm stehende Tyler sekundiert: „Man ist hier nicht eingeschränkt. Jeder kann machen, was ihn interessiert. Und wenn er es nicht kann, erklärt es ihm jemand.“ Die GEW-Vorsitzende hat die beiden Jungen in einer Ecke des Keramikraums der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen (GGSNK) entdeckt. Hier verbringen Kinder ihre Freizeitstunden mit Werken. Samuel und Tyler arbeiten an einer Pappmaché-Figur.
„Wir verstehen die Freizeiten als Freiräume, in denen wir den Schülern Neigungsgruppen anbieten, die den unterschiedlichen Interessen Rechnung tragen.“ (Clemens Wilhelm)
Eine Etage höher versuchen sich andere im Jonglieren, üben gemeinsam ein Lied ein, lesen ein Buch in der Bibliothek oder arbeiten an Computern. „In den Freizeiten – von 12.15 bis 12.45 Uhr und von 13.25 bis 14.25 Uhr – können die Schülerinnen und Schüler unter vielfältigen Angeboten wählen“, sagt Schulleiter Clemens Wilhelm. „Wir verstehen die Freizeiten als Freiräume, in denen wir den Schülern Neigungsgruppen anbieten, die den unterschiedlichen Interessen Rechnung tragen.“
Die GGSNK verteilt die Schulstunden- und -fächer über den ganzen Tag. So wechseln sich Arbeits- und Entspannungsphasen für die Jugendlichen ab. Wie das Konzept ankommt, erkundigt sich Tepe. „Wir waren bislang sehr erfolgreich“, sagt Wilhelm. „Unsere Anmeldungen sind in den vergangenen fünf Jahren von 67 auf 154 gestiegen.“
900 Schülerinnen und Schüler aus 40 Nationen besuchen die GGSNK, darunter 100 Flüchtlingskinder. Ein multiprofessionelles Team kümmert sich um sie. „72 Lehrkräfte unterrichten bei uns 27 Klassen plus Oberstufe“, erklärt Wilhelm. „Hinzu kommen 25 Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit, die keine Lehrer sind und vielleicht nur zwei AGs anbieten: Sozialarbeiter, Künstler, Sportler, Programmierer, Heilerzieher etc.“ „Wie finanzieren Sie das?“, will die GEW-Vorsitzende wissen. „Gebundene Ganztagsschule erhalten je Klasse 4000 Euro vom Land“, erläutert Wilhelm.
Etwa 50 Arbeitsgemeinschaften informieren an Stellwänden über ihre Aktivitäten. „Die AGs sind ein unverzichtbarer Teil des Ganztagsbetriebs“, erläutert Wilhelm. „Schüler der Unter- und Mittelstufe wählen eine AG, die sie über das gesamte Schuljahr besuchen. Geleitet werden diese von Lehrern, Schulsozialarbeiter und externen Mitarbeitern.“