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Afghanistan

Ehemalige Ortslehrkräfte fürchten um ihr Leben

GEW Vorsitzende Maike Finnern appelliert an die Bundesregierung, die Einreise der afghanischen Lehrerinnen zu ermöglichen. Auch Bildungsinternationale und Globale Bildungskampagne setzen sich für Menschen in Afghanistan ein.

Schulkinder in einer Klasse in Herat in Afghanistan im Jahr 2019. (Foto: GEW/Shutterstock)

Das Leben der ehemaligen afghanischen Ortslehrkräfte (OLK) sei „bedroht“. Das betont Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, in einem Brief vom 4. März 2022 an Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Finnern verweist auf die OLK der ehemaligen Deutschen Auslandsschulen in Kabul. Sie bittet die beiden Ministerinnen, die Ortslehrkräfte „bei der Ausreise aus Afghanistan zu unterstützen“.

„Es braucht hier eine politische Lösung und unbürokratische Unterstützung.“ (Maike Finnern)

Es seien zumeist Frauen, die an den Schulen Deutsch unterrichtet haben. Zusammen mit ihren Familien handele es sich um eine dreistellige Personenzahl. Für die OLK und ihre Familien trage die deutsche Bundesregierung eine unmittelbare Verantwortung. „Die ehemaligen afghanischen Lehrkräfte dieser Schulen wurden in die Evakuierungsliste des Auswärtigen Amtes aufgenommen“, schreibt die GEW-Vorsitzende. „Bis auf wenige Ausnahmen konnten sie mit ihren Familien jedoch bislang nicht ausreisen.“ Inzwischen seien oftmals die Pässe abgelaufen, und es gäbe keine Möglichkeit, in Afghanistan Pässe zu verlängern oder zu beantragen. „Es braucht hier eine politische Lösung und unbürokratische Unterstützung“, erklärt Maike Finnern.

Heinrich-Rodenstein-Fonds hilft Lehrkräften in Not

Ehemalige Lehrerinnen aus Deutschland, die in Kabul unterrichtet hatten, machten auf die schwierige Lage der OLK nach der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 aufmerksam. Sie dürften nicht mehr arbeiten und viele müssten sich verstecken. Es fehle das Geld, um Lebensmittel, Hygieneartikel oder Heizmaterial zu kaufen und die Miete zu bezahlen. Die Lehrkräfte aus Deutschland starteten eine private Initiative, um ihre ehemaligen Kolleginnen zu unterstützen. Der Heinrich-Rodenstein-Fonds der GEW hat die Initiative unterstützt.

Globale Bildungskampagne fordert Millionenhilfe

Auch die Globale Bildungskampagne, zu der neben Organisationen wie Oxfam, Unicef und Welthungerhilfe auch die GEW gehört, meldete sich in Sachen Afghanistan zu Wort. Deren Sprecher*innen begrüßten in einem Brief vom 24. März 2022 an Außenministerin Annalena Baerbock, dass Deutschland und Großbritannien einen Geber-Gipfel ausrichten, um „Unterstützung für den Humanitären Reaktionsplan (HRP) für Afghanistan zu mobilisieren“.

Zum HRP gehöre eine „Bildungskomponente“, die 162,1 Millionen Dollar benötige, „um das Recht auf Bildung für 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche zu gewährleisten“. Insbesondere der Zugang für Mädchen sei zu erweitern und zu verbessern.

BI unterstützt afghanische Bildungsgewerkschaften

Auch die Bildungsinternationale (BI), der weltweite Zusammenschluss der Bildungsgewerkschaften, engagiert sich für Afghanistan. Die BI hält zum einen Kontakt zu den beiden afghanischen Bildungsgewerkschaften, dem National Teachers Elected Council (NTEC) und der Afghanistan Teacher Support Association (ATSA).

Zum anderen hat sie einen Solidaritätsfonds zur Unterstützung der Bildungsgewerkschaften in Afghanistan aufgelegt, an dem sich auch die GEW beteiligt hat. Die BI setzt sich auch weiterhin zusammen mit ihren Mitgliedsgewerkschaften insbesondere dafür ein, dass:

  • Mädchen und Frauen in Afghanistan uneingeschränkten Zugang zu Bildung erhalten,
  • Lehrkräfte und ihre Gewerkschaften, die sich für das allgemeine Recht auf Bildung einsetzen, unterstützt und gehört werden,
  • die Aufnahme von afghanischen Geflüchteten und die Familienzusammenführung erleichtert wird,
  • geflüchteten Studierenden und Wissenschaftler*innen aus Afghanistan die Fortsetzung ihres Studiums und ihrer Arbeit ermöglicht wird.