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Studierendenreport der GEW NRW

Bessere Studienbedingungen gegen Lehrkräftemangel

Um gegen den Fachkräftemangel an Schulen vorzugehen, müssen mehr junge Menschen auf Lehramt studieren. Das erfordert gute Studienbedingungen. Die GEW NRW hat die Ausbildungsssituation und soziale Lage der Studierenden analysiert.

Foto: Pixabay / CC0

Wer wirksam den Lehrkräftemangel beseitigen will, muss am Lehramtsstudium ansetzen und schnellstmöglich bessere Rahmenbedingungen schaffen: Der Studierendenreport der GEW in Nordrhein-Westfalen hat die Situation und soziale Lage von Studierenden auf Lehramt im Land untersucht und analysiert, warum diese ihr Studium abbrechen, unterbrechen oder unnötig lange studieren.

Zentrale Ergebnisse:

  • Die Studienstrukturen wurden von den Befragten als vergleichsweise starr wahrgenommen. Daraus ergeben sich unter anderem Probleme bei der Vereinbarkeit zwischen Studium und Erwerbstätigkeit.
  • Ein Großteil war parallel erwerbstätig, etwa ein Drittel studierte faktisch in Teilzeit. Der Zeitaufwand für Studium und Erwerbsarbeit lag im Sommersemester 2016 deutlich oberhalb der 40-Stunden-Marke.
  • Im Vergleich zu allen Studierenden in NRW war der Anteil der Erwerbstätigen unter den Lehramtsstudierenden im Sommersemester 2016 deutlich höher.
  • Rund ein Fünftel gab an, das Studium bereits mindestens einmal unterbrochen zu haben. Gründe waren finanzielle, soziale oder gesundheitliche Probleme. 
  • Ein Drittel hatte Probleme mit der Krankenversicherung. Dieses Thema stellte für mehr als ein Zehntel der Studierenden ein relevantes Problem dar.
  • Beratungen in der Hochschule wurden gerade bei gravierenden Problemen wie Prüfungsangst oder Problemen mit dem Selbstwertgefühl vergleichsweise selten wahrgenommen.
  • Im Sommersemester 2016 hatte nur ein kleiner Teil bereits einen Auslandsaufenthalt absolviert. Die finanziellen Mehrkosten stellten den wichtigsten Hinderungsgrund für Auslandsmobilität dar.
  • Die deutliche Mehrzahl gab an, ohne eine Förderung durch BAföG nicht studieren zu können.
  • Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund ordneten ihre Studiensituation seltener als positiv ein als diejenigen ohne Migrationshintergrund. Gleiches gilt für Studierende mit niedriger Bildungsherkunft im Vergleich zu denen mit hoher Bildungsherkunft. 

Die Landespolitik müsse diese Ergebnisse zum Anlass nehmen, die soziale und wirtschaftliche Lage sowie die Studiensituation der Studierenden in den Lehramtsstudiengängen in NRW zu verbessern, betont die GEW.

Zentrale Forderungen: 

  • Studienstrukturen müssen flexibilisiert werden, um den differenzierten Lebenswirklichkeiten von Studierenden gerecht zu werden.
  • Die Studienfinanzierung muss deutlich verbessert werden. Eine (erneute) BAföG-Reform ist hier ein Element.
  • Universitäten müssen ihre Lehramtsstudierenden mit einer übergreifenden professionsorientieren Studiengangberatung unterstützen.
  • Auslandsaufenthalte müssen besser in das Lehramtsstudium integriert und unterstützt werden.
  • Praxisphasen im Lehramtsstudium müssen erleichtert werden.
  • Die Studiengangskapazitäten müssen flächendeckend ausgebaut werden.
  • Die Diversität unserer Gesellschaft muss unter den Lehramtsstudierenden besser abgebildet werden.

Der Studierendenreport basiert auf Daten der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW). Der von der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt der Technischen Universität Berlin ausgewertete Datensatz enthält die Angaben von rund 13.000 Studierenden in NRW, darunter etwa 1.800 Lehramtsstudierenden. Damit liefert die Studie ein repräsentatives Bild der Situation der Lehramtsausbildung im Land.