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Dumpingstipendium: Grabungsfunde katalogisieren – für 500 Euro im Monat

Eine Doktorandin in Hessen muss für 500 Euro monatlich neben ihrer Promotion in Vollzeit archäologische Grabungsfunde sichten und aufarbeiten. Der Lohn liege unter der Armutsgrenze und sei "schlicht unanständig", kritisiert GEW-Vize Andreas Keller.

Foto: Alexander Egeling

Eine Doktorandin bei der Archäologischen Länderforschung Hessen hat einen Vertrag akzeptiert, dem zufolge sie für 500 Euro im Monat zwei Jahre lang Grabungsfunde in Rödermark sichten, ordnen und katalogisieren muss. "500 Euro für ein Promotionsstipendium liegen unter der Armutsgrenze von 826 Euro und sind schlicht unanständig. Es ist skandalös, wenn sich ausgerechnet eine öffentliche Einrichtung an einem Unterbietungswettbewerb beteiligt und ihn offensichtlich auch noch gewinnen will", kritisierte der GEW-Hochschulexperte Andreas Keller im Interview mit dem "Gießener Anzeiger".

Dem jüngsten Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs zufolge verfügen Promovierende über ein durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen von 1.261 Euro. Keller sagte weiter, Doktorandinnen und Doktoranden seien qualifizierte Fachkräfte, die als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Tarif bezahlt werden oder zumindest ein auskömmliches Stipendium beziehen müssten. 

Kulturwissenschaften und andere Geistes- und Sozialwissenschaften seien jedoch besonders unterfinanziert. Sie würden bei Programmen wie der Exzellenzinitiative, der High-Tech-Strategie oder in der europäischen Forschungsförderung benachteiligt und bekämen weniger Drittmittel aus der Wirtschaft. Die GEW fordert Bund und Länder - auch mit der neuen Initiative "Bildung. Weiter denken!" - auf, für eine deutlich bessere Grundfinanzierung der Hochschulen zu sorgen.