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Druck vor Schlichtung wächst

Vor Eintritt der Friedenspflicht haben noch einmal tausende Beschäftige im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) ihre Entschlossenheit für Aufwertung demonstriert. Den Versuchen der Arbeitgeber, ihr Angebotsstückwerk als "großzügiges Entgegenkommen" zu verkaufen, setzten sie noch einmal eine hohe Streikbeteiligung entgegen.

Für die anstehende Woche bis zum Ende der Friedenspflicht haben sich die Beschäftigten bereits neue Aktionen überlegt, mit der sie in der Öffentlichkeit weiterhin Präsenz zeigen und für die verdiente Aufwertung ihrer Berufe Druck ausüben werden.

In Dresden machten rund 1.000 ErzieherInnen und SozialpädagogInnen, Eltern und Kinder zwei Tage lang mir ihrem Streikzelt mitten im Zentrum der Stadt auf sich aufmerksam. Donnerstag zog der Streikzug erst um und schließlich ins Rathaus. Es kam zu einem einstündigen Gespräch zwischen Beschäftigten, der Betriebsleiterin des Kita Eigenbetriebes Dresden und dem Sozialbürgermeister. Ein echter Achtungserfolg!

Ausgelassene Stimmung und gute Laune in Dresden auch am letzten Streiktag vor der Friedenspflicht. Am Freitag schrieben die Streikenden ihre Gründe, warum sie den Erzieherberuf erlernt haben, auf Papier und hängten diese gut sichtbar in die Fußgängerzone. In einem eigens für diese Tage bestellten Fotoautomat konnten sich dich die Kolleginnen und Kollegen fotografieren lassen. Die Fotos rahmten die gewerkschaftlichen Logos von GEW und verdi und deren Leitsätzen.

In Halle (Saale) organisierten die KollegInnen zum Ende der vierten Streikwoche gemeinsam mit ver.di einen Flashmob. Ohne erkennbare Streikmittel wie Transpis, Fahnen oder Westen sind die Streikenden "in zivil" zum Händel-Denkmal gezogen. Um 10 nach 10 haben sich alle schnell in ihre Streikoutfits geworfen und unter dem Motto „10 nach 10 ist 5 vor 12“ für die angemessene finanzielle Anerkennung ihrer Berufe protestiert. Ein eigens gedichtetes Streiklied und eine selbst gebastelte Streikzeitung hatten die SuE-Beschäftigten bei herrlichstem Sonnenschein ebenfalls dabei.

In Kiel besuchten 400 Beschäftigte die Streikversammlung mit dem schleswig-holsteinischen GEW-Landesvorsitzenden Matthias Heidn. Die Diskussion war angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Tarifauseinandersetzung besonders intensiv. Am Ende war die Stimmung aber kämpferisch und selbstbewusst, und es gab Verabredungen für Aktionen und Aktivitäten in der nächsten Woche, darunter Gespräche mit Eltern in den Einrichtungen, Demonstrationen und eine LeserInnenbriefaktion.

In Hannover fand derweil ein Pressegespräch der GEW statt, bei dem der niedersächsche GEW-Tarifsekretär Rüdiger Heitefaut die Situation nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen und vor dem kommenden Schlichtungsverfahren erläuterte. Er verwies auf die fehlenden Tätigkeitsmerkmale für die Schulsozialarbeit, die andauernde Befristungspraxis und die Nichtanerkennung erworbener beruflicher Erfahrung in diesem Arbeitsfeld sozialer Arbeit. Erschwerend für die Beschäftigten sei auch, dass überwiegend nur Teilzeitverträge angeboten würden. Kontinuität der Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen und Planungssicherheit für die Beschäftigten seien unter diesen Umständen nicht gegeben.

Die Gewerkschaften würden daher für eine generelle Aufwertung sozialer Berufe eintreten. Er betonte, dass mit dem Mittel der Schlichtung Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen kommen könne. Die beiden Schlichter hätten nunmehr die Möglichkeit eine beide Seiten entgegenkommende Empfehlung auszusprechen.

Texte: Olaf Bogdan, Rüdiger Heitefaut

Fotos: Florian Zieger, Daniel Merbitz