Die gesellschaftliche Diskussion um die Vollverschleierung in der Schule schlägt in diesen Tagen hohe Wellen. Kein Wunder, die aufgeworfenen Fragen gehen weit über Schule hinaus, sie berühren sensible Themen wie Religion, Terrorismus oder Frauenrechte. Themen, die zudem hochgradig emotional besetzt sind. Auch in der GEW werden diese Fragen heftig diskutiert – es gibt keine einheitliche Position in der Organisation, keine "Beschlusslage". Einigkeit herrscht, dass die GEW gegen die Vollverschleierung von Frauen und Mädchen in Bildungseinrichtungen ist. Doch wie geht man damit um, wenn junge Frauen mit Burka oder Niqabs in die Schule kommen (wollen)? Im Kern werden zwei Stränge und deren Konsequenzen diskutiert: Verbot des Tragens einer Vollverschleierung und ein dialogorientiertes Vorgehen mit dem Ziel, die jungen Frauen zu bewegen, Burka und Niqab abzulegen. Das setzt allerdings voraus, dass diese Verschleierung erst einmal in der Schule getragen werden kann. Die Debatte ist auch deshalb so schwierig, weil unterschiedliche, teils sich widersprechende Wertvorstellungen und Rechtsgrundsätze abzuwägen und zu gewichten sind: Wie steht es um das grundlegende Recht aller Menschen auf Bildung, wenn die Vollverschleierung zum Schulausschluss führt? Welche Rolle spielen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen oder die Schulpflicht?
Einige dieser Fragen sind in einem Interview angesprochen worden, das Ilka Hoffmann, für Schule verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) gegeben hat. Dieses Interview ist in der Printausgabe der SZ vom 26. August 2016 veröffentlicht worden. Zur großen Verärgerung der GEW aber nicht in der Fassung, die Ilka Hoffman autorisiert hat. So hat die SZ-Redaktion beispielsweise nach der Freigabe des Textes die erste Frage des Interviews sinnverändernd komplett neu formuliert und dann den ersten, inhaltlich zentralen Antwortsatz von Ilka Hoffmann ("Die GEW lehnt eine Vollverschleierung ab.") gestrichen. Durch diese unzulässige inhaltliche Veränderung wird der gesamte Tenor des Interviews ein anderer. Dies wird durch die Überschriftenunterzeile verstärkt, in der der Autor des Artikels die unrichtige Tatsachenbehauptung aufstellt: "Die Lehrergewerkschaft plädiert für Akzeptanz" (der "Niqabs im Klassenzimmer", Überschrift des SZ-Textes). Zudem sind auch andere Fragen, teils sinnverändernd, nach der Autorisierung des Interviews von der SZ-Redaktion geändert worden. Die Süddeutsche Zeitung hat sich inzwischen entschuldigt und angeboten, einen Korrekturartikel zu veröffentlichen. Die GEW hält es jedoch für sinnvoller, die gesamte autorisierte Fassung des Interviews hier zu publizieren, damit die Leserinnen und Leser die Aussagen von Ilka Hoffmann in den Gesamtkontext einordnen können.
Ulf Rödde, für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied