Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der zunehmenden Vielfalt der Gesellschaft fordert die GEW eine deutliche Stärkung der Weiterbildung. „Weiterbildung muss ihren Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen leisten können“, sagte Ansgar Klinger, Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung, bei der GEW-Herbstakademie „Gute Arbeit in der Weiterbildung“ in Gießen. Die Politik kümmere sich jedoch zu wenig darum, angemessene Rahmenbedingungen und nachhaltige Ressourcen sicherzustellen. „Dazu gehört, die Beschäftigten nach Tarif zu bezahlen, bei den Bildungseinrichtungen für Planungssicherheit zu sorgen und allen Menschen Zugang zu Weiterbildungsangeboten zu ermöglichen.“ Klinger verlangte erneut einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung und Förderung sowie bundesweite verbindliche Regelungen und Mindeststandards. Das Erwachsenenbildungsbudget müsse auf ein Prozent des Bildungsbudgets des Landes erhöht werden.
Ein großes Thema der zweitägigen Herbstakademie war auch die nach wie vor fehlende Professionalisierung der Weiterbildung. So gebe es bislang kein gesellschaftlich akzeptiertes Berufsbild, woraus sich auch die Frage eines Berufsverbands stelle, sagte der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Dieter Nittel in seinem Vortrag „Berufliche Selbstorganisation von Erwachsenenbildnern“. Das leitende Weiterbildungspersonal müsse selbst einen Beitrag zu „Guter Arbeit“ in der Weiterbildung erbringen, forderte der Gießener Erziehungswissenschaftler und Gastgeber der Tagung, Bernd Käpplinger.
In sieben Foren berieten die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Herbstakademie zudem unter anderem über Reaktionen auf den Fachkräftemangel, eine systematische Personalentwicklung, Qualitätsmanagement, Modelle gewerkschaftlicher Mobilisierung, die Einrichtung einer Koordinierungsstelle Weiterbildung und eine Umwandlung der Projektförderung in eine grundständige Finanzierung der Erwachsenenbildung.
Die diesjährige Herbstakademie wurde in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie der Universität Duisburg-Essen unter der Moderation des Berliner Bildungsexperten Bent Paulsen durchgeführt.