Zum Inhalt springen

Abschlussbericht vorgelegt

Digitalisierung demokratisch gestalten

Das GEW-Bundesforum „Bildung in der digitalen Welt“ hat mit seiner Arbeit von 2019 bis zum Gewerkschaftstag 2022 das Primat der Pädagogik und eine demokratische, mitbestimmte Digitalisierung in den Mittelpunkt gestellt.

Foto: stocksnap.io / Creative Commons CC0

„Wenn die neue Lehrkraft eine Künstliche Intelligenz ist“, titelte unlängst die Frankfurter Allgemeine Zeitung provokant. Es geht tatsächlich um viel. Nicht nur die Privatwirtschaft, sondern auch der Bildungsbereich stehen vor Umwälzungen, die an die Erfindung des Buchdrucks erinnern und für Beschäftigte wie Lernende langfristige Konsequenzen mit sich bringen. Rationalisierungsbestrebungen sind längst nicht mehr auf die Industrie oder den Dienstleistungssektor beschränkt. Auch der dominante Diskurs um „digitale Bildung“ ist technik- und anwendungszentriert. Doch pädagogische Aspekte und nicht erhoffte Profitmargen sollten definieren, welche Technik sinnvoll einzusetzen ist.

Das GEW-Bundesforum „Bildung in der digitalen Welt“ hat mit seiner Arbeit von 2019 bis zum Gewerkschaftstag 2022 alternative Positionen formuliert und das Primat der Pädagogik und eine demokratische, mitbestimmte Digitalisierung in den Mittelpunkt gestellt. Die vier Arbeitsgruppen des Forums formierten sich um die Themen Digitalpakt Schule, Datenschutz und Digitalisierung aus Beschäftigtenperspektive (AG 1), Pädagogische Herausforderungen und Chancen (AG 2), Aus-, Fort- und Weiterbildung (AG 3) sowie Ökonomisierung und Kommerzialisierung (AG 4).

Hieraus entstanden zahlreiche Publikationen, zum Beispiel die Flyer Lobbycheck, Digitale Grundrechte, Digitalpakt und Schulclouds, Handreichungen zu mobilem Arbeiten und dienstlichen Endgeräten sowie Tagungsdokumentationen, etwa zu Learning Analytics oder Digitalisierung und sozialer Spaltung. Zwei Bildungsfinanzierungsstudien und eine Mitgliederbefragung wurden veröffentlicht, ebenso wie zwei vom Forum begleitete Studien zu Digitalisierung im Schulsystem und dem Digitalpakt. Ein Sammelband, der „Umrisse einer Pädagogik des 21. Jahrhunderts im Kontext der Digitalisierung“ skizziert, wird im Oktober 2022 im kopaed-Verlag erscheinen.

Stärkung von Demokratie und Medienkompetenz

Das Bundesforum hat ein Bündel von Anträgen zum Gewerkschaftstag erarbeitet. Zwei Beispiele:

Der Gewerkschaftstagsbeschluss „Learning Analytics, Algorithmen und Big Data“ fordert eine transparente und verständliche Offenlegung der Grundlage von Algorithmen bei allen behördlich eingeführten technologischen Systemen. Die GEW bewertet Digitalisierung im Bildungsbereich nach zentralen Prinzipien und Grundwerten wie Inklusion, Vielfalt, öffentliche Bildung und Wissenschaft, Mitbestimmung, Demokratie und Transparenz.

Digitalisierung, so ein weiterer Beschluss, müsse Gegenstand aller Bildungsbereiche im Sinne eines Lehrens und Lernens mit und über Medien werden. Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz zu fördern, heißt auch, Bildungseinrichtungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung mit adäquaten Ressourcen auszustatten.

Eine beim Bundesforum Ende 2021 diskutierte, von den verantwortlichen GEW-Gremien verabschiedete und an die Kultusministerkonferenz (KMK) gerichtete Stellungnahme kritisiert die einseitige Messbarmachung und Ökonomisierung von Bildung im Zuge von Datafizierung. Die Abschlusssitzung des Bundesforums im Juni 2022 nahm neben einer Bilanz der Arbeit die Frage einer demokratischen Digitalisierung in einer Podiumsrunde und bei Workshops zu digitalen Grundrechten und digitaler Grundversorgung in den Blick. Die GEW setzt die Arbeit zu Digitalisierung fort – auch strukturell, mit einer AG „Bildung in der digitalen Welt“, die im Spätherbst ihre Arbeit aufnehmen wird.