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Die Verhandlungen sind unterbrochen – jetzt wird gestreikt!

Bei den Tarifverhandlungen am 30. und 31. Januar in Potsdam kam es zu keiner Einigung. Die Arbeitgeber haben kein Angebot vorgelegt – in den kommenden Tagen ruft die GEW im gesamten Bundesgebiet zu Warnstreiks auf.

Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder gingen am 30. und 31. Januar in die zweite Runde. Viele GEW Mitglieder protestierten vor den Verhandlungen lautstark für ihre Forderungen nach insgesamt sechs Prozent Einkommensplus. Am Ende gab es kein Angebot der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und damit auch kein Zwischenergebnis. "Die Bilanz der Gespräche ist ernüchternd: Es gibt keine Ergebnisse, alle Fragen sind offen. Das ist, trotz der zugegebenermaßen komplexen Verhandlungssituation, eindeutig zu wenig", sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Dienstag in Potsdam. Die GEW ruft daher in den kommenden Tagen im gesamten Bundesgebiet zu Warnstreiks auf.

Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes hatten in Forderungspaket mit insgesamt sechs Prozent Einkommensplus geschnürt. "Deutschland braucht einen handlungsfähigen Staat mit hoch qualifizierten und motivierten Beschäftigten. Den öffentlichen Dienst zu stärken, heißt auch, die Binnenkonjunktur anzukurbeln", sagte Tepe und bekräftigte damit die Forderung nach insgesamt sechs Prozent Einkommensplus.

"Für die Lehrerinnen und Lehrer sowie die pädagogischen Fachkräfte an Schulen hat eine Einführung der Entwicklungsstufe 6 in die Entgelttabelle des Tarifvertrags der Länder hohe Bedeutung." 

 

Teil des Forderungspakets ist neben einer sozialen Komponente in Form eines Sockel- oder Mindestbetrages außerdem die Entwicklungstufe 6, für die sich die GEW besonders stark macht. "Für die Lehrerinnen und Lehrer sowie die pädagogischen Fachkräfte an Schulen hat eine Einführung der Entwicklungsstufe 6 in die Entgelttabelle des Tarifvertrags der Länder (TV-L) hohe Bedeutung. Aber auch die Länder müssten ein großes Interesse daran haben, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte deutlich zu verbessern. Schon jetzt können die meisten Länder allein den Ersatzbedarf, der entsteht, weil Lehrkräfte in den Ruhestand gehen, nicht mehr mit ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern decken", sagte die GEW-Vorsitzende. Die Einführung einer Entwicklungsstufe 6 würde für viele Beschäftigte ein erhebliches Einkommensplus bedeuten.

Auch die Forderung nach einer Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes der Länder bekräftigte Tepe: "Die Einkommen der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder müssen so angehoben werden, dass sie das Niveau vergleichbarer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Bund und Kommunen erreichen". Auch in diesem Bereich zeichne sich ein Fachkräftemangel, insbesondere mit Blick auf die Erzieherinnen und Erzieher ab. Diese verdienten bei den Ländern weniger als bei den Kommunen.

Die GEW wird in den kommenden Tagen im gesamten Bundesgebiet zu Warnstreiks aufruden. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen findet am 16. und 17. Februar in Potsdam statt. Verhandelt wird für rund eine Million Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder. Die rund 200.000 angestellten Lehrkräfte bilden davon die größte Berufsgruppe.

Kommentare
Name: Claudio Dorsch
Nettolohndiskriminierung ist kein Kavaliersdelikt
Wenn 200.000 angestellte Lehrer um 20% Lohn netto Jahr für Jahr seit 1949 mit Duldung des dbb diskriminiert werden, sollte das Empörung an allen Stellen hervorrufen. Leider wird das von keiner Interessenvertretung bewußt erwähnt - mit Ausnahme von SchaLL e.V. - schade. Die GEW-Suchmaschine, die ver-di-Suchmaschine und die dbb-Suchmaschine kennen das Wort "Nettolohndiskriminierung" noch nicht einmal - schade. Gleiche Arbeit unter dem gleichen Dach muß auch den gleichen Nettolohn haben - ansonsten kollabiert das System in Selbstgerechtigkeit. Davor sollten sich alle hüten.
31.01.2017 - 18:38
Name: Jule
"Die Bilanz der Gespräche ist ernüchternd"
"Ernüchternd" wird für uns angestellte Lehrer*innen sicherlich auch wieder das Verhandlungsergebnis werden. Insgesamt werden kaum 4 Prozent rauskommen, ver.di wird es abnicken und wie schon bei L-ego mit der Aussage: "Warum soll ein Leuchtturmwärter für die Lehrer streiken?" die Lehrer allein lassen, nachdem diese als Streikmasse ausgedient hatten. Die "Entwicklungsstufe 6" wird dem "Gesamtergebnis" mit den Worten "mehr war nicht drin" geopfert und das Tarifergebnis möglichst schnell auf die Beamten übertragen. Die Einkommensschere öffnet sich weiter, die GEW droht und verfällt für die nächsten beiden Jahre wieder in interne Strategiegespräche.
31.01.2017 - 18:48
Name: GEW Hauptvorstand
Re: "Die Bilanz der Gespräche ist ernüchternd"
Liebe Kollegin Jule, leider haben wir keine Glaskugel, durch die wir das Ergebnis der Tarifrunde bereits erkennen können. Es ist nun einmal das Wesen von Verhandlungen, zu fordern, zu verhandeln, Kompromisse zu finden und weiter zu verhandeln, bis ein Ergebnis steht. Wir machen uns in der laufenden Tarifrunde jedenfalls besonders für die Stufe 6 stark, denn das würde ein ordentliches Einkommensplus für viele angestellte Kolleginnen und Kollegen im Schuldienst bedeuten. Richtig Druck verleihen wir unseren Forderungen aber nur dann, wenn wir auch auf der Straße bei Warnstreiks zahlreich und laut auftreten! Deine GEW.
31.01.2017 - 19:05
Name: Jule
Liebe GEW ...
Wir angestellten Lehrer*innen erinnern uns noch genau an die Aussage "Kein Abschluss ohne L-ego!"´. Wir haben Euch damals geglaubt - wir haben den Aussagen von ver.di geglaubt. Wir haben gelernt ...
31.01.2017 - 19:51
Name: Dirk Bernecker
Lehrer auf die Strape
Wir weden nie genug Lehrer auf die Straße bringen, solange sich die verbeamtetenKollegen nicht solidarisch an den Streiks beteiligen. Warum sollten sie auch, wenn das Ergebnis automatisch übertragen wird? Wie könnte eine Lösung aussehen? Ganz einfach! Wir müssen zur richtigen Zeit streiken. Es wir seit Jahren von den angestellten Lehrkräften gefordert gezielt so zu streiken, dass man damit rechnen muss keine Schulabschlüsse vergeben zu können. Dann könnten keine Ausbildungsverträge geschlossen werden, kein Studium aufgenommen werden, keine Schulwechsel auf weiterführende Schulen erfolgen. Ich schätze, wir hätten binnen weniger Tage sehr verhandlungsbereite Vertreter der Länder und einen Abschluss der unseren Vortellungen sehr nahe kommen würde. Andere Gewerkschaften haben das bereits eindruckvoll demonstriert. Nicht umsonst arbeitet Frau Nahles an einer Gesetzesänderung zum Streikrecht.
31.01.2017 - 20:31
Name: Dal
Liebe GEW...
Solange ein Leuchturmwärter   keinen Grund  für uns angestellte Lehrer zu streiken hat, und L-ego nicht mehr Bestandteil der gestellten Förderungen ist, kann für alle drittklassigen Lehrer  bei der nächsten Tarifrunden nie ein akzeptabeles Ergebinis erzielt werden. Das ist leider wahr. Also habe ich mich dazu entschlossen während der Zeugnisferien (2 Tage vollkommen ausreichend), in  internen Strategieselbstgespräche (leider aus finanziellen Gründe, nur Zuhause und nicht in einem Kurort) zu verfallen. Ergebnis: für die verbeamteten Kollegen sehe ich keinen Grund  wieder auf der Straße zu gehen. Lieben Gruß Dein Plankton des Schulwesens
07.02.2017 - 10:34
Name: Jule
Wir waren da ...
So liebe GEW, wir waren auf der Straße und jetzt erwarten wir von Euch auch entsprechende Ergebnisse bei den Verhandlungen. Sollten die Bedürfnisse der Lehrer*innen auch dieses Jahr wieder dem "Gesamtergebnis" und dem ver.di-Diktat "geopfert" werden, dann brauchen wir Euch zukünftig auch nicht mehr als Interessenvertretung.
08.02.2017 - 20:57
Name: ups
dal
Lieber dal, einfach super, sehe ich ganz genauso!
08.02.2017 - 22:12
Name: mocca
Forderungen in den Tarifverhandlungen
Wie oft waren wir angestellten LehrerInnen streiken? Und was hat es für unsere Situation gebracht? Für diese Diskrepanz der Vergütung und Pension zu den verbeamteten Kollegen war es ein Tropfen auf dem heißen Stein. Bei gleicher Tätigkeit! Jedes Mal werden Erwartungen geweckt und am Ende 3% oder 4% mehr und die ganze wirkliche Ungerechtigkeit bleibt weiterhin bestehen. Und immer war leider nicht mehr drin, weil..... Und nun wird die Entgeltstufe 6 angepriesen. Für alle, die in der kleinen E9 beginnen ist das lächerlich - denn sie brauchen alleine 5 Jahre!! um in die Stufe 3 zu kommen und 9 Jahre!!! um in die Stufe 4 zu kommen. Wenn die Stufenlaufzeiten allein "nur" dem öffentlichen Dienst angepasst würden, dann würde es wirklich Sinn für die gering Verdienenden machen. Für diese Menschen würde ich gerne streiken. Und für die Leute, die eine Befristung nach der anderen bekommen und keine Aussicht auf Festanstellung und Planbarkeit des Lebens haben würde ich sofort auf die Straße gehen. Und immer ist das leider wahnsinnig ungerecht aber da konnte man leider nichts machen .... Diesmal gehe ich nur noch streiken, damit die Arbeitgeber nicht sagen können: "Die sind doch sowieso alle zufrieden - wehrt sich doch niemand". Aber ansonsten würde ich zuhause bleiben. So lange, bis eine Strategie verfolgt wird, die Aussicht auf spürbare Erfolge hat.
11.02.2017 - 13:36
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