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Schülerinitiative #wirwerdenlaut

„Die jungen Menschen legen den Finger in die Wunde“

Ein offener Brief, mit dem Schülerinnen und Schüler ihrem Unmut über die Corona-Politik Luft gemacht haben, sorgt im Netz für Wirbel. Als „Warnsignal an die politisch Verantwortlichen“ bezeichnete GEW-Chefin Maike Finnern die Aktion.

Foto: Shutterstock/GEW

Die GEW wertet die Initiative #wirwerdenlaut von Schülerinnen und Schülern als Warnsignal an die politisch Verantwortlichen. „Die jungen Menschen legen den Finger in die Wunde: Sie weisen zu Recht auf die Diskrepanz zwischen politischen Ankündigungen und dem mangelhaften Handeln vor Ort hin“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Die aktuellen Infektionszahlen zeigen, dass Schulen keine ‚sicheren Orte‘ sind.“ (Maike Finnern)

„Die aktuellen Infektionszahlen zeigen, dass Schulen keine ‚sicheren Orte‘ sind. Die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz sind bis heute vielfach nicht ausreichend. Es entsteht der Eindruck, dass Politik die Pandemie an den Schulen durchlaufen lässt – und damit die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern gefährdet“, sagte Finnern weiter.

„Der Druck muss verringert werden“

Die Hauptlast der Pandemie hätten bisher die Kinder und Jugendlichen getragen. Der Druck, der auf ihnen laste, müsse verringert werden. Dazu gehöre auch, Prüfungen an die aktuelle Situation anzupassen, um den Teststress zu senken. Gleichzeitig brauche es mehr Schulsozialarbeiter und -sozialarbeiterinnen, mehr psychologische Unterstützung sowie mehr pädagogisches Personal, um die psychischen und sozialen Probleme der Schülerinnen und Schüler besser auffangen zu können.

„Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich und unsolidarisch.“ (Offener Brief der Schülervertretung)

Hintergrund ist ein offener Brief von Schülervertreterinnen und -vertretern, der im Netz unter dem Hashtag #wirwerdenlaut geteilt wird. Er richtet sich an die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Bundesländer. Die Schülerinnen und Schüler werfen der Politik darin vor, sie im Stich zu lassen: „Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich und unsolidarisch.“

Gefordert werden unter anderem Luftfilter in allen Schulen, kleinere Lerngruppen und PCR-Pooltests. Das Schreiben richtet sich zudem gegen die Präsenzpflicht. Schülerinnen und Schüler müssten mit ihren Familien selbst entscheiden können, in welcher Art der Beschulung sie sich wohler und sicherer fühlten.

So reagiert die Politik

Auch die Politik ist auf die Aktion aufmerksam geworden. SPD-Chefin Saskia Esken schlug zusätzliche Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler über das Corona-Aufholpaket hinaus vor. „Durch die Corona-Beschränkungen, aber auch durch Leistungsdruck und Zukunftsängste hat sich gerade bei jungen Menschen eine psychisch-mentale Belastung aufgebaut, die nicht ohne Antwort bleiben darf,“ sagte Esken gegenüber dem RND. Die Politik müsse darüber nachdenken, ob die Maßnahmen ausreichten und welche verlängert werden müssten, um junge Menschen auf einem guten Weg heraus aus der Pandemie zu unterstützen. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) haben den Schülerinnen und Schülern auf Twitter Gespräche angeboten.