Partnerschaft GEW und TUESWU
Die Bildung in der Ukraine verbessern
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert die Kooperation zwischen Gewerkschaften in verschiedenen Ländern. Die erste Partnerschaft startete im Januar: zwischen der GEW und der TUESWU.
Wenn TUESWU-Vizepräsidentin Olha Chabaniuk von den Lern- und Arbeitsbedingungen in der Ukraine berichtet, lässt das niemanden kalt. Sie erzählt von der Bombardierung der Schulen; von Online-Unterricht, der aus Luftschutzkellern oder dem Ausland aufrechterhalten wird; von Unterricht in besetzten Gebieten, der einem russischen Propagandacurriculum folgen muss. „Kritisches Denken zu fördern und die mentale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen aufrechtzuerhalten, ist elementar“, sagt die stellvertretende TUESWU-Präsidentin (Trade Union of Education and Science Workers of Ukraine).
„Doch die Lehrkräfte benötigen selbst Hilfe – und auch um Arbeitnehmerrechte ist es in Kriegszeiten schlecht bestellt.“ (Olha Chabaniuk)
„Doch die Lehrkräfte benötigen selbst Hilfe – und auch um Arbeitnehmerrechte ist es in Kriegszeiten schlecht bestellt“, so Chabaniuk. Die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte habe sich seit 2022 verdoppelt, das Streik- und Demonstrationsrecht sei außer Kraft gesetzt. Mit immer noch mehr als einer Million Mitgliedern ist die TUESWU eine der größten Gewerkschaften der Ukraine – verzeichnet aber in Zeiten massenhafter Flucht stark sinkende Mitgliederzahlen.
An dieser Stelle setzt die erste Gewerkschaftspartnerschaft an, die das BMZ fördert, und zu deren Start Chabuniak und die GEW-Vorsitzende Maike Finnern Ende Januar in Berlin waren. Auch in einer Lage wie der in der Ukraine sei „ganz entscheidend, sich mit Arbeitsbedingungen auseinanderzusetzen“, erklärte Ministerin Svenja Schulze (SPD) bei der Auftaktveranstaltung. Und: „Gewerkschaften kennen die Bedürfnisse der Beschäftigten, geben ihnen eine Stimme, streiten für deren Anliegen.“
Enger Kontakt zwischen GEW und TUESWU
Die vorerst bis Ende 2026 geförderte Gewerkschaftspartnerschaft sei ein wichtiger Schritt, um die Zusammenarbeit zwischen GEW und TUESWU weiter auszubauen. Durchgeführt, unterstützt und begleitet werden die Gewerkschaftspartnerschaften im Auftrag des BMZ durch die gemeinnützige Entwicklungsorganisation sequa sGmbH mit Sitz in Bonn.
Der Kontakt zwischen GEW und TUESWU ist seit Jahren eng. Schon seit dem ersten Sommer des russischen Angriffskriegs 2022 luden GEW und „Die Falken“, unterstützt vom Heinrich-Rodenstein-Fonds der GEW, Kinder ukrainischer Gewerkschaftsmitglieder zu einem Ferienzeltlager nach Deutschland ein. Auch die Arbeit der TUESWU vor Ort wird bereits unterstützt. Finnern erklärte bei der Veranstaltung in den Räumen des BMZ, mit der Gewerkschaftspartnerschaft könne die Zusammenarbeit „noch einmal auf ein anderes Niveau gehoben“ werden.
„Für junge Menschen muss es attraktiv sein, den Lehrkraftberuf zu ergreifen und in der Ukraine zu unterrichten.“ (Maike Finnern)
Was das bedeutet, stellte die GEW-Vorsitzende anhand einer langen Liste dar. Unter anderem soll die TUESWU bei der Fortbildung von Multiplikatoren und in ihren Organizing-Kompetenzen unterstützt werden, um verstärkt neue Mitglieder zu gewinnen und diese zu stärken. Das Ziel sei, ergänzte Finnern, dass sich dank starker Gewerkschaften die Arbeitsbedingungen verbessern: „Für junge Menschen muss es attraktiv sein, den Lehrkraftberuf zu ergreifen und in der Ukraine zu unterrichten.“ Bildung sei entscheidend für die zukünftige Entwicklung in der Ukraine.
Die derzeitigen Einschränkungen der Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, von denen Chabaniuk berichtet hatte, beobachte die GEW mit großer Sorge. Unterstützt werden sollen auch Fortbildungen in ukrainischem und europäischem Arbeitsrecht sowie in Medienkompetenz. Bereits gearbeitet wird an der Ausstattung eines Medienraums sowie eines Trainingszentrums von TUESWU in Kyjiv und Umgebung, die für Qualifizierungen genutzt werden sollen.
„Das Soziale groß zu schreiben, führt dazu, dass wir insgesamt erfolgreicher sind.“ (Svenja Schulze)
GEW-Vorsitzende Finnern betonte indes auch, eine Partnerschaft sei keine Einbahnstraße, man wolle voneinander lernen: „Bei Online-Austauschen und Bildungsaufenthalten der ukrainischen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland wollen wir uns über gewerkschaftliche Strategien austauschen.“ Dafür, dass all das mit der Gewerkschaftspartnerschaft möglich werde, dankte die GEW-Vorsitzende Ministerin Schulze.
Die betonte abschließend noch einmal die wichtige Rolle der Zusammenarbeit mit Gewerkschaften: „Das Soziale groß zu schreiben, führt dazu, dass wir insgesamt erfolgreicher sind.“