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Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm

Deutschlands beste Schule liegt in einem Brennpunkt

Deutscher Schulpreis für die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm: Die Grundschule hat in einem sozial benachteiligten Stadtteil, räumlich beengt und mit wenigen Ressourcen eine Umgebung geschaffen, in der Lernen hervorragend gelingt.

Schulpreis 2019 - Gewinner
Die Gewinnerschule des Schulpreises ist die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm (Foto: Max Lautenschläger)

Der Hauptpreis des Deutschen Schulpreises 2019 geht an die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm in Nordrhein-Westfalen. Die Jury war beeindruckt, wie die Grundschule in einem sozial benachteiligten Stadtteil, räumlich beengt und mit wenigen Ressourcen eine Umgebung geschaffen habe, in der Lernen hervorragend gelinge. „Die Gebrüder-Grimm-Schule lebt eine Kultur der Wertschätzung und ist Vorbild für innovative Schulentwicklung in Deutschland“, lobte das Gremium

Das Loben und Wertschätzen nimmt den Angaben zufolge einen ganz besonderen Stellenwert an der Schule ein. Vom Spiegel im Treppenhaus, der jedem Kind, das hineinsieht, vermittelt „Du strahlst wie die Sonne!“, über Komplimente-Kärtchen, die Schülerinnen und Schüler einander schenken, bis zu Lobbriefen für positives Verhalten im Schulalltag „lebt diese Schule eine Kultur der Wertschätzung konsequent im Alltag“.

„Probleme nicht als Probleme, sondern fröhlich als Herausforderung sehen.“ (Frank Wagner)

In ihrer Bewerbung um den Deutschen Schulpreis schrieb die Offene Ganztagsschule, man sehe es als „großes Glück“, eine „arme“ Schule zu sein, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, die die die Schule für ein Porträt besuchte. „Das, was uns bezüglich aller Qualitätsentwicklung vorangebracht hat, waren echte Herausforderungen und Nöte.“ Absatz sei es gewesen, „Probleme nicht als Probleme, sondern fröhlich als Herausforderung sehen“, sagte Schulleiter Frank Wagner der dpa. „Lachend Leistung lieben lernen“, lautet das Motto.

Es gibt acht Klassen mit 225 Grundschulkindern. Die Kinder lernen möglichst selbstbestimmt, aber innerhalb eines klar gesetzten Rahmens, mit festen Ritualen und Arbeitsabläufen. Die rund 30 Lehrkräfte und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter achten auf eine Balance zwischen individuellem und gemeinschaftlichem Lernen.

Im Schuljahr wiederholen sich drei je mehrwöchige „Epochen“: In „Projekt-Epochen“ arbeiten die Schülerinnen und Schüler in jahrgangsübergreifenden Projekten stark in Eigenregie. In „Kurs-Epochen“ werden Basiskompetenzen wie Rechnen, Lesen, Handschrift trainiert. In „Klassen-Epochen“ steht das Lernen im Klassenverband im Mittelpunkt.

Gewalt oder Mobbing sind extrem selten

In Lerninseln können Schülerinnen und Schüler ausgehend von ihren Lehrplänen eigenständig agieren. Ihr Leistungsstand wird regelmäßig erhoben und mit den Kindern besprochen. Fast die Hälfte der Jungen und Mädchen kommt aus benachteiligten Familien, erhält Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Gut 100 Schülerinnen und Schüler haben den Angaben zufolge einen Migrationshintergrund, jeder zehnte sonderpädagogischen Förderbedarf. Doch bei den jüngsten Lernstanderhebungen hätten die Ergebnisse den Landesdurchschnitt übertroffen, sagt der Schulleiter. 

Es gibt weitere Besonderheiten: einen täglichen Morgentanz in der Aula, den Schulhund Merlin, einen Nutzgarten mit Obst und Gemüse, eine Grillecke für Feste mit Familien, einen Bereich mit Meerschweinchen, Kaninchen, Hühnern. Gewalt oder Mobbing seien extrem selten, betont die Schule. Eltern können sich zeigen lassen, wie sie Zuhause am besten mit dem Nachwuchs üben. Mit dem Preisgeld von 100.000 Euro will die Schule Mikroskope, eine Kletterwand und mehr Monitore für die Lerninseln anschaffen.

Der Deutsche Schulpreis wird seit 2006 von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung vergeben. Die Jury vergleicht bei den Bewerberschulen sechs Bereiche: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner sowie Schule als lernende Institution.