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Globale Bildungskampagne

Deutschland soll fairen Beitrag leisten

Hochwertige Bildung für alle weltweit - dieses Ziel verfolgt die Globale Bildungskampagne (GBK). Wie das auch in Pandamiezeiten gelingen kann, darüber haben sich GEW und NGOs online ausgetauscht.

Viele Schulen beteiligten sich an den Weltklasse!-Aktionswochen
Viele Schulen beteiligten sich an den Weltklasse!-Aktionswochen der Globalen Bildungskampagne (GBK). (Foto: Globale Bildungskampagne/Mike Auerbach)

Insgesamt 17 Ziele der Vereinten Nationen zu Nachhaltiger Entwicklung hat sich die Weltgemeinschaft mit der „Agenda 2030“ gesetzt - Bildung gehört als Ziel 4 zu den Schlüsselthemen. Speziell diesem Ziel widmet sich die Globale Bildungskampagne (GBK). Sie kämpft dafür, dass qualitativ hochwertige Bildung allen Menschen weltweit zur Verfügung steht. „Internationale Solidarität ist Herzensangelegenheit der Gewerkschaften“, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe zum Auftakt der Online-Konferenz, bei der sich GEW und NGOs zu Zielen und Strategien der Globalen Bildungskampagne austauschten. Sichtbarer Erfolg: die Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die globale Bildungsfinanzierung wurden im vergangenen Jahr pandemiebedingt um 25 Millionen auf 75 Millionen aufgestockt. Ein wichtiger Schritt, dem nun weitere folgen müssen.

Globale Bildung ganzheitlich und als öffentliches Gut

Das Thema Solidarität betonte auch GBK Co-Sprecherin Sandra Dworack von Oxfam. Sie sagte, die Globale Bildungskampagne sei ein wichtiges Netzwerk, das breit in der Zivilgesellschaft verankert ist. Nur gemeinsam könne man erreichen, dass Bildung als universales Menschenrecht verwirklicht wird – ganzheitlich im mehrfachen Sinn: unabhängig von sozialer Stellung, Geschlecht oder Behinderungen, aber anders als etwa von der Weltbank propagiert auch über Kernkompetenzen wie Lesen und Schreiben hinaus.

Durch Gespräche mit Vertreterinnen und Vertreter des BMZ wie auch mit den Bundestagsfraktionen habe sich die Bereitschaft der Politik erhöht, die Ausgaben für Bildung global zu finanzieren – insbesondere über den Fonds „Education Cannot Wait“ sowie die multilaterale Initiative „Global Partnership for Education“. Die GBK hat sich zudem mit Erfolg dafür eingesetzt, dass grundsätzlich öffentliche Bildungssysteme und nicht private Anbieter finanziert werden.

Die Corona-Pandemie gefährde nun das Erreichte, warnte Dworack zugleich. Der Weltbank zufolge könnten Zwei Drittel der ärmeren Länder in der Krise ihre Bildungshaushalte kürzen.

Deutschlands fairer Beitrag

Deutschland solle einen fairen Beitrag leisten – da waren sich die mehr als 30 Teilnehmenden einig. Die GBK fordert aktuell von der Politik 110 Millionen Euro jährlich zur Verfügung zu stellen. Dworack erläuterte, dass bei der Berechnung berücksichtigt wurde, was Deutschland im internationalen Rahmen in Sachen Bildung bereits leiste, welchen Bedarf die Partnerländer im Globalen Süden in den nächsten Fünf Jahren haben und was innerhalb der OECD andere Geberländer zur Verfügung stellen. In Corona-Zeiten sei der Bedarf zudem stark angestiegen, etwa wegen notwendiger Investitionen im Digitalbereich.

Weltklasse!-Aktionswochen an Schulen

Neben der Lobbyarbeit setzt die GBK auf regelmäßige Aktionen im Bildungsbereich. Die Koordinatorin der GBK in Deutschland, Maren Jesaitis, berichtete, dass die Aktionswoche in Deutschland, die seit 2012 unter dem Titel „Weltklasse!“ stattfinden, nun auf mehrere Monate ausgeweitet werde, damit Schulen bei der Teilnahme flexibler seien könnten. 2020 fiel die Aktion pandemiebedingt aus, in diesem Jahr ist sie vom 26. April bis 26. September geplant – das Ende sei bewusst auf den Termin der Bundestagswahl gelegt worden.

Zu den Aktionselementen gehören vorbereitete Unterrichtseinheiten, das Kreieren von Botschaften per Video, Brief und Social Media, die Einladung von Abgeordneten in die Schule sowie die Übergabe von Botschaften an Bundespolitikerinnen aus dem Wahlkreis. Teilnehmende Schulen und Projekte können das „Weltklasse!-Siegel“ erhalten. Die GBK stellt zudem Bildungsmaterialien bereit: Zu den neun Modulen der Kampagne gehören die Bereiche Mädchenbildung, Inklusion und Lehrkräftemangel, sowie die COVID-19-Pandemie und das Recht auf Bildung.

Ohne Lehrkräfte keine Bildung, das gilt auch weltweit

Von einer „Win-Win-Situation“ sprach Barbara Geier, die für die GEW in der GBK aktiv ist. Damit Bildung funktionieren kann, brauche man gut ausgebildete Lehrkräfte in gut ausgestatteter und sicherer Arbeitsumgebung – dieses Interesse verbinde die Bildungsgewerkschaft mit den anderen GBK-Akteurinnen und -Akteuren. Bildung sei auch ein zentrales Mittel im Kampf gegen die Armut. „Was die GBK auszeichnet ist, dass sie tatsächlich eine globale Kampagne ist“, sagte Geier.

Kampagnenarbeit in den Niederlanden

In den Niederlanden setzt sich die GBK für die gleichen Ziele ein. Rianne Driessen von der niederländischen NGO Edukans stellte dar, dass sich die GBK aktuell in einer Periode des Wiederaufbaus befinde. Wegen des politischen Klimas seien in den letzten acht Jahren in den Niederlanden deutlich weniger öffentliche Mittel für Bildung im Entwicklungszusammenhang bereitgestellt worden. Außerdem genieße Grundschulbildung für die Politik keine Priorität, auch hier versuche die GBK Druck zu machen. Mit Erfolg: Am 8. März bewilligte die niederländische Regierung zusätzliche 50 Millionen Euro für Bildung im Entwicklungszusammenhang. Driessen verwies auf einen wichtigen Unterschied zur GBK in Deutschland. In den Niederlanden engagieren sich neben NGOs und der GEW-Schwestergewerkschaft AOb (Algemene Onderwijsbond) auch privatwirtschaftliche Akteure in der Kampagne. Ebenso wie die GBK in Deutschland setzt sie sich jedoch klar für die Finanzierung öffentlicher Bildung ein.