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Deutschland hat zu wenig Akademiker

Die gute Nachricht: In den letzten Jahren ist der Anteil der Hochqualifizierten in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Die schlechte: Im Vergleich zu den anderen OECD-Staaten sind die Fortschritte äußerst bescheiden. Zu diesem Schluss kommt die heute von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichte Studie "Bildung auf einen Blick 2009".

Zwischen 1995 und 2007 kletterte die Zahl der Menschen mit Hochschul- oder FH-Abschluss pro Jahrgang in Deutschland von 14 auf 23 Prozent. Erfreulich, aber nicht erfreulich genug, so die Studie: In den OECD-Ländern, für die Vergleichsdaten vorlagen, sei die Absolventenquote im gleichen Zeitraum von 18 auf 36 Prozent gestiegen. Auf gut Deutsch: Die Bundesrepublik hat nicht aufgeholt, sondern hinkt im Gegenteil immer weiter hinterher.

Dabei, so die Forscher, lohne es sich gerade in Krisenzeiten, in Bildung und höhere Qualifikation zu investieren. Erstmals legte die OECD in diesem Jahr detaillierte Berechnungen zu Bildungserträgen über die gesamte Erwerbsphase vor. Sie belegen, dass - in Deutschland besonders ausgeprägt - Hochschulabsolventen gegenüber Erwerbstätigen ohne Studienabschluss deutlich seltener arbeitslos sind und Einkommensvorteile haben.

Jenseits wirtschaftlicher Renditen lieferten laut Studie Investitionen in Bildung auch "hohe soziale Erträge". Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss seien im Schnitt politisch interessierter, gesünder und vertrauten eher ihren Mitmenschen als Menschen mit mittlerer Qualifikation. "Diese hohen finanziellen und sozialen Renditen sollten ein starker Anreiz sein, mehr in tertiäre Bildung zu investieren", so das Fazit der Forscher.


GEW fordert höhere Bildungsausgaben

"Zum wiederholten Mal rechnet der Bericht den deutschen Politikern vor, dass sie viel zu wenig Geld in den Bildungsbereich investieren", sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne in einer ersten Reaktion auf die OECD-Studie. "An internationalen Maßstäben gemessen müssten in Deutschland Jahr für Jahr mindestens 30 bis 40 Milliarden Euro mehr für die Bildung ausgegeben werden. Geld ist zwar nicht alles, die zusätzlichen Mittel werden jedoch dringend gebraucht, um notwendige Reformen umzusetzen und den durch Unterfinanzierung in Kitas, Schulen, Hochschulen und der Weiterbildung entstandenen Nachholbedarf auszugleichen“, so Thöne. Er forderte die Bundes- und Landesregierungen auf, den auf dem Bildungsgipfel 2008 gemachten Absichtserklärungen endlich Taten folgen zu lassen. Unter Finanzierungsvorbehalt stehende Projekte wie der Hochschulpakt II müssten ohne Wenn und Aber verwirklicht werden.