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OECD-Studie Weiterbildung

Deutschland braucht bessere Weiterbildung

Deutschland muss nach Ansicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Bedürfnisse Geringqualifizierter stärker in den Blick nehmen. Wie die GEW plädiert sie für ein nationales Weiterbildungsgesetz.

Die GEW macht sich seit Jahren für ein Bundesweiterbildungsgesetz stark.

Deutschland muss Geringqualifizierte stärker und gezielt weiterbilden und dazu auch die komplexen Strukturen seines Weiterbildungssystems vereinfachen. Das ist eine Forderung der am Freitag vorgestellten OECD-Studie Weiterbildung in Deutschland. „Es wäre sinnvoll, über ein nationales Weiterbildungsgesetz einen Rahmen zu etablieren, der Zuständigkeiten, Organisation, Anerkennung und Finanzierung regelt“, erklärte die OECD. Die GEW verlangt seit Jahren ein Bundesweiterbildungsgesetz.

Arbeitswelt im Wandel

Im OECD-Vergleich hat Deutschland den Angaben zufolge mit 18 Prozent einen recht großen Anteil von Arbeitsplätzen mit hohem Automatisierungsrisiko. Diese Jobs könnten künftig wegfallen, weil eine Maschine die Tätigkeiten übernimmt. Weitere 36 Prozent der Arbeitsplätze werden sich in den kommenden 15 Jahren voraussichtlich stark verändern. Beschäftigte in diesen Berufen sowie Erwachsene mit geringen Grundkompetenzen und niedrigen Einkommen werden laut Studie jedoch kaum von Weiterbildungsangeboten erreicht. 

Die Autorinnen und Autoren der Studie plädieren daher dafür, die bisher durch föderale Strukturen, hohe Eigenverantwortung und starken Wettbewerb zwischen den Anbietern geprägte Weiterbildungslandschaft durch ein Weiterbildungsgesetz zu reformieren. Wichtige Stichworte dabei sind der OECD zufolge unter anderem Mindestqualitätsstandards für Anbieter, ein einheitlicher Anspruch auf Bildungsurlaub und bessere finanzielle Fördermöglichkeiten. Um Menschen mit geringen Grundkompetenzen mehr zu fördern, müssten Bund und Länder einen kostenlosen oder kostengünstigen sowie praxisnahen Zugang zu Lernangeboten schaffen.

„Die Infrastruktur der Weiterbildung erodiert immer mehr. Deshalb brauchen wir jetzt bundesweit verbindliche Regelungen." (Ansgar Klimger)

Die GEW sieht sich durch die OECD-Studie in ihren Forderungen bestätigt. „Von der Weiterbildung wird zu Recht viel erwartet: Sie soll gesellschaftliche Prozesse der Individualisierung und Pluralisierung sowie des Strukturwandels und der Digitalisierung unterstützen, sie soll Fragen einer älter werdenden Gesellschaft lösen und die Zivilgesellschaft mitentwickeln. Politik kümmert sich jedoch viel zu wenig darum, die Rahmenbedingungen sicher zu stellen, damit Weiterbildung diese Aufgaben stemmen kann. Im Gegenteil: Die Infrastruktur der Weiterbildung erodiert immer mehr. Deshalb brauchen wir jetzt bundesweit verbindliche Regelungen", betonte Ansgar Klinger, GEW-Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung,

Sechs Vorschläge der Gewerkschaften

Die GEW engagiert sich seit Jahren für ein Bundesweiterbildungsgesetz, das über die Nationale Weiterbildungsstrategie von Bund, Ländern, Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesagentur für Arbeit hinausgeht. Sie kritisiert, besonders die staatliche Erwachsenen- und Weiterbildung sei chronisch unterfinanziert. Die politische, allgemeine und kulturelle Weiterbildung werde bisher vollkommen vernachlässigt. Zudem müssten die Lehrkräfte in der Weiterbildung endlich ihrer Aufgabe und Qualifikation angemessen beschäftigt und bezahlt werden.

GEW, ver.di und IG Metall haben ihre Forderungen unter der Überschrift „Weiterbildung reformieren: Sechs Vorschläge, die wirklich helfen“ auf 52 Seiten ausführlich erläutert.