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AG Goethe-Institut der GEW

Der Druck steigt im „neuen Normal“

Unter dem Motto „Moderne Arbeit solidarisch gestalten“ haben sich Ende September Mitglieder der AG Goethe-Institut in Kassel getroffen, um über ein möglichst gesundes Arbeitsumfeld zu beraten.

In der „schönsten aller Welten“ würden die Arbeitsbedingungen so gestaltet, dass sie die persönliche Freiheit erhöhen, auch mal nicht erreichbar zu sein, oder eine Auszeit zu nehmen. Sie würden mehr Selbstbestimmung ermöglichen und zugleich die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen verbessern. Aufgaben wären klar verteilt und man hätte ausreichend Zeit, seine Arbeit zu erledigen – und vor allem gäbe es eine Beschäftigungssicherheit. Gremien wären besser vernetzt und für Gremienarbeit freigestellte Kolleg*innen würden voll vertreten, damit sie nach Rückkehr an den Arbeitsplatz keinen Rückstau abarbeiten müssen. Das sind nur ein paar ausgewählte Ziele, die von den Teilnehmer*innen der AG-Goethe-Tagung gemeinsam entwickelt worden sind.

Bedingungen für ein gesundes Arbeitsumfeld

Unter dem Motto „Moderne Arbeit solidarisch gestalten“ hatten sich Ende September Mitglieder der AG Goethe-Institut in Kassel getroffen. Es war die erste Präsenzveranstaltung der AG Goethe nach drei Jahren pandemiebedingter Pause.

Die letzte Tagung 2019 hatte sich vorausschauend mit den Veränderungen der Arbeitswelt durch die fortschreitende Digitalisierung befasst. Nun sollte es darum gehen, die Rahmenbedingungen moderner Arbeit gewerkschaftlich und betriebsrätlich so mitzugestalten, dass sie den Beschäftigten ein möglichst gesundes und zufriedenstellendes Arbeitsumfeld bieten.

Druck steigt, ständig erreichbar zu sein

In der wirklichen Welt entfernen sich die Arbeitsbedingungen immer weiter von den geschilderten Idealen. Dazu hat nicht zuletzt die durch Corona beschleunigte Digitalisierung der Arbeit beigetragen. Dort, wo die Beschäftigten häufig mobil und digital arbeiten, werden die Arbeitszeiten weiter flexibilisiert und der Druck steigt, ständig erreichbar zu sein und auch unbezahlte Mehrarbeit zu leisten. Das zeigen aktuelle Forschungsergebnisse zur modernen Arbeit im „neuen Normal“, die Dr. Rolf Schmucker, Leiter des Instituts DGB-Index Gute Arbeit, präsentierte.

Mehr Beschäftigte im „neuen Normal“ halten die Pausen- und Ruhezeiten nicht ein und klagen darüber, abends nicht abschalten zu können. Zusammenfassend konstatierte Schmucker eine zunehmende Entgrenzung der Arbeit, räumlich, zeitlich und mental.

Anteil mobiler Arbeit ist hoch

Diese Entwicklungen spüren auch die Beschäftigten des Goethe-Instituts. Hier ist der Anteil digitaler und mobiler Arbeit ohnehin hoch und hat sich seit den Lockdowns noch einmal drastisch erhöht. Darunter leidet nicht nur der kollegiale Austausch, sondern auch die Gesundheit vieler Kolleg*innen.

Doch wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitsbedingungen auswirkt, ist keine Frage der Technik, sondern des Umgangs damit. Hier haben die Beschäftigten über ihre Gewerkschaft und Betriebsräte Mitgestaltungsmöglichkeiten. Um hier erfolgreich zu sein, wollten die Teilnehmer*innen erfahren, wie sie berufliche und politische Netzwerke effektiver nutzen und effizienter aufbauen können. Ein Ergebnis des Workshops „Effektiv in und mit Netzwerken arbeiten“ mit Eva Hörtrich war: Auch virtuelle Netzwerke funktionieren oft nur dann gut, wenn sie auf persönlichen Kontakten basieren.

Basierend auf den Ergebnissen der Tagung sollen die im Steinbacher Appell formulierten Anforderungen an „Gute Arbeit im Goethe-Institut“ weiterentwickelt und ergänzt werden.

Finnern: Arbeitsbedingungen verbessern

In ihrem Grußwort forderte GEW-Vorsitzende Maike Finnern vom Goethe-Institut als Arbeitgeber, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, um eine gute Kultur- und Bildungsarbeit zu gewährleisten. Zugleich setzt sich die GEW auf politischer Ebene dafür ein, das Goethe-Institut und andere Kulturmittlerorganisationen von drohenden Mittelkürzungen durch das Auswärtige Amt auszunehmen.