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Reform der Lehrkräftebildung

Der Berg kreißte...

Die Länder sind offen für zusätzliche Wege in den Lehrkräfteberuf. Doch die gegenseitige Anerkennung solcher Abschlüsse steht noch aus.

Die Kultusministerkonferenz tut sich nach wie vor schwer damit, die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer nachhaltig zu reformieren. (Foto: IMAGO/photothek)

Es war wie so oft in der föderalen Bildungspolitik: Der Berg kreißte und gebar eine Maus. Die Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragte angesichts des aktuell drastischen Lehrkräftemangels eine Kommission, zusätzliche Wege in den Beruf zu prüfen. Dabei sollte sie auch alternative Studienmodelle vorschlagen – auf Basis der im Dezember 2023 vorgelegten zahlreichen Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK und früherer Empfehlungen des Wissenschaftsrates (WR). Gesamtfazit des im März auf einer KMK-Sitzung beschlossenen zehnseitigen Papiers: „In den Ländern besteht Einigkeit darüber, dass auch weiterhin der grundsätzliche Weg in den Lehrkräfteberuf das grundständige Studium ist (Bachelor-/Master- bzw. Staatsexamensstudium).“

Drei alternative Zugangsmodelle

Doch der Lehrkräftemangel treibt alle 16 Bundesländer gleichermaßen um. Von den vielen alternativen SWK-Empfehlungen und auch des WR hält die KMK nach Prüfung durch die Kommission drei alternative Zugangsmodelle für möglich, um parallel zur klassischen Standardausbildung (Studium von zwei Fächern plus Referendariat) „neue Zielgruppen für die Lehrkräfteausbildung zu erschließen“. Angestrebt wird mit dem Beschluss ein gemeinsamer Rahmen für die „Qualifizierung zu Ein-Fach-Lehrkräften“, für das „Duale Lehramtsstudium“ und das „Quereinstiegs-Masterstudium“.

Die einzelnen Länder können diese zusätzlichen Wege wählen, müssen es aber nicht, heißt es auf Nachfrage. Die Modalitäten dazu sollen durch Beschlüsse in den jeweiligen Ländern konkretisiert werden. Offen blieb auf der KMK-Sitzung allerdings die Frage der länderübergreifenden Anerkennung solcher Abschlüsse. Darüber soll nach Aussage der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) im Sommer erneut beraten werden.

Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtern

„Ein-Fach-Lehrkräfte“ könnten demnach ab der Sekundarstufe I bis hin zur Berufsschule eingesetzt werden. „Aus Gründen der Qualitätssicherung“ sollen bis zum Abschluss der Qualifizierung sowohl der Masterabschluss oder das Staatsexamen erlangt als auch der Vorbereitungsdienst absolviert werden. Mit Hilfe dieses Modells ließe sich auch die Anerkennung ausländischer Examen erleichtern, heißt es in dem KMK-Beschluss.

Unter dem Stichwort „Duales Lehramtsstudium“ sind aus Sicht der KMK verschiedene Organisationsformen denkbar. Grundsätzlich sollen die akademischen und praktischen Anteile des Kompetenzaufbaus kontinuierlicher miteinander verzahnt werden als in den Regelstudiengängen – sowohl in der Bachelor- wie auch in der Masterphase. „Durch eine vertragliche Bindung an den Ausbildungsort Schule erfolgt eine frühzeitige Bindung der Studierenden an einzelne Schulen und an das Berufsfeld“, heißt es. Eine berufsbegleitende Form zielt besonders auf Quer- und Seiteneinsteigende ab. Die Teilnehmenden sind bereits an einer Schule beschäftigt, gestalten eigenständig Unterricht und absolvieren an festgelegten Tagen universitäre Lehrveranstaltungen.

Das dritte Modell „Quereinstiegs-Masterstudium“ baut auf einem nicht-lehramtsbezogenen Hochschulabschluss auf – unabhängig vom Hochschultyp. Eine Zielgruppe sind dabei Hochschulabsolventen, die zunächst Berufserfahrung in anderen Bereichen erwerben und sich erst später für einen Lehrberuf entscheiden.

Um mehr Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen oder in diesem zu halten, müssen sich sowohl die Arbeitsbedingungen in den Schulen als auch die Bedingungen in der Ausbildung enorm verbessern.“ (Anja Besninger-Stolze)

Die Kultusministerinnen und -minister stellten ihren Beschluss öffentlich als großen Erfolg dar. In der Pressemitteilung heißt es, angesichts steigendender Schülerzahlen und des zusätzlichen Lehrkräftebedarfs durch Ganztagsschulausbau und Inklusion seien inzwischen auch die Studienplatzkapazitäten ausgeweitet worden. Auf Anfrage konnte das KMK-Büro dies jedoch nicht quantifizieren.

Die GEW begrüßte zwar den Grundgedanken der KMK, sich über die Gewinnung weiterer Lehrkräfte und deren Ausbildung zu verständigen. Um jedoch mehr Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen oder in diesem zu halten, „müssen sich sowohl die Arbeitsbedingungen in den Schulen als auch die Bedingungen in der Ausbildung enorm verbessern“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. Dabei gehe es auch um die Reduzierung von Arbeitszeit, kleinere Klassen und die Entlastung der Lehrkräfte von reinen Verwaltungstätigkeiten, um mehr Zeit für die pädagogische Arbeit zu haben.