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Jahrestagung Internationales

Das Recht auf Bildung weltweit stärken

Wie muss Entwicklungszusammenarbeit gestaltet sein, damit sich die Bildungschancen in den Ländern des Südens verbessern und die Gewerkschaften gestärkt werden? Damit befasste sich die Online-Jahrestagung Internationales der GEW.

Foto: Colourbox.de

„Das Engagement in der Globalen Bildungskampagne ist wichtig, um die Verwirklichung des Rechts auf qualitativ hochwertige Bildung für alle weltweit zu erreichen.“ Das erklärte Maike Finnern, die Vorsitzende der GEW, zum Auftakt der zweitägigen virtuellen Jahrestagung Internationales der GEW.

„Diese Aufstockung ist ein Erfolg auch der langjährigen Lobbyarbeit der Globalen Bildungskampagne.“ (Maike Finnern)

Sie begrüßte, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zusätzlich 200 Millionen Euro bereitstellen wird, um den globalen Fonds der UN „Education Cannot Wait“ aufzustocken. Der Fonds unterstützt Bildungseinrichtungen in anhaltenden Notsituationen, etwa nach Naturkatastrophen oder kriegerischen Auseinandersetzungen. „Diese Aufstockung ist ein Erfolg auch der langjährigen Lobbyarbeit der Globalen Bildungskampagne“, unterstrich Finnern.

Die Globale Bildungskampagne (GBK) ist in fast 100 Ländern aktiv, um hochwertige Bildung für alle voranzutreiben. Mitglieder sind Bildungsgewerkschaften, Entwicklungs- und Kinderrechtsorganisationen.

Die GEW lobte zudem, dass der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung erstmals die Gewerkschaften als wichtige Akteure der internationalen Entwicklungszusammenarbeit anerkennt.

Beim Organisationsaufbau unterstützen

Trudy Kerperien, Vorstandsmitglied der niederländischen Bildungsgewerkschaft Algemene Onderwijsbond (AOb), berichtete: Seit 2006 zahlt die AOb jährlich 0,7 Prozent der Mitgliedsbeiträge in einen Topf, aus dem bilaterale Gewerkschaftsprojekte finanziert werden. Allerdings hätten die Projekte eine Reihe von Kriterien zu erfüllen. „Die Aktion muss zur Stärkung der Partnergewerkschaft beitragen“, betonte Kerperien. „Die Partnergewerkschaft muss der Vollstrecker sein. Wir haben eher eine Vermittler-, Unterstützungs- und Überwachungsrolle.“ Wichtig sei, den Partner gut zu kennen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Zu Beginn sollten überschaubare Aktivitäten gefördert werden, etwa „eine kleine Konferenz oder eine Schulung“.

Projekt-Datenbank der Bildungsinternationalen

Helena Schulz aus dem Brüsseler Büro der Bildungsinternationalen (BI), dem weltweiten Verbund der Bildungsgewerkschaften, präsentierte eine Datenbank zu „Development Cooperation Projects“. Sie ist auf der Homepage der BI zu finden und informiert, in welchen Ländern zu welchen Themen die BI mit Partnern Projekte realisiert oder realisiert hat – von Algerien bis Zimbabwe, von Kinderarbeit über Genderfragen bis zur Privatisierung von Bildung.

Ein Handbuch der BI auf Englisch gebe praktische Tipps, wie ein gemeinsames Projekt aussehen könne. „Wie erarbeitet man ein Budget? Wie macht man eine Auswertung?“ Dazu habe man interessante Workshops in Asien und Afrika mit zahlreichen Mitgliedsorganisationen organisiert.

Professionelle Struktur erforderlich

André Edelhoff vom DGB Bildungswerk BUND berichtete über die Arbeit des „Nord-Süd-Netzes“, das von den Gewerkschaften und vom BMZ finanziert wird. Ziel ist, die internationale Vernetzung von Gewerkschaften zu fördern. „Wir schreiben unsere Projekte international aus.“ Derzeit arbeite man mit 18 Projektpartnern. Jeweils fünf oder sechs Partnerorganisationen seien an einem Projekt beteiligt, was die Zusammenarbeit untereinander fördere.

„Es entstehen Synergien und neue Ideen.“ (André Edelhoff)

„Es entstehen Synergien und neue Ideen“, unterstrich Edelhoff. Die Projekte laufen über drei Jahre, hinzukommen zwei Jahre Vorbereitung und ein Jahr Nachbereitung. „Dafür brauchen wir eine professionelle Struktur“. Allein mit ehrenamtlichen Kräften sei das nicht zu schaffen. Er berichtete: In einem Projekt in Bangladesch beispielsweise sei es binnen eineinhalb Jahren gelungen, neun neue Betriebsgewerkschaften der Textilindustrie zu gründen.

Engagement der GEW stärken

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten über das Spannungsfeld in der gewerkschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit: Eine Kollegin hinterfragte den gewachsenen „bürokratischen Aufwand“, der mit Projektanträgen verbunden sei. „Es gibt Gruppen, die den Aufwand nicht leisten können, aber trotzdem ordentliche Arbeit machen.“ Diese seien von einer Förderung ausgeschlossen.

Beispiele aus der Arbeit der GEW gegen Kinderarbeit sowie mit Bildungsgewerkschaften in der Türkei und Kolumbien zeigten ganz praktisch, dass die gewerkschaftliche Zusammenarbeit und Unterstützung wichtig ist.

Franz Dwertmann, ehemaliger Vorsitzender der GEW-Arbeitsgruppe Auslandslehrkräfte (AGAL), berichtete vom Engagement der GEW in Bremen, die seit 2016 jährlich 0,7 Prozent der Mitgliedsbeiträge für Entwicklungszusammenarbeit bereitstellt. „Bis heute wurden von der Bremer GEW 50.000 Euro zur Verfügung gestellt.“ Dieses Engagement gelte es, so der Tenor der Tagung, bundesweit auszubauen.