Zum Inhalt springen

Coronapandemie verschärft Probleme

„Das ist psychisch belastend!“

Lehrkräfte unterrichten am Limit ihrer Kräfte - auch Erzieherinnen und Erzieher leiden unter den Folgen der Arbeitsbelastung. In den Sozialen Medien machen sich viele Luft über die auslaugenden Zustände.

Foto: GEW/Shutterstock

Am Ende der Kräfte – die Coronapandemie und der Lehrkräftemangel haben viele Lehrkräfte ausgelaugt und frustriert. Mehr als die Hälfte leidet an Erschöpfung, jede zehnte Lehrkraft will weniger arbeiten, hat das Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung ergeben. Die GEW hat daraufhin ihre Forderung bekräftigt, Lehrerinnen und Lehrer massiv zu entlasten und die Unterrichtsverpflichtung zu senken. In den Sozialen Medien gibt es große Zustimmung. Viele machen auch ihrem Ärger über die Zustände an den Schulen Luft. 

„Zeit endlich zu handeln!“

Auf Instagram schreibt User*in walkingtosantiago: „Die Verkennung und Ignorierung der Realitäten in den Schulen ist systemimmanent und durch nichts mehr zu entschuldigen. Darunter leiden die SuS sowie die Beschäftigten und im Endeffekt die Gesamtbevölkerung durch Untätigkeit der politisch Verantwortlichen! Zeit endlich zu handeln!“

„Gewalt und Eskalation werden mehr“

User*in super_kalifragilistisch berichtet aus ihrem Alltag, in dem es nicht nur „immer mehr und immer anspruchsvollere Aufgaben“ gebe, „sondern auch einfach immer zermürbender“ zugehe. „Gewalt und Eskalation werden mehr, bei einem Drittel meiner SuS arbeite ich nicht nur mit den Eltern sondern auch noch mit dem Jugendamt, der Psychotherapeutin, der Ergotherapeutin und dem Anti-Gewalttrainer zusammen. Ich habe alleine in diesem Schuljahr in meiner 8. Klasse an drei Meldungen zur Kindeswohlgefährdung mitwirken müssen. Das ist psychisch belastend.“

„Aber der Unterrichtsteil meines Berufs ist in den letzten Jahren immer mehr zur Nebensache geworden.“

Wie chronisch und allgegenwärtig der Lehrkräftemangel ist, beschreibt User*in mir_faellt_kein_name_mehr_ein auf Instagram: „Ich bin 20 Jahre alt und in meiner ganzen Schulzeit und jetzt auf der Berufsschule war lehrermangel ein Thema. Es ist nur schlimmer geworden. Mein ganzes Leben. Die Kinder heute kennen es nicht anders und doch wird das Problem nicht ernst genommen oder manchmal denkt man die Politik tut so als wäre da nichts. Zum nächsten Jahr habe ich meine Stunden auf 70% reduziert. Ob es hilft? Es reduziert meine Unterrichtsstunden. Aber der Unterrichtsteil meines Berufs ist in den letzten Jahren immer mehr zur Nebensache geworden.

„Pädagogisch wertvolle Arbeit am Kind, kannste vergessen, da nur noch Fließbandarbeit herrscht.“

Auf Facebook gibt Erzieherin Jessica Prager zu bedenken: „Es geht nicht nur den Lehrern so. Uns Erzieher trifft es genauso hart!!! Leidtragende sind und bleiben die KINDER!!! Bei uns herrscht genauso absoluter Personalmangel, es gibt kaum noch fähige Fachkräfte. Pädagogisch wertvolle Arbeit am Kind, kannste vergessen, da nur noch Fließbandarbeit herrscht und dabei legen wir doch eigentlich den Grundstein für das Kind???? Einfach nur noch traurig das ganze.“

Und User Theo Rettich bringt es auf den Punkt: „Entlastung schafft man zum Beispiel durch mehr Personal. Mehr Personal gewinnt man unter anderem durch eine Bezahlung, die der Belastung angemessen ist.“ Meryem Özdemir Genç ergänzt: „Der Personslschlüssel muss sich ändern! Das bringt dann auch Entlastung. Wenn eine Erzieherin bei Krankheit der Kollegin mit 25 Kindern eine Gruppe leiten muss, dann findet dort keine frühkindliche Erziehung, keine Förderung etc. statt.“

„Das System steckt in einem Teufelskreis“

Angesicht der Belastungen durch die Coronpandemie und die neuen Herausforderungen, zunehmend auch ukrainische Kinder und Jugendliche in die Bildungseinrichtungen zu integrieren, fordert die GEW, Lehrkräfte und pädagogisches Personal massiv zu entlasten. Die GEW-Vorsitzende Make Finnern warnte, es sei falsch, eine Entlastung der Lehrkräfte mit Hinweis auf den Lehrkräftemangel zu verweigern.

„Teilzeitarbeit ist für viele Lehrkräfte ihre persönliche Flucht aus der Überlastung. Das System steckt in einem Teufelskreis aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung“, sagte Finnern. „Da kommen wir nur raus, wenn die Politik bereit ist, insgesamt mehr Ressourcen ins System zu stecken – auch durch mehr Schulsozialarbeit, schulpsychologische Betreuung und weiteres zusätzliches Personal etwa in der Verwaltung.“

Nicht zuletzt die Daten des Schulbarometers hätten gezeigt, dass „sehr viele Lehrkräfte gesundheitsgefährdende Arbeitszeiten“ haben. Unter der Überlastung der Lehrkräfte litten auch die Kinder und Jugendlichen.