In Baden-Württemberg ist mit den neuen Bildungsplänen im Schuljahr 2016/2017 das Fach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung (WBS) eingeführt worden. Eine umstrittene Maßnahme: Das Land habe sich bei der Planung von arbeitgebernahen Lobbyisten beraten lassen, Fachverbände und Gewerkschaften seien nicht einbezogen worden, schreiben die Didaktikexperten Dirk Lange und Steve Kenner der Universität Hannover in der "E&W". Lange ist Professor für Didaktik der Politischen Bildung und Bundesvorsitzender der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung. Kenner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Didaktik der Demokratie.
Kritisiert wird vor allem die monodisziplinäre Ausrichtung des Faches. Elternvertretungen, Gewerkschaften und Fachverbände wiesen darauf hin, dass man ökonomische Bildung nicht von ihrem gesellschaftspolitischen Zusammenhang abspalten dürfe, und verlangten eine öffentliche Diskussion des Bildungsplans. Doch die Landespolitik reagierte nicht.
"Wirtschaftliche Prozesse und Systeme von einer gesellschaftspolitischen Analyse zu entkoppeln, verengt den Blick auf Wirtschaft", betonen auch Lange und Kenner. Es bestehe die Gefahr lobbyistischer Einflussnahme in den Klassenzimmern. "Ökonomische darf man nicht von politischer Bildung entkoppeln – sonst steht am Ende die Ökonomisierung von Schule."
Die GEW lehnt Wirtschaft als eigenes Fach ab. Die Landesvorsitzende Doro Moritz sagte, ökonomische Bildung in der Schule müsse die Fähigkeit vermitteln, grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Erst dies führe zu wirtschaftlicher Kompetenz. Deshalb müsse Wirtschaft in Verbindung mit dem Fach Gemeinschaftskunde stehen.
Die komplette Argumentation von Dirk Lange und Steve Kenner sowie der Kommentar von Doro Moritz sind in der Dezemberausgabe der "E&W" nachzulesen.