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Geplanter Coronagipfel

„Bei Öffnungsschritten für Schulen und Kitas auf die Bremse treten“

Die GEW mahnt Bund und Länder vor ihren Beratungen angesichts der dritten Coronawelle zur Vorsicht bei den Schulöffnungen. Wer öffnen will, muss testen und impfen.

(Foto: GEW)

Kurz vor den neuen Bund-Länder-Beratungen zur Coronapandemie mahnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bund und Länder mit Blick auf weitere Schulöffnungen zur Vorsicht. „Kanzlerin und Ministerpräsidenten müssen jetzt bei weiteren Öffnungsschritten für Schulen und Kitas auf die Bremse treten“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wer öffnen wolle, müsse testen und impfen, besonders angesichts der heranrollenden dritten Pandemiewelle. Bisher gebe es jedoch keine tragfähige und alltagstaugliche Test- und Impfstrategie.

„Statt jetzt für einige wenige mögliche Schultage bis zu den Osterferien weitere Schulen zu öffnen und damit ein vergleichsweise hohes Infektionsrisiko einzugehen, sollten die Länder die Füße stillhalten“, forderte Tepe. Die kurze Zeit könne, wenn machbar und sinnvoll, an geöffneten Schulen im Wechselunterricht gestaltet werden.

Die Länder müssten die Osterferien nutzen, um mit den Schulträgern flächendeckende Test- und Impfstrategien für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie für die Lernenden zu entwickeln, forderte die GEW-Chefin.

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

„Fast alle Länder haben den Vertrauensvorschuss, eigenständig zu agieren, verspielt.“ (Marlis Tepe)

Die GEW appelliert an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten, „die Zügel beim Thema Schulen und Kitas wieder in die Hand zu nehmen“, sagte Tepe. Die Öffnung für landesweite Entscheidungen habe zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen geführt. „Fast alle Länder haben den Vertrauensvorschuss, eigenständig zu agieren, verspielt“, so Tepe.

„Weder ist die Gesundheit der Lehrenden, der Lernenden und deren Eltern ausreichend geschützt, noch das Recht auf Bildung wie notwendig umgesetzt. Die Länder haben es in einem Jahr nicht geschafft, sich auf einheitliche Maßstäbe für den Schul- und Kitabetrieb zu einigen, nach denen dann vor Ort mit Blick auf das konkrete Pandemiegeschehen gehandelt werden kann“, sagte die GEW-Chefin.

AOK-Studie zeigt hohe Gefährdung

Die neueste Krankenkassenstudie der AOK zeigt, dass Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher zu den Berufsgruppen gehören, bei denen am meisten Corona-Erkrankungen auftreten. Schulen und Kitas sind – allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz – offenbar doch starke Pandemietreiber. Oberbürgermeistern, die angesichts der Entwicklung der Corona-Zahlen für ihre Bildungseinrichtungen in der Stadt verantwortungsvoll handeln wollen, etwa in Nordrhein-Westfalen, verbietet das Land die Umstellung auf Fernunterricht in den Schulen.    

Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.

  • Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
  • Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
  • Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
  • Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.