E&W 4/2021
Corona - eine Zwischenbilanz
In der Coronakrise wurden vergleichsweise schnell Sonderprogramme für Leihlaptops für Schülerinnen und Schüler geschnürt. Gleichzeitig ist es bislang nicht gelungen, die Milliarden aus dem Digitalpakt zügiger als geplant an die Schulen zu bringen.
Die Corona-Pandemie hat verdrängte und verschleppte Probleme der Bildungspolitik gnadenlos zum Vorschein gebracht. Jede Krise birgt aber auch die Chance, Dinge noch einmal neu zu denken, Fehler zu analysieren und aus diesen zu lernen. Zugleich müssen Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher den Spagat zwischen Gesundheitsschutz und Bildungsauftrag leisten: Wie gelingt das?
Und wie sieht es an Schulen aus, deren Schülerinnen und Schüler aus materiell benachteiligten Familien stammen? Zwei Lehrkräfte aus Berlin berichten. Schulen müssen sich nach Corona wandeln. Dazu bedürfe es einer nationalen Strategie, sagt der Geschäftsführende Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), Prof. Kai Maaz.
„Nationale Kraftanstrengung“
„Die GEW wird bei der Bundestagswahl eine ‘Nationale Kraftanstrengung’ für Bildung einfordern, um die aufgedeckten Schwächen des Bildungssystems zu beseitigen“, kündigt die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe an. Und Gastkommentator Tobias Peter appelliert an Gewerkschaften und Verbände: „Seien Sie das Sprachrohr für die Lehrerinnen und Lehrer, die Schule neu gestalten wollen!“
Alle reden über die Folgen der Pandemie für Kleinkinder, Schülerinnen und Schüler. Wie sieht es aber mit den rund drei Millionen Studierenden aus? In der Jugendhilfe stößt die Unterstützung benachteiligter Kinder, Jugendlicher und Familien via Laptop oder Tablet schnell an Grenzen. Auch für das duale System der betrieblichen Berufsausbildung macht die Pandemie alles noch viel komplizierter.
Unterdessen finanzieren die Länder Europas die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie derzeit vor allem mit neuen Schulden. Dabei hilft den Regierungen ein 750-Milliarden-Euro-Paket der Europäischen Union samt Aussetzen des strengen Stabilitätspaktes – vorerst. Das Beispiel Großbritannien zeigt bereits, wie schlecht es ohne EU-Hilfen läuft.
Weitere Themen in der Aprilausgabe der „E&W“:
- Jugendhilfe und Sozialarbeit: Die Crux mit dem Kindeswohl
- Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern: Fünf nach zwölf
- Die Folgen des Brexit: Heimweh nach Cornwall
- Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs: „Unverändert miserabel“
- Coronapandemie: Impfstoff für alle?!
- Coronapandemie in Kolumbien: „Wir wollen frei leben“
- Antirassistische Bildungsinitiative: „Wir müssen etwas verändern“
Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:
5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen |
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Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden. |
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden. |
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten. |
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen. |
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. |
Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.
Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.
- Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
- Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
- Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
- Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen
Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.