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Studie

Computerkenntnisse "trotz Schule"

Schlechte IT-Ausstattung, zu wenige Fortbildungen für Lehrkräfte, mittelmäßige Computerkompetenzen der Schüler – die International Computer and Information Literacy Study (ICILS) stellt deutschen Schulen ein schlechtes Zeugnis aus.

"Hierzulande lernen Schüler den Umgang mit Computern trotz Schule", lautet denn auch das Fazit des Schulforschers Wilfried Bos vom Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund, der gemeinsam mit Birgit Eickelmann von der Uni Paderborn für den deutschen Teil der heute in Berlin vorgestellten Studie verantwortlich ist.

Untersucht wurden bei ICILS im Jahr 2013 die Computerkenntnisse von 12- bis 13-jährigen Jugendlichen in 24 Ländern. In Deutschland nahmen 150 Schulen aus allen 16 Bundesländern teil. Befragt wurden 2225 Schüler und 1386 Lehrer. Auch Schulleitungen und IT-Koordinatoren der Schulen waren in die Studie mit einbezogen.

Starke Abhängigkeit von der sozialen Herkunft

Schülerinnen und Schüler in Deutschland finden sich bei den Ergebnissen international im Mittelfeld wieder. Allerdings gibt es deutlich weniger Spitzenschüler als in vielen anderen Industrienationen und mehr Jugendliche, die nur sehr geringe PC-Kenntnisse haben. Auch hier zeigt sich wieder die im deutschen Bildungswesen schon bekannte starke Abhängigkeit der Kompetenzen von der sozialen Herkunft.

Besonders kritisieren die Forscher die veraltete und unzureichende IT-Ausstattung der Schulen: Im Bundesschnitt teilen sich 11,5 Schüler einen PC, in Norwegen, einem der Studien-Spitzenreiter, sind es nur 2,4. Lehrkräfte und Schüler haben mit langsamen Internetverbindungen zu kämpfen, neue, leicht bedienbare Tablets gibt es kaum.

Lehrkräfte mit Nachholbedarf

Nachholbedarf deckt die Studie auch bei den Computer- und Internetkenntnissen der Lehrkräfte auf. Das Fortbildungsangebot sei mangelhaft. In den zwei Jahren vor der Befragung hätten bundesweit beispielsweise nur 8,1 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an Internet-Einführungskursen teilgenommen (Australien: 57,3 Prozent).

Verbreiteter als im internationalen Vergleich sind hierzulande Vorurteile gegenüber dem Einsatz von Computern im Unterricht: Mehr als drei Viertel der Lehrkräfte befürchten, dass Schüler dann überwiegend Quellen kopieren statt Themen selbst zu erarbeiten. In anderen Ländern ist die Einstellung zum Einsatz der Neuen Medien meist deutlich positiver.

In der Konsequenz führen diese Faktoren dazu, dass in keinem anderen ICILS-Teilnehmerland Computer so selten im Unterricht eingesetzt werden wie in Deutschland.

GEW mahnt Chancengleichheit an

Medienbildung ist für die Forscher eine "Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts". Sie sehen hier nicht nur die Gesellschaft, sondern vor allem auch die Schulen in der Verantwortung.

Die GEW hat auf ihrem Gewerkschaftstag 2013 einen Maßnahmenkatalog für den Weg zum "digitalen Klassenzimmer" beschrieben. Im Beschluss „Medien zum Lehren und Lernen in allgemeinbildenden Schulen müssen den Anforderungen einer modernen Pädagogik genügen" (Link siehe Infokasten rechts oben) werden u. a. Fortbildungsmaßnahmen und langfristige Finanzplanungen, qualitätsgeprüfte Lern- und Lehrmedien und Chancengleichheit für finanzschwächere Schüler/innen, Schulen und Schulträger angemahnt.