Zum Inhalt springen

Castings wie auf dem Pferdemarkt

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, setzt der Berliner Senat auf Quereinstieg, wirbt Lehrkräfte aus dem Ausland an, erhöht die Klassenfrequenzen. Doch immer noch bilde das Land zu wenige Pädagoginnen und Pädagogen aus, kritisiert die Landes-GEW.

Foto: Kay Herschelmann

Im Frühjahr 2017 sind in Kneipen, Kinos, Szenetreffs, Bars und Jugendeinrichtungen Berlins Postkarten mit ungewöhnlichen Slogans aufgetaucht. „Du hast unseren Kindern gerade noch gefehlt!“ oder „Nu mach ma hinne. Bewirb Dich schnell“ war auf ihnen zu lesen. Zusätzlich wurden entsprechende Anzeigen in Onlineportalen, Fachmagazinen und Zeitungen geschaltet und berlinweit mehr als 500 Plakate aufgehängt. Urheberin der Aktion war die Senatsschulverwaltung, die um Lehrkräfte warb – den Schulen der Hauptstadt drohte für das nun laufende Schuljahr 2017/18 ein akuter Mangel an Lehrerinnen und Lehrern.

Besonders prekär war die Lage an Grundschulen. An ihnen hatten den neu zu besetzenden 1.000 Stellen im Schuljahr 2016/17 lediglich 175 vollständig ausgebildete Referendare gegenübergestanden. „Der Senat hat die steigende Geburtenrate und die Entwicklung bei den Schülerzahlen jahrelang ignoriert und zu wenige eigene Lehrkräfte ausgebildet“, kritisiert der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann. Die Hauruckaktion sei eine Verzweiflungstat gewesen. Dazu gehörte auch, dass man die Bewerbungsfrist verlängerte und sogar im Ausland, etwa in Großbritannien und den Niederlanden, um Personal warb.

Die Suche nach Grundschullehrkräften sei chaotisch und katastrophal, ergänzt Stephan Wahner von der Fachgruppe Grundschule der Berliner GEW. „Auf den Lehrercastings geht es zu wie auf einem Pferdemarkt, auf dem Schulleiter um die wenigen Lehrkräfte geradezu buhlen.“ Derzeit seien unter den neu eingestellten Pädagoginnen und Pädagogen an Grundschulen weniger als 50 Prozent ausgebildete Grundschullehrkräfte. Die restlichen Stellen wurden mit Quereinsteigerinnen und -einsteigern (30 bis 40 Prozent) sowie Gymnasiallehrkräften (rund 10 Prozent) besetzt. Besonders leiden auch Schulen in sozialen Brennpunkten: An einigen Einrichtungen, so GEW-Landeschef Erdmann, bestünden die Kollegien mittlerweile zu einem Drittel aus Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern.

Der komplette Artikel von Jürgen Amendt ist in der Januarausgabe der „E&W“ abgedruckt.