Tausende Lehrerinnen und Lehrer begaben sich am 26. Oktober zum Bildungsministerium, um dem Minister ihren Forderungskatalog zu überreichen. Der Minister Jean-Martin Coulibaly war nicht anwesend. Er habe nichts von dem Streik gewusst, ließ das Ministerium wissen. Souleymane Badiel, stellvertretender Generalsekretär der Bildungsgewerkschaft F-SYNTER, erklärte öffentlich, dass das Verhalten des Ministers einer Missachtung der Lehrkräfte gleichkomme und dass die coordination nationale des syndicats de l´éducation (CNSE) sich mit ihrem Anliegen nun an den Premierminister Paul Thiéba wenden werde. Die Demonstrierenden forderen den Rücktritt des Bildungsministers. Die Gewerkschaften fordern mit einem umfangreichen Katalog eine grundständige Aufwertung der Bildungsbeschäftigten. Sie wollen den besseren Zugangs zu Bildung für alle Kinder des Landes und kämpfen gleichzeitig für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften mit dem Ziel eines effektiveren Bildungssystems.
Pleite des Bildungssystems
Für die Lehrer zeigt sich das Versagen des Systems an vielen Stellen. Medienberichten zufolgen liegt die Durchfallquoten der Schülerinnen und Schüler bei Mittlerer Reife und Abitur seit Jahren exorbitant hoch zwischen 65 und 70 Prozent. Ähnlich hoch seien die Durchfallquoten bei der Prüfung für die Grundschullehrer. (54 prozent in 2017) Die Prozentzahl der Kinder in den jeweiligen Bildungseinrichtungen nehme nach oben hin drastisch ab. Von 80 Prozent Kindern in der Grundschule verblieben noch 12 Prozent im Gymnasium und 4 Prozent an den Hochschulen, so die Berichte des Nachrichtenportals Ouaga.
Arbeitssituation der Lehrer
Die Lehrkräfte unterrichten unter desaströsen Bedingungen. Sie müssen alle Lehr- und Lernmittel aus eigenen Mitteln finanzieren. Sie unterrichten in Klassen mit über 100 Kindern in der Grundschule und 60 bis 80 am Gymnasium. Sie arbeiten unter Lebensgefahr in der Sahelzone im Norden Burkinas, wo regelmäßig Terroranschläge der Djihadisten stattfinden, ohne dass der Staat die Lehrerinnen und Lehrer wirksam schützt. Im Gegenteil, der Staat zieht sich aus der öffentlichen Bildung immer weiter zurück. Aktuell sind 60 Prozent der Gymnasien Privatschulen. Eine gute Lehrkräfteausbildung gibt es nicht. Obwohl die Lehrer mehr als 50 Prozent der Arbeitenden im Öffentlichen Dienst stellen, erhalten sie nur etwa 17 Prozent des Budgets im Landeshaushalt. Die Privatisierung und Vermarktung von Bildung belastet die Eltern mit immer höherem Schulgeld.