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Burkina Faso: Kongress der Gewerkschaftsfrauen

In Burkina Faso fand Ende Januar der dritte Frauenkongress der Gewerkschaft F-SYNTER statt. Die GEW-Kollegin Sabine Tölke-Rückert hat daran teilgenommen und berichtet aus der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou.

Foto: Sabine Tölke-Rückert

Der Bund der Bildungsgewerkschaften F-SYNTER rief, und die Gewerkschaftsfrauen strömten zuhauf herbei, fast fünfzig an der Zahl. Auf Motorrollern, mit Bussen und mit Taxis kamen sie aus allen Teilen des westafrikanischen Landes zum dritten nationalen Frauenkongress ihrer Gewerkschaft in die Hauptstadt Ouagadougou. Viele hatten stundenlange Anfahrten auf sich genommen, um sich mit dem Thema des Kongresses ”Die Rolle der Frau im neu gegründeten Gewerkschaftsbund F-SYNTER“ auseinander zu setzen. Vor einem Jahr hatte die frühere Gewerkschaft SYNTER sich in den Gewerkschaftsbund F-SYNTER umgewandelt, unter dessen Dach nun eigenständige Gewerkschaften der Lehrer, Universitäts- und Schulaufsichtsbeschäftigten tätig werden sollen.

Der stellvertretende Generalsekretär von F-SYNTER, Souleymane Badiel, gab einen kurzen Abriss über Gründung und Entwicklung der Gewerkschaft seit 1981. Gespannt hörten die Teilnehmerinnen zwei älteren Gewerkschaftsfrauen zu, die seit Jahren aktiv sind und von selbst erlebter massiver Verfolgung von Mitgliedern der SYNTER und anderer burkinischer Gewerkschaften in der Zeit des früheren burkinischen Präsidenten Thomas Sankara (1984 – 1987) erzählten, der in Europa immer noch als Revolutionsheld gesehen wird. In einem zweiten Teil begründete Badiel die Notwendigkeit der Umstrukturierung von SYNTER zu einem Gewerkschaftsbund. SYNTER hatte zuvor alle Fach- und Berufsgruppen der Angestellten des höheren Bildungswesens unter sich vereint. Jetzt sollen unabhängige, aber auf den Statuten und Prinzipien von F-SYNTER agierende “Zweiggewerkschaften” gegründet werden. Davon existieren bisher zwei, die Umstrukturierung dauert fort. Anschliessend gab Fati Ilboudou (Verantwortlich für Frauen im F-SYNTER Vorstand) einen Rechenschaftsbericht über die Aktivitäten der Frauen im letzten Jahr:

  • Es wurden sieben dezentralisierte Frauenkomitees gegründet
  • Die Frauen organisierten die Unterstützung von 45 Waisenkindern und bedürftigen Kindern in drei Gymnasien in Ouagadougou durch ein Mittagessen pro Tag, Schulmaterialien und Fahrräder
  • Sie stellten T-Shirts zum Verkauf beim Gründungskongress von F-SYNTER her
  • Sie schrieben Lebensberichte für eine Broschüre über burkinische Frauen, die übersetzt und in Deutschland verkauft wurde
  • Sie haben an verschiedenen gewerkschaftlichen Aktivitäten im letzten Jahr teilgenommen

Anschließend diskutierten die Frauen in vier Gruppen und erarbeiteten Vorschläge zur Verbesserung des gewerkschaftlichen Aktionsplans und zur Mobilisierung von Frauen in ländlichen Regionen. In der darauf folgenden Plenumsdiskussion wurde von den Frauen immer wieder der Wunsch nach Schulung und Fortbildung sowie nach besserer Informationen und Kommunikation in die ländlichen Ortsvereine geäußert. Schlechte Straßenverhältnisse und mangelhafte Kommunikationsinfrastruktur sind für die gewerkschaftliche Arbeit im unterentwickelten Burkina Faso ein großes Hindernis. Trotzdem waren viele neue und vor allem junge Frauen gekommen, und es wurde konzentriert und mit großem Interesse gearbeitet und diskutiert. Insgesamt war dieser dritte nationale Frauenkongress der F-SYNTER, der von der GEW finanziell unterstützt wurde, ein großer Fortschritt und Erfolg.