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Studie zu Schulabgängern ohne Abschluss

„Bundesregierung muss liefern!“

Eine Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm zeigt, dass der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss seit Jahren stagniert. Die GEW fordert die Politik auf, die im Koalitionsvertrag vereinbarten Projekte schnell anzugehen.

Zehntausende Jugendliche beenden Jahr für Jahr ihre Schulzeit, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss stagniert seit Jahren bei etwa sechs Prozent. Das geht aus einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm hervor. Die GEW mahnt die Bundesregierung, in Sachen Bildung endlich zu liefern.

„Diese Projekte müssen jetzt ernsthaft und schnell angegangen werden.“ (Ralf Becker)

„Die Ampelparteien haben sich in ihrem Koalitionsvertrag auf viele richtige und sinnvolle Maßnahmen verständigt. Dazu gehören beispielsweise das Startchancenprogramm, die Förderung der Jugendberufsagenturen, die assistierte Ausbildung und der Pakt für berufsbildende Schulen. Diese Projekte müssen jetzt ernsthaft und schnell angegangen werden. Sonst werden insbesondere die benachteiligten Kinder und Jugendlichen noch weiter abgehängt“, sagte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung.

GEW will Inklusion stärken

Professor Klemm machte in der von der Bertelsmann-Stiftung herausgegebenen Studie einen Zehn-Jahres-Vergleich von 2011 bis 2021. Das Resultat: 2021 standen rund 47.500 Schülerinnen und Schüler am Ende ohne Hauptschulabschluss da, das entspricht einem Anteil von 6,2 Prozent. 2011 waren es 6,1 Prozent gewesen. Bis 2013 sank die Quote auf 5,7 Prozent, seitdem stieg sie wieder an - bis auf einen „Knick“ im Jahr 2020, der laut der Studie einem „zurückhaltenden Umgang mit Schulleistungen“ während der belastenden Pandemie geschuldet sei.

„Wir dürfen nicht weiter tatenlos zusehen, dass so viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen.“ (Ralf Becker)

Fast 50 Prozent der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss besuchten Förderschulen, die häufig keinen allgemeinbildenden Abschluss vorsehen, so die Studie. Auch deshalb muss die Inklusion an den Schulen laut der GEW gestärkt werden. „Der gemeinsame Unterricht aller Kinder und Jugendlichen in einem inklusiven Schulsystem muss dringend ausgebaut werden. Dafür müssen die allgemeinbildenden Schulen mehr personelle und materielle Ressourcen erhalten. Wir dürfen nicht weiter tatenlos zusehen, dass so viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen – und damit kaum Berufs- und Lebensperspektiven haben“, hob Becker hervor.

Menschlicher Kontakt wichtig

Gerade Schülerinnen ud Schüler mit Lernschwierigkeiten müssten besonders gefördert und individuell angesprochen werden, um diese zu motivieren.

Digitale Angebote seien nur bedingt hilfreich, es brauche den menschlichen Kontakt. Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie hätten gezeigt, dass insbesondere benachteiligte Kinder und Jugendliche mit digitalen Angeboten schlechter als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern erreicht würden.

„Schülerdatennorm“ endlich starten

Becker machte sich dafür stark, die sogenannte „Schülerdatennorm“ endlich zu starten. „Ziel ist, dass nach dem Ende der Schule niemand verloren geht und die Jobcenter sowie die Bundesagentur für Arbeit (BA) die Jugendlichen ansprechen und fördern können“, unterstrich der GEW-Experte.

Dies werde möglich, wenn die Schulen bestimmte Daten an die Sozialbehörden, die Jobcenter und die BA weitergeben. „Deshalb funktionieren die Jugendberufsagenturen in Bremen und Hamburg viel besser als in anderen Bundesländern“, stellte Becker fest. Diese Maßnahme wäre schnell umzusetzen, wenn Bund und Länder sich einig sind. Die Kosten seien überschaubar.