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Buchtipp

„Inklusion in Deutschlands Schulen“

Sollen behinderte Kinder und Jugendliche in Förder- oder allgemeinen Schulen unterrichtet werden? Diese Frage bewegt die Schulpolitik seit Jahren und wird in jedem Bundesland anders beantwortet. Eine Analyse des Bildungsforschers Klaus Klemm.

Klemm konstatiert, dass sich ein großer Teil der Landesregierungen von den Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet habe, während ein kleiner Teil Fortschritte mache.

In seinem neuen Buch „Inklusion in Deutschlands Schulen – Entwicklungen – Erfahrungen – Erwartungen“ gibt der renommierte Bildungsforscher Klaus Klemm einen kompakten Überblick über die Entwicklungen und Erfahrungen mit dem gemeinsamen Unterricht in Deutschland seit der Weimarer Republik. In seinem geschichtlichen Überblick zeigt er, wie Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf oft von der Politik vergessen, im Nationalsozialismus mit Unterstützung der Sonder- und Heilpädagogik ermordet oder zwangssterilisiert wurden, und die Separation von Kindern mit Förderbedarf nach dem Zweiten Weltkrieg dennoch nahtlos fortgesetzt wurde.

Umsetzung nur zögerlich

Mit Zahlen und Studiendaten belegt er, dass die Akzeptanz inklusiver Schulen bei Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern hoch ist. Studien erbringen auch keinen Beleg dafür, dass in inklusiven Schulen weniger gelernt werde. Dennoch geschieht die Umsetzung inklusiver Bildung und die Bereitstellung der entsprechenden Rahmenbedingungen nur zögerlich.

Klemm konstatiert, dass sich ein großer Teil der Landesregierungen von den Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet habe, während ein kleiner Teil Fortschritte mache. Mit schulgesetzlichen Regelungen, die einen Ressourcenvorbehalt, das Elternwahlrecht oder die Einrichtung von Schwerpunktschulen festlegten, werde eine flächendeckende Entwicklung schulischer Inklusion abgebremst.

Überblick der Argumente

Die Entwicklungen zeigen laut Klemm, dass schulische Inklusion möglich sei und gelingen könne, dass aber in manchen Bundesländern schlicht der politische Wille fehle. Mit Verweis auf die sozialen Verwerfungen in der Corona-Krise mahnt der Autor dringend entsprechende Umsetzungsschritte an.

Ein kompakter, sehr gut zu lesender Band, der einen Überblick über die bildungspolitischen Argumente für den Ausbau schulischer Inklusion gibt.  

Klaus Klemm, Inklusion in Deutschlands Schulen: Entwicklungen – Erfahrungen – Erwartungen, Beltz 2021, ISBN:978-3-7799-5805-5, 12,95 Euro