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Blick über den Tellerrand

Mamadou Barro aus Burkina Faso ist einer von rund 35 internationalen Gästen, die seit letztem Wochenende in Düsseldorf angekommen sind, um am GEW Gewerkschaftstag und an einem Seminar "Internationale gewerkschaftliche Zusammenarbeit in Zeiten der Krise" teilzunehmen.

Foto: Manfred Brinkmann

Noch sind die Delegierten des Gewerkschaftstages nicht in Düsseldorf eingetroffen. Aber die internationalen Gäste sind seit dem Wochenende schon da. Traditionell versammeln sich nämlich Vertreter befreundeter Gewerkschaften einige Tage vor dem großen GEW-Ereignis, um sich über die bildungspolitische und gewerkschaftliche Situation in den verschiedenen Ländern auszutauschen sowie deutsche Bildungseinrichtungen vor Ort zu besuchen. In diesem Jahr steht dieses Seminar unter dem Titel: "Internationale gewerkschaftliche Zusammenarbeit in Zeiten der Krise". Manfred Brinkmann, Referent für Internationales in der GEW, hatte dazu Vertreter von 15 Gewerkschaften eingeladen, die dem 8. Juni von einer Gruppe international erfahrener GEW-KollegInnen empfangen wurden und in dieser Woche betreut werden.

Alles beginnt mit internationaler Solidarität

Während in der Lobby des Hotels der Fernsehsender ntv über das Hochwasser an der Elbe berichtet, erzählt uns Ryszard Proksa aus Polen, dass die Weichsel ähnlich dramatisch steigt. An diesem kleinen Beispiel wird uns sofort klar, dass wir unseren Blick öfter mal über unsere Grenzen hinaus richten sollten, um unsere eigenen Sorgen richtig einzuordnen. Und das ist ja auch der Sinn dieses internationalen Seminars. In Abwandlung des Themas unseres Gewerkschaftstages könnte man sagen: Alles beginnt mit internationaler Solidarität. Beim Essen erfahren wir vom griechischen Kollegen Nicolaos, dass die Regierung die Gehälter der Lehrer um 40 % gesenkt hat und behauptet, dass es ihnen ja noch gutgehe - im Vergleich etwa zu den bulgarischen Gastarbeitern im Land. Janka Takeva von der bulgarischen Lehrergewerkschaft berichtet dagegen von den Arbeitsbedingungen in der Tourismusindustrie am Schwarzen Meer. Es gibt also schon mehr als small talk bei der ersten Kontaktaufnahme. Ziemlich gespannt ist die Atmospäre, als die palästinensischen Kollegen von der GUPT auf die beiden Kolleginnen von Histadrut Hamorim aus Israel treffen. Dagegen gibt es ein großes Hallo, als die türkische Delegation von Egitim-Sen eintrifft mit Mehmet Bozgeyik an der Spitze, der gerade erst aus der Haft (10 Monate!) entlassen wurde – auch aufgrund der Aktivitäten der GEW und anderer internationaler Gewerkschaften. Währenddessen besucht Francine von der amerikanischen AFT mit einigen KollegInnen schon den Kindergarten "Villa Hügelchen".

Kooperation mit Friedrich-Ebert-Stiftung

Offiziell eröffnet wird das Seminar dann am Montagabend durch den GEW Vorsitzenden Ulrich Thöne. In seiner Rede steckt er den finanzpolitischen Rahmen ab, der die europäischen Gewerkschaften vor große Aufgaben stelle, die nur durch solidarisches Handeln zu bewältigen seien. Er verweist darauf, dass es neben den Entwicklungen in Südeuropa zu bedenken gilt, was etwa in Dänemark in den letzten Woche vor sich ging mit der vierwöchigen Aussperrung aller Lehrer durch die kommunalen Arbeitgeber. Für die Friedrich-Ebert-Stiftung als Mitveranstalter war Joachim Schlüter aus Warschau gekommen. Er erläuterte die internationalen Aktivitäten der FES und insbesondere ihre Zusammenarbeit mit den nationalen Gewerkschaften. Schlütter forderte die internationalen KollegInnen auf, vor Ort die Kooperation mit der FES zu suchen. In launigen Worten hieß schließlich Sebastian Krebs, stellvertretender Vorsitzender der GEW Nordrhein-Westfalen aus Düsseldorf die internationalen Gäste willkommen und stieß mit dem dunklen Düsseldorfer Altbier auf das Gelingen der nächsten Tage an.