Zum Inhalt springen

Arbeitsalltag von Kita-, Hort- und Schulleitungen

Blackbox Schulleitungsmangel

Nicht besetzte Schulleitungsposten sind bundesweit ein Problem. Doch statistisch belastbare Daten fehlen nach wie vor.

Bundesweit fehlen vor allem an Grundschulen Schulleiterinnen und -leiter. (Foto: IMAGO/imagebroker)

Seit Jahren stellt sich die gleiche Frage: Wie groß ist der Mangel an Schulleiterinnen und -leitern? Eine repräsentative Forsa-Umfrage für das Deutsche Schulbarometer 2022 der Robert Bosch Stiftung ergab, dass es an etwa jeder vierten Schule unbesetzte Leitungsstellen gibt. Doch es ist schwierig, genaue Zahlen zu bekommen – offizielle Erhebungen gibt es nicht. Auch bei der Kultusministerkonferenz herrscht Schulterzucken. „Dazu haben wir keine Zahlen“, teilt deren Pressesprecher Torsten Heil lapidar mit.

Angesichts des Mangels an belastbaren statistischen Daten wird seit Jahren eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei den Kultusministerien der Länder bemüht. Die dpa hatte errechnet, dass Ende 2019 deutschlandweit mehr als 1.000 Rektorenstellen frei waren. Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied für den Organisationsbereich Schule, hält diese Angabe aber für zu gering gegriffen. „In der Realität sind es deutlich mehr als 1.000 unbesetzte Posten“, sagt sie. Besonders an Grundschulen sei die Lage prekär, weil Leitungsfunktionen nur mit sehr niedrigen zusätzlichen Vergütungen verbunden sind – bei deutlich mehr Arbeitsaufwand. Doch die Ministerien würden meist nur ungern Zahlen veröffentlichen.

„An Gymnasien in gut betuchten Stadtvierteln oder an Schulen in grünen Vororten haben wir diese Probleme nicht.“ (Anja Bensinger-Stolze)

Ohnehin sei die Frage nach offenen Schulleitungsstellen eine große Grauzone – verursacht durch viele kommissarische Besetzungen und Übergangslösungen. Häufig würden Leitungsstellen auch dann als besetzt zählen, wenn es gar keine ordentliche Besetzung gebe. „Da wird jemand aus dem Team vorübergehend zur Schulleitung gemacht und bekommt ein paar Stunden dafür angerechnet“, sagt Bensinger-Stolze. „Aber eine reguläre Schulleitung ist das nicht.“ Generell sei die Lage in jenen Regionen besonders schwierig, in denen auch der Mangel an Lehrkräften groß ist, etwa in ländlichen Gegenden in Ostdeutschland oder in Vierteln mit einem hohen Anteil benachteiligter Menschen. „An Gymnasien in gut betuchten Stadtvierteln oder an Schulen in grünen Vororten haben wir diese Probleme nicht.“

Ländliche Regionen benachteiligt

Nur hin und wieder gibt es regionale Auskünfte aus den Ländern, die zumindest deutliche Lücken erkennen lassen. Ein Beispiel dafür lieferte kürzlich Hamburg. Mitte September teilte Bildungssenator Ties Rabe (SPD) nach einer Anfrage der GEW mit, die staatlichen Schulen der Hansestadt seien „gut ausgestattet“. Von den 346 Stellen für Schulleitungen in Hamburg seien 336 Stellen besetzt – also 97 Prozent. Und von den insgesamt 1.247 Stellen für Schulleitungen, Stellvertretungen und Abteilungsleitungen in den allgemeinbildenden Schulen seien 1.164 besetzt.

„Das ist eine herausragende Quote von 93 Prozent“, erklärte Rabe. Seine Zahlen bedeuten allerdings auch: 83 Stellen waren zum Zeitpunkt der Erhebung nicht besetzt – mit entsprechenden Auswirkungen für die Kollegien. Und an den 26 Sonderschulen, räumte der Senator ein, waren nur 85 Prozent der Leitungsstellen besetzt. „Diese Vakanzen“, sagt Bensinger-Stolze, „taugen nicht zum Eigenlob.“

Auch Ruth Zacher, Vorsitzende der Personengruppe Schulleitungsmitglieder bei der GEW Baden-Württemberg, sieht vor allem die ländlichen Regionen benachteiligt. Da sich die Besoldung der Leitungspositionen in Baden-Württemberg nach der Größe der Schule sowie der Zahl der Schülerinnen und Schüler richte, gebe es insbesondere an Grundschulen auf dem Land freie Positionen. Genaue Zahlen, so Zacher, seien aber auch im Ländle kaum zu bekommen.