„Das Format ist enttäuschend“
Bildungsgipfel ist bestenfalls ein „Bildungshügel“
Die GEW übt Kritik am Bildungsgipfel der Regierung und fordert einen nachhaltigen Prozess, an dem alle in der Bildung wichtigen Player beteiligt sind.
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat zum Bildungsgipfel geladen, „um über die aktuellen Herausforderungen des deutschen Bildungssystems diskutieren“ – so wie es der Koalitionsvertrag vorgesehen hat. Die GEW kritisiert, der Bildungsgipfel sei bestenfalls ein „Bildungshügel“.
„Das Format dieses Bildungsgipfels ist enttäuschend.“ (Maike Finnern)
„Das Format dieses Bildungsgipfels ist enttäuschend. Es wird den Aufgaben, vor denen wir im gesamten Bildungswesen stehen, nicht gerecht“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag während des Bildungsgipfels in Berlin in einer Paneldiskussion. „Der Fokus der Veranstaltung ist inhaltlich auf das Thema ‚Schule‘ gerichtet. Aber es gibt auch in den anderen Bildungsbereichen großen Handlungsbedarf.“
Alle wichtigen Player beteiligen
Über die notwendigen Veränderungen in der Bildung und eine Neuaufstellung sei in drei Stunden kein Konsens zu erzielen. Deshalb könne der heutige Bildungsgipfel nur „ein Startschuss für einen nachhaltigen Prozess sein, an dem alle in der Bildung wichtigen Player beteiligt sind“, sagte Finnern.
Die Regierungen in Bund und Ländern sowie die in den Kommunen Verantwortlichen müssten Bildung als essenziellen Teil ihrer Politik begreifen und Priorität geben.
„Es geht um die Zukunftschancen der Menschen in unserer Gesellschaft.“ (Maike Finnern)
Die strukturelle Unterfinanzierung des Bildungswesens und der dramatische Fachkräftemangel sind die größten Herausforderungen. „Wenn wir hier keine Lösungen finden, kommen wir der Chancengleichheit nicht näher“, sagte die GEW-Chefin. „Es geht um die Zukunftschancen der Menschen in unserer Gesellschaft.“
Soziale Herkunft als „Achillesferse
Bis heute sei die enge Abhängigkeit des Bildungserfolges der Kinder und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft die „Achillesferse des Bildungssystems in Deutschland“, betonte Finnern. Dass jährlich rund 50.000 Jugendliche die Schulen ohne einen Abschluss verlassen, sei ein Alarmsignal, das seit Jahren ignoriert werde. „Deshalb müssen die Mittel für Bildung aufgestockt und zielgerichteter verteilt sowie der eigentlich wunderbare Pädagogen-Beruf für junge Menschen wieder attraktiver gemacht werden.“
Bildungsföderalismus reformieren
Die GEW-Vorsitzende machte deutlich, dass der Bildungsföderalismus reformiert werden müsse. Dabei gehe es nicht darum, ihn aufzuheben, sondern „ihn zukunftsfähig zu gestalten und so zu entwickeln, dass die unterschiedlichen Entscheidungsebenen verbindlicher und effektiver zusammenarbeiten“, unterstrich Finnern. „Es ist sehr sinnvoll, Bildungspolitik über Staatsverträge zu steuern und das Kooperationsverbot für eine gemeinsame Finanzierung aller Ebenen aufzuheben.“
Info: Die GEW ist Mitglied des breiten Bündnisses aus 54 Stiftungen, Verbänden und Gewerkschaften, das sich für einen Neustart in der Bildung einsetzt und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder vorschlägt, zu einem Nationalen Bildungsgipfel einzuladen.